VDI-Präsident Lutz Eckstein fordert Technologieoffenheit
Klimawandel, Energiewende, zirkuläre Wirtschaft und Mobilität: VDI-Präsident Lutz Eckstein will gemeinsam mit Wissenschaft und Politik die Herausforderungen für die Gesellschaft lösen. Der VDI soll als neutrale Instanz die Diskussionen mitgestalten.
VDI nachrichten: Herr Professor Eckstein, Sie sind seit 1. Januar Präsident des VDI. Wie ist bisher Ihr Eindruck?
Eckstein: Ich kann nur Positives berichten, vor allem über die Menschen im Ehrenamt und Hauptamt, die ich treffe. Alle sind sehr offen und motiviert, den VDI auf eine nächste Stufe zu heben und gemeinsam für unsere Gesellschaft mehr zu erreichen. Der VDI hat ja bereits eine sehr positive Richtung eingeschlagen durch die Wahl des Themas „Zukunft gestalten“ – das trifft genau die positive, gestalterische Grundhaltung, die ich gemeinsam mit Hauptamt und Ehrenamt weitertragen möchte. Wir wollen als VDI Impulse setzen, um Deutschland zu einem Zukunftsstandort zu machen, der attraktiv ist für Menschen und Unternehmen, und damit eine tragende Säule Europas darstellt.
Sie waren auch lange Jahre im Ehrenamt aktiv und kennen den VDI gut. Aber gab es dennoch irgendwas, bei dem Sie sagen: „Das hatte ich vorher nicht gewusst“?
Nein, im Großen und Ganzen gab es das nicht. Im Detail lerne ich hingegen viel über die Rollen, Strukturen und Prozesse innerhalb des VDI, aber auch die vielfältigen Kompetenzen und Vernetzungen. Für mich ist es eine motivierende Herausforderung, einen so großen Verein, in dem es natürlich heterogene Interessen gibt, zusammenzuführen. Ich bin davon überzeugt, dass es durch das Formulieren und Verfolgen eines gemeinsamen großen Ziels gelingen wird, das Agieren der Gliederungen des VDI einschließlich des Hauptamts und der GmbHs noch besser zu synchronisieren.
VDI will Kindern und Jugendlichen die Technik näher bringen
Was werden die Schwerpunkte Ihrer Präsidentschaft sein – was soll nach drei oder nach sechs Jahren Ihr Nachlass sein?
Ich möchte gemeinsam mit dem Präsidium und der Vorstandsversammlung eine langfristige tragende Rolle für den VDI in unserer Gesellschaft definieren und unter Einbezug des gesamten VDI umsetzen. Wir leben in einer Gesellschaft, wo Politiker relative kurze Amtsperioden haben und auch Unternehmenslenker aufgrund hoher variabler Gehaltsbestandteile nicht selten nach kurzfristigen Erfolgen streben.
Das heißt, wir haben eigentlich eine eher kurzfristig taktende Politik und Industrie. Dadurch wächst das Risiko, dass langfristige Ziele aus den Augen verloren gehen oder deren Formulierung nicht den notwendigen Stellenwert hat. Es gibt wenige Vereinigungen und Organisationen in Deutschland, die dieses Dilemma lösen können.
Ressourcen für die Industrie außerhalb von China langfristig sichern
Denn wir wünschen uns kein zentral gesteuertes Einparteiensystem, wie wir es in China beobachten – wir müssen andererseits anerkennen, dass China eine langfristige Strategie verfolgt. Wir müssen uns beispielsweise schon heute den Zugang zu Ressourcen auf anderen Kontinenten sichern, die erst „übermorgen“ benötigt werden. Aber eben diese Langfristigkeit macht China sehr stark und erfolgreich. Bei uns fehlt dieses langfristige Element oder es ist nicht stark genug ausgeprägt. Diese Rolle können wir als VDI erfüllen, weil wir – durch persönliche Mitgliedschaften getragen – völlig neutral sind und nicht von Politik oder Unternehmen abhängig sind. Das ist eine Riesenchance – für den VDI und für unsere Gesellschaft.
Anders als ein Verband betreibt ein Verein aber keine Lobbyarbeit. Kann der VDI relevante öffentliche Wahrnehmung erzeugen?
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