„Mix aus Erfahrung und neuen Impulsen“
So breit wie der Maschinen- und Anlagenbau ist in Deutschland kaum eine Branche aufgestellt. Entsprechend vielfältig sind die Arbeitsmöglichkeiten für Ingenieure. Ramona Junuzovic, Personalleiterin beim Hamburger Maschinenbau-Unternehmen Kroenert, zu den Kompetenzen, die Arbeitgeber erwarten.
VDI nachrichten: Sie wechselten vor wenigen Monaten von Stuttgart nach Hamburg. Ist das beispielhaft für die Mobilität, die von Mitarbeitern heute erwartet wird?
Junuzovic: Wer einen angemessenen Job finden will, sollte genau schauen, wie ein Unternehmen aufgestellt ist und ob es wirklich zu einem passt. Dafür muss man auch räumlich über den Tellerrand schauen. Ich wollte schon seit einigen Jahren aus Süddeutschland nach Hamburg und habe sehr sorgfältig gesucht, bis klar war: Kroenert passt zu mir. Ich komme aus einem Konzern mit über 60 000 Beschäftigten. Kroenert hingegen ist ein Mittelständler. Mich hat gereizt, dass die Firma vom Charakter her ein Familienunternehmen ist. Entscheidend ist nicht die Größe eines Unternehmens, sondern, welche Möglichkeiten und Freiräume es einem bietet.
Muss man zwingend den Ort und das Unternehmen wechseln, um Karriere zu machen?
Nein, wir besetzen Führungspositionen sowohl mit Mitarbeitern aus dem eigenen Haus als auch mit Externen. So bekommen wir neue Impulse und wahren die Unternehmenstradition.
Sind die Neuen automatisch die Impulsgeber, die das Unternehmen vorantreiben und für die notwendigen Innovationen sorgen, ohne die der Maschinenbau seine internationale Bedeutung verlieren könnte?
Wenn jemand so wie ich von außen kommt, ist es normal zu sagen: Ich bringe neue Impulse mit. Das wird von Neuen erwartet und daran werden sie gemessen. Das heißt nicht, dass hier alles allein von neuen Leuten vorangetrieben wird. Wir brauchen die Mischung, Mitarbeiter mit Erfahrung, solche die auch mal über den Tellerrand schauen, aber auch solche, die für Kontinuität sorgen.
Die Arbeitsmarktlage ist für Ingenieure immer noch gut. Das ist den Zahlen des VDI für das vierte Quartal 2014 zu entnehmen. Im Bundesschnitt kamen bei einem Verhältnis von 206 zu 100 mehr als zwei offene Stellen auf eine arbeitslos gemeldete Person. Die größten Chancen boten der Maschinen- und Fahrzeugbau sowie die Energie- und Elektrotechnik mit über drei offenen Stellen pro Arbeitslosen.
Insbesondere die Bundesländer Baden-Württemberg mit 363 offenen Stellen je 100 Arbeitslose, Bayern mit einem Verhältnis von 307 zu 100 sowie Hessen mit einer Engpassrelation von 246 zu 100 suchten Ingenieure. Nur in Berlin/Brandenburg war die Zahl der Arbeitslosen höher als die Zahl offener Stellen (78:100).
Quelle: VDI-Ingenieurmonitor 4.
Was muss ein Beschäftigter mitbringen, um den Innovationsprozess in einem Unternehmen mitzugestalten?
Er sollte offen für Neues sein, über den Tellerrand hinausschauen können und ein Gespür dafür haben, wie Trends unser Arbeitsleben verändern werden. Wenn er daraus Nutzen für die Firma ableiten kann, hat er die besten Voraussetzungen, Einfluss auf den Innovationsprozess zu nehmen.
Sind für die Entwicklung innovativer Produkte Allrounder oder Spezialisten gefragt?
Wir brauchen Spezialisten. Und wir brauchen flexible Mitarbeiter. Flexibilität heißt nicht, dass man von allem etwas verstehen muss, aber man muss sich in Neues hineindenken und hineinarbeiten können. Zunächst erwarten wir, dass jemand in einem bestimmten Bereich sehr gut ist. Aber darüber hinaus erwarten wir vor allem Neugier: Was gibt es Neues? Was kann man neu machen? Das gilt übrigens nicht nur für die großen Verfahren, sondern auch für die Details. Ein „Das haben wir immer schon so gemacht“ darf es nicht geben, wenn ein Unternehmen tatsächlich innovativ sein will.