Ob Vier-Tage-Woche oder nicht: Traditionelle Arbeitszeitmodelle stehen vor dem Aus
Bei der Diskussion um die Vier-Tage-Woche treffen Fragen der Wirtschaftlichkeit auf die Bedürfnisse vieler Beschäftigter. Allgemeiner Tenor: Arbeit muss flexibler werden. Aber wie soll das genau aussehen?
Für Marie-Antoinette Schleier war es vor anderthalb Jahren der Sprung ins kalte Wasser. Und für den braucht es bekanntlich Mut. „Ich hatte von der Möglichkeit einer Vier-Tage-Woche gehört und mir gedacht: Versuchs doch mal!“
Die Geschäftsführerin des sechsköpfigen Metallbauunternehmens „Franz Rönnau – Metall ums Haus“ aus Hessisch Lichtenau hat die Entscheidung nicht bereut. Die Kollegen und Kolleginnen sind ihr nach ersten Zweifeln dankbar. Heute arbeiten alle Mitarbeitenden nur noch vier Tage in der Woche und das bei Reduzierung der Arbeitszeit von 40 auf 36 Stunden – bei gleicher Bezahlung und der gleichen Anzahl an Urlaubstagen. Der Mehrwert des freien Freitags sei enorm, sagt Marie-Antoinette Schleier. Die Mitarbeitenden seien mindestens so motiviert wie vor Einführung der Vier-Tage-Woche. „Ich glaube, dass das Konzept auch in größeren Unternehmen funktionieren kann.“
„Vertrauensarbeitszeit wird es weiterhin geben“
Ein Selbstläufer ist es aber beileibe nicht. „Das hängt von der Einstellung der Mitarbeitenden und des Vorgesetzten zur Arbeit ab. Da müssen alle an einem Strang ziehen. Das Betriebsklima muss stimmen und die Mitarbeitenden müssen ihre Arbeit gerne machen.“
Britische Studie zur Vier-Tage-Woche sorgt für Aufsehen – Arbeitszeitmodell erweist sich als effektiv
Stichwort Vertrauen. „Ich kontrolliere meine Mitarbeitenden auf Montage nicht“, sagt Schleier. „Sie entscheiden selbst vor Ort, ob sie noch eine Stunde dranhängen oder früher als geplant gehen, weil die Arbeit getan ist. Wir haben keine Stempeluhr oder so etwas. Der Krankenstand bei uns tendiert gegen null.“ Aber es gibt auch Grenzen. „Die Arbeit auf Montage ist anstrengend, da ist die Einhaltung entsprechender Pausenzeiten wichtig“, weiß die Chefin. Bei den Kunden sei keine Überzeugungsarbeit nötig gewesen. „Die hatten direkt Verständnis. Was ich gut finde, ist, dass sich die Menschen jetzt mit dem Thema beschäftigen.“
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