1951: Das Fahrrad und seine technischen Besonderheiten
„Technisch eleganter, aber fabrikatorisch teurer ist der kettenlose Antrieb“, schrieb VDI nachrichten am 3. 11. 1951 im Beitrag „Das Fahrrad und seine technischen Besonderheiten“.
Anlässlich der Internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung in Frankfurt/Main widmete sich die gesamte Titelseite der VDI nachrichten vom 3. November 1951 der Technik des Drahtesels. Nach einem kurzen geschichtlichen Abriss ging es dann ausführlich in die technischen Details eines (damals) modernen Fahrrads. „Die Technik des Radfahrens“, heißt es da, „ist nichts anderes als ein Balance-Akt im Zusammenhang mit einer Vorwärtsbewegung, indem der Fahrer seinem Rad fortwährend größere oder kleinere (oft unbewußte oder kaum merkliche) Hilfen erteilt – sei es, indem er die Lenkstange bedient oder dass er vom Sitz (Sattel) aus die Lage korrigiert, indem er sein Körpergewicht leicht verlagert.“ Alles klar?
Die landläufig vertretene Meinung, das Gleichgewicht werde durch eine Kreiselwirkung des rotierenden Rades gehalten, verweist der Verfasser des Beitrags, M. R. C. Haenel, ins Reich der Legende. Dazu seien die Umdrehungszahlen zu langsam.
Dem Fahrrad auf die Einzelteile geschaut
Im Weiteren lässt der Beitrag, der auch auf der Seite 2 der Ausgabe fortgesetzt wurde, kein Detail der Fahrradtechnik aus: Rahmen, Nachlauf des Vorderrads, Freilaufnabe mit und ohne Rücktrittbremse, Gangschaltung.
Zu den verschiedenen Antriebsformen heißt es: „Die Standardform des Antriebs ist der Tretkurbelantrieb, bei dem zwei diametral gegeneinander versetzte Kurbeln mit Hilfe von Fußstützen (Pedalen) im Kreis getreten werden. Die Tretkurbeln sind im unteren Knotenpunkt des Rahmens in Kugellagern gelagert. Daneben gibt es neuerdings auch den sog. Pendelhebelantrieb, bei dem die Füße eine hin- und hergehende Bewegung ausführen“, hieß es vor 70 Jahren in den VDI nachrichten.
Antrieb ganz ohne Kette
Auch über kettenlose Antriebe wurde damals berichtet: „Zur Kraftübertragung vom Zahnrad des Tretkurbellagers zum Zahnkranz des Hinterrades wird allgemein der Kettenantrieb genutzt. Technisch eleganter, aber fabrikatorisch teurer ist der kettenlose Antrieb (fälschlicherweise auch „Kardanantrieb“ genannt). Er geschieht mit Hilfe einer Welle und zweier Kegelradpaare, die im Rahmen gekapselt gelagert sind. Außerdem verlangt dieser Antrieb einen gradlinigen, nicht gekröpften Verlauf der Hinterradgabel vom Tretkurbellager zur Radnabe.“ Durchgesetzt hat sich dieses Konzept allerdings bis heute nicht. Unter anderem erschwerte die Welle an der Radnabe den Ausbau des Hinterrads bei einem Platten.
Auch motorisierte Fahrräder gab es damals schon, z. B. indem ein kleiner Verbrennungsmotor über dem Vorderrad montiert wurde und diesem über einen Keilriemen oder eine Reibrolle mehr Schwung verlieh. Oder – im Rahmen montiert – durch eine zweite Kette auf das Hinterrad wirkt. Auch Antriebe direkt an der Hinterradnabe gab es schon vor 70 Jahren. Doch bis zu den modernen Pedelecs von heute war es noch ein weiter Weg.