Ingenieure und IT-Fachkräfte aus dem Ausland zeigen großes Interesse an Deutschland, aber …
Deutschland könnte bei ausländischen Fachkräften aus Nicht-EU-Ländern aus dem Vollen schöpfen. Vor allem Ingenieure und IT-Fachleute liebäugeln mit Deutschland. Die OECD begab sich auf Stimmenfang, was das Land attraktiv macht und wo es noch an Anziehungskraft hapert.
Die deutsche Wirtschaft braucht Arbeitskräfte aus dem Ausland, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Darin sind sich Arbeitsmarktexperten und -expertinnen weitestgehend einig. Deshalb will die Bundesregierung das Migrationsrecht ändern und bürokratische Hürden weiter abbauen. Denn, so Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), die Vorstellung, dass „per se alle Fachkräfte der Welt“ nach Deutschland kommen wollten, sei „leider eine Illusion“. Zur Diskussion gehört auch die Absicht von Heils Parteikollegin, Bundesinnenministerin Nancy Faeser, gut integrierten Ausländern und Ausländerinnen schneller die deutsche Staatsbürgerschaft zu gewähren.
Wie aber kann Deutschland als Einwanderungsland noch attraktiver werden? Und: Wer will überhaupt kommen? Um diese Fragen zu beantworten, befragte die OECD knapp 30 000 internationale Fachkräfte, die mit dem Gedanken spielen, in Deutschland zu arbeiten.
Knapp ein Viertel der Befragten ist im Ingenieurwesen tätig, 15 % sind IT-Spezialisten
Wichtigste Erkenntnis der Studie: „Deutschland steht ein großer Pool hoch motivierter ausländischer Fachkräfte zur Verfügung. Über die Hälfte der Befragten hat fest vor, nach Deutschland zu ziehen. Acht von zehn haben bereits erste Schritte unternommen“, heißt es bei der OECD. Insbesondere in den technischen Mangelberufen bieten sich demnach große Möglichkeiten, die Fachkräftelücke zu mildern. Denn knapp ein Viertel der Befragten ist im Ingenieurwesen tätig, 15 % sind IT-Spezialisten. Drei von vier haben einen Hochschulabschluss. 70 % der Hochschulabsolventen haben als höchsten Bildungsabschluss einen Bachelortitel. Entsprechend sind zwei Drittel der Befragten zwischen 25 und 44 Jahre alt.
Expertenrat fordert leichteren Zuzug ausländischer Fachkräfte
Sollte dies notwendig sein, sind neun von zehn Teilnehmenden bereit, sich weiterzubilden. Die Mehrheit würde dies jedoch nur unter bestimmten Bedingungen tun, etwa wenn sie während des Verfahrens erwerbstätig ist und im Anschluss dauerhaft in Deutschland bleiben dürfte.
Die Mehrheit der Befragten hat mindestens fünf Jahre Berufserfahrung in ihrem Bereich, jeder oder jede Dritte bringt sogar über zehn Jahre Erfahrung mit.
Das Interesse ist also vorhanden – und das auf breiter Ebene. „Um dieses Potenzial voll nutzen zu können, bedarf es vor allem effektiver Unterstützung bei der Jobsuche“, fordert die OECD. Laut Studie stellt die Suche nach einem passenden Stellenangebot die größte Hürde für die Einreise nach Deutschland dar. Fast vier von fünf Befragten wünschen sich mehr Unterstützung in diesem Bereich.
Im Gegensatz zu Kanada, Großbritannien und den USA kann Deutschland nicht mit einer Weltsprache auftrumpfen. Hier liegt eine weitere Hürde. Daher wünschen sich die Befragten eine verstärkte Wertschätzung bestehender Deutschkenntnisse und eine Förderung des Erwerbs deutscher Sprachkenntnisse. Dabei verfügt die Hälfte der Teilnehmenden bereits über Grundkenntnisse der deutschen Sprache und jeder Siebte beherrscht Deutsch auf fortgeschrittenem oder noch höherem Niveau.
Ausländische Arbeitskräfte reizen vor allem die guten Arbeits- und Karrieremöglichkeiten
Diejenigen, die noch kein Deutsch sprechen, können dies zumindest zum Teil mit Englisch kompensieren. Unter Deutschanfängern und Teilnehmenden ohne Deutschkenntnisse hat jeder Zweite zumindest sehr gute Englischkenntnisse.
Wenn es nicht die Sprache ist, was spricht dann für Deutschland? Es sind vor allem die guten Arbeits- und Karrieremöglichkeiten. Zwei Drittel der Befragten verbinden Deutschland zudem mit einer hohen allgemeinen Lebensqualität, gefolgt von großer Sicherheit, was für mehr als die Hälfte der Teilnehmenden einen wichtigen Aspekt darstellt. Auf der Wunschliste steht ein gutes Bildungssystem ganz oben. Schließlich will man auch die Kinder in bester Obhut wissen.
Schwächelnde Konjunktur dämpft Arbeitsmarktentwicklung in deutschen Bundesländern
Inder stellen die größte Gruppe unter den Erwerbsmigranten aus Staaten außerhalb der Europäischen Union dar. Die OECD-Befragung bestätigt diese Feststellung. Knapp jeder fünfte Teilnehmer stammt aus Indien, gefolgt von Kolumbien (10 %), der Türkei (9 %), den Philippinen (5 %) und Algerien (4 %).