Schiebt Musk Cyberangriff vor, um Panne zu vertuschen?
Der mit großer Fanfare angekündigte Livestream von Tech-Milliardär Elon Musk mit Donald Trump auf der Plattform X begann mit rund 45 min Verspätung. Musk spricht von einem Cyberangriff.
Musk plaudert mit Trump auf der Plattform X: Darauf haben Millionen User in der Nacht zum Dienstag gewartet. Zum angekündigten Termin (2 Uhr deutscher Zeit) konnte sich zunächst aber kaum jemand in den Livestream einwählen, stattdessen wurden die Wartenden mit Musik abgespeist.
Elon Musk behauptete auf X, die Plattform sei Ziel einer massiven DDoS-Attacke geworden. Bei solchen Angriffen werden Websites mit großen Mengen an Anfragen überschüttet, damit sie in die Knie gehen.
Das Technologie-Blog „The Verge“ berichtete kurz darauf, es sei ein vorgeschobener Grund, um technische Probleme zu vertuschen. Denn der Rest von X schien normal zu funktionieren. Laut einer Quelle bei der Plattform X habe es keine solche Attacke gegeben, hieß es. Und: „Ein weiterer X-Mitarbeiter sagte, es gebe eine „99-prozentige“ Wahrscheinlichkeit, dass Elon über den Angriff gelogen hat“, schreibt The Verge.
Hier wird Ihnen ein externer Inhalt von X (vormals twitter.com) angezeigt.
Mit der Nutzung des Inhalts stimmen Sie der Datenschutzerklärung
von youtube.com zu.
There appears to be a massive DDOS attack on 𝕏. Working on shutting it down.
Worst case, we will proceed with a smaller number of live listeners and post the conversation later.
— Elon Musk (@elonmusk) August 13, 2024
Technische Probleme auch beim Ton
Auch war der Ex-Präsident das ganze Gespräch über mit einem ungewöhnlichen Lispeln zu hören, das unerklärt blieb. Die Theorien im Netz reichten von Zahnproblemen bis hin zu einem schlechten Mikrofon oder Software zur Geräuschunterdrückung.
Schon als Musk im vergangenen Jahr bei X einen Livestream für den damaligen republikanischen Präsidentschaftsbewerber Ron DeSantis veranstaltete, begann die Übertragung mit erheblicher Verspätung, weil zunächst die Server überlastet waren. Möglicherweise waren die technischen Probleme darauf zurückzuführen, dass Musk nach dem Kauf von ehemalig Twitter zahlreiche Mitarbeiter entlassen und die Investitionen zurückgefahren hatte.
Werbeveranstaltung für Trump
Musk hatte das Gespräch als ein „Interview“ mit Trump beworben. Am Ende lief es jedoch größtenteils wie einer der Wahlkampfauftritte des Ex-Präsidenten ab. Trump behauptete abermals, dass es mit ihm als Präsidenten weder den russischen Überfall auf die Ukraine noch die Attacke der Hamas auf Israel noch die hohe Inflation in den USA gegeben hätte. Musk ließ das alles unwidersprochen.
Die rund zweistündige Unterhaltung lief auf Musks Onlineplattform X, ehemals Twitter. Trump behauptete, dass rund 60 Mio. Nutzer dem Livestream lauschten – während für alle sichtbar die Zahl von 1,2 Mio. Zuhörern angezeigt wurde. „Werde ich für das hier bezahlt oder nicht?“, scherzte Trump zum Schluss.
Wahlkampfteam von Kamala Harris spottet über Livestream-Probleme
Musks Live-Event kam zu einer schwierigen Zeit für Trump. Seit Amtsinhaber Joe Biden (81) aus dem Rennen für die Demokraten ausschied und Vizepräsidentin Kamala Harris (59) dessen Platz eingenommen hat, steht Trump in Umfragen unter Druck – insbesondere in den wenigen Bundesstaaten, die in den vergangenen Jahren letztlich die Wahl entschieden hatten, in den sogenannten „Swing States“.
Harris‘ Wahlkampfteam nutzte auch jetzt die Gelegenheit für eine Attacke. „Was auch immer das hier war“, habe Trumps Extremismus demonstriert, hieß es in einer Stellungnahme zu dem Gespräch. Und auch dass der ganze Wahlkampf des Ex-Präsidenten im Dienste von Leuten wie ihm selbst und Musk stehe – „von sich selbst eingenommenen reichen Typen“, die im Jahr 2024 keinen Livestream problemlos über die Bühne bringen könnten. Das spreche für sich, hieß es weiter. (dpa/mv)