Enzo Weber (IAB) zum Arbeitsmarkt 04. Okt 2022 Von Wolfgang Schmitz Lesezeit: ca. 5 Minuten

„Die ökologische Transformation ist neben der Digitalisierung die größte Chance, die wir haben“

Die Krisen sollten Wirtschaft und Politik dazu motivieren, sich von der „alten Welt“ zu verabschieden und in den „Verbesserungsmodus“ umzuschalten, sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Für die Arbeitswelt heißt das: produktiver, flexibler und gesünder werden.

Der Politik habe bislang die Ernsthaftigkeit bei der Umsetzung der Klimaziele gefehlt, ist Enzo Weber überzeugt. Das Wissen darum treibt seit Jahren unzufriedene Bürgerinnen und Bürger auf die Straße.
Foto: imago images/IPON

VDI nachrichten: Herr Weber, wie hat sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren verändert?

Enzo Weber: Früher stand die Arbeitslosigkeit im Vordergrund, dann stieg die Zahl der Erwerbstätigen stetig. Heute führt die Knappheit an Arbeitskräften dazu, dass kaum noch jemand entlassen wird. Das gilt vor allem für das Handwerk, die Pflege, die Gastronomie und alles, was sich um Digitalisierung dreht. Nur im Banken- und Versicherungswesen werden Stellen abgebaut. Die Verknappung von Arbeitskräften führt zu wachsenden Ansprüchen von Bewerberinnen und Bewerbern, darunter die Viertagewoche.

Die Erwartungen der Unternehmen zielen naturgemäß in die andere Richtung.

Klar, Arbeitskräfte sind knapp. Es kann aber auch nicht das Ziel sein, das Arbeitspensum aufs Maximum zu treiben. Überlange Arbeitszeiten sind schädlich. Individueller arbeiten, dabei nicht unbedingt weniger – das ist der Trend. Zufriedenheit kommt von Selbstbestimmtheit. Natürlich können Beschäftigte nicht verlangen, dass sie für eine Viertagewoche denselben Lohn erhalten wie für eine Fünftagewoche. Es gilt angesichts der sich verändernden Arbeitnehmerwünsche, Arbeit produktiver, flexibler und gesünder zu gestalten. Das organisatorisch hinzubekommen, ist die große Herausforderung.

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