Karriere machen ist wieder „in“
Der Karriereehrgeiz von Führungskräften steigt über alle Managergenerationen deutlich an. Frauen sind dabei meist ehrgeiziger als Männer.
Der Wille zur Karriere von Führungskräften im deutschsprachigen Raum ist stark gestiegen, wie das aktuelle Manager-Barometer 2019/2020 der internationalen Personalberatung Odgers Berndtson ergeben hat. Mehr als 60 % der Manager wollen das Maximum in ihrer Karriere erreichen, in den Vorjahren wollten dies nur 51 % bzw. 45 %. Allerdings wird deutlich, dass sich das Verständnis von Karriere deutlich verschiebt von einem rein aufstiegsorientierten Berufsweg hin zu einer stärker inhaltlichen Perspektive. So setzen zwei Drittel der Manager das Karrieremaximum gleich mit der Annahme von kontinuierlich neuen inhaltlichen Herausforderungen. Frauen sind dabei stärker inhaltsgetrieben als Männer. Sie sind laut Barometer zudem auch ehrgeiziger als ihre männlichen Kollegen. 62,7 % der rund 2400 Führungskräfte, die an der diesjährigen Befragung zum Manager-Barometer teilgenommen haben, wollen stetig weiter aufsteigen und das Maximum in ihrer Karriere erreichen. Das sind über elf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr (51,2 %) und rund 20 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2017 (45,2 %).
Alle Generationen ziehen mit
Dabei ist der zunehmende Karriereehrgeiz über alle Managergenerationen hinweg zu beobachten – allen voran unter den nach 1980 geborenen Managern (Generation Y). Hier hat der Karrierewille in den letzten zwei Jahren von 76,9 % auf 82,9 % zugenommen. „Diese Entwicklung ist sehr erfreulich, denn in den vergangenen Jahren musste man eher ein düsteres Bild von der Bereitschaft der Manager zeichnen, die sogenannte ‚Extrameile‘ zu gehen“, kommentiert Markus Trost, Partner bei Odgers Berndtson und Leiter des Manager-Barometers 2019/2020, die Ergebnisse. „Unabhängig davon, wie jemand Karriere definiert, sind und bleiben die intrinsische Motivation, aber auch Einsatzbereitschaft und Durchhaltevermögen elementare Voraussetzungen für eine erfolgreiche, berufliche Weiterentwicklung“, so der Berater.
Herausfordernde Inhalte wichtiger als reiner Aufstieg
Gefragt nach den konkreten Karrierezielen, geben 65,6 % der karriereorientierten Manager an, kontinuierlich neue inhaltliche Herausforderungen annehmen zu wollen. Damit nimmt die inhaltliche Perspektive die Spitzenposition unter den Karrierezielen ein. In den Vorjahren war meist eine ‚Top- Managementposition in einem erfolgreichen mittelständischen Unternehmen‘ das oberste Karriereziel der Führungskräfte. „Das Verständnis von Karriere verschiebt sich. Statt des reinen hierarchischen Aufstiegs sind heute vor allem spannende Inhalte gefragt“, erläutert Markus Trost und ergänzt. „Hier sind die Unternehmen gefordert, ihre Führungskräfte individuell zu entwickeln. Das heißt zum Beispiel auch, dass sie bei Neueinstellungen nicht mehr nur die zu besetzende Position im Auge haben dürfen, sondern in Karriereperspektiven für Kandidatinnen und Kandidaten denken müssen.“
Frauen sind ehrgeiziger als Männer
Weibliche Führungskräfte zeigen sich karriereehrgeiziger als ihre männlichen Kollegen: 67,4 % der Frauen – im Vergleich zu 61,8 % der Männer – wollen das Maximum in ihrer Karriere erreichen. Dabei machen sie Karriere noch stärker an inhaltlichen Herausforderungen fest (76,3 % gegenüber 64,3 % unter den männlichen Führungskräften). „Dieses Ergebnis widerspricht – Gott sei Dank – der immer noch sehr verbreiteten Annahme, dass Frauen nicht karriereorientiert oder willens genug seien, um in eine Top-Führungsposition zu gelangen“, sagt Trost. „Im Gegenteil: Wir beobachten, dass die Förderung von Frauen, in welche die Unternehmen seit vielen Jahren investieren, und die zunehmenden Netzwerkaktivitäten nun langsam Früchte tragen. Aber da ist insbesondere in technik- und technologieorientierten Führungspositionen noch viel Luft nach oben.“
Zur Methodik des Manager-Barometers:
Odgers Berndtson befragt jährlich sein Executive Panel, das Führungskräfte von Unternehmen aller Branchen und Größenklassen in Deutschland, Österreich und der Schweiz beinhaltet. Ziel der jährlichen Befragung, die Odgers Berndtson bereits zum neunten Mal online und anonym durchgeführt hat, ist es, zu ermitteln, was Führungskräfte bewegt, was sie für ihren weiteren Berufsweg motiviert, wozu sie bereit sind und wozu nicht. An der Befragung, die zu den umfassendsten Führungskräfteerhebungen im deutschsprachigen Raum gehört, haben 2344 Manager teilgenommen.