Strahlverkehrsflugzeug made in Germany
Beitrag „VFW 614 kurz vor dem Roll-out“ aus den VDI nachrichten vom 10. Februar 1971. Der Haken: Die DDR war schneller
„Nachdem Ende November 1970 ein Bankenkonsortium für die Serienfertigung des ersten deutschen Strahlverkehrsflugzeugs mit einem Kredit von 200 Millionen DM bewilligt hat, ‚ist der Vogel VFW 614 flügge‘ – wie es der Bremer Wirtschaftssenator Schulz ausdrückte“, schrieben die VDI nachrichten vor 50 Jahren. Der Bremer Senat hatte sich damals für das Projekt starkgemacht, um den Stadtstaat unabhängiger von Schiffbau und Schifffahrt zu machen.
Doch war die Sicht des Autors seinerzeit eine zu enge: Er hatte wie damals üblich großzügig „deutsch“ mit „westdeutsch“ gleichgesetzt. Denn tatsächlich entstand das erste strahlgetriebene Verkehrsflugzeug in der DDR, wo die Baade 152 bereits 1958 ihr Rollout hatte. Nach dem Absturz des Prototypen stellte die Staatsführung das Programm allerdings ein (s. VDI nachrichten 47-48/18).
Europäische Zusammenarbeit
Die VFW 614 dagegen war schlussendlich ein europäisches Projekt. In europäischer Zusammenarbeit wurden die Maschinen in Serie gebaut. Die Standorte Bremen und Einswarden der Vereinigten Flugtechnischen Werke Fokker GmbH (VFW-Fokker) übernahmen den Bau des Bug- und Rumpfteils mit dem integrierten Flügelmittelkasten. Die Strahltriebwerke entwickelte Rolls-Royce zusammen mit seinem französischen Partnerunternehmen Snecma.
Die Maschinen sollten eine Alternative zur damals bereits veralteten DC-3 des US-Flugzeugbauers Douglas sein. Das Rollout der VFW 614 fand im April 1971 in Bremen statt. Im Juli erfolgte der Erstflug. Auffallend: Bei dem als Tiefdecker konzipierten Flugzeug wurden die Triebwerke auf den Tragflächen angebracht. Damit sollte vermieden werden, dass sie auf schlecht vorbereiteten Pisten in Entwicklungsländern Sand und Steine einsaugen.
Während der Flugerprobung ging einer der Prototypen verloren, wobei einer der Testpiloten ums Leben kam. Nach konstruktiven Veränderungen erhielt der Typ dann am 23. August 1974 die Zulassung durch das Luftfahrtbundesamt.
Nur 13 Serienmaschinen wurden gebaut
Finanziell rechnete sich die Entwicklung nicht. Am Ende wurden bis Ende 1977 nur 13 Serienmaschinen gebaut. Davon kamen drei in die Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums. Die erste ausgelieferte Serienmaschine ist heute im Technikmuseum Speyer zu sehen, einige weitere sind im In- und Ausland ausgestellt. Die letzte flugfähige Maschine des Typs VFW 614 war beim DLR in Braunschweig im Einsatz und wurde nach Außerdienststellung 2013 feierlich an die Flugwerft Schleißheim des Deutschen Museums München übergeben.
Die Hoffnung, die der Autor des Beitrags von 1971 am Ende äußert, erfüllte sich nicht. Doch mit Airbus haben die Europäer schlussendlich doch ihren Platz in der globalen Luftfahrtindustrie gefunden.
Mit Material von Wikipedia