Schichtwechsel: Abschied der Babyboomer
Große Teile der zahlenmäßig starken Babyboomer-Generation verabschieden sich in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Arbeitswelt und Gesellschaft stehen vor grundlegenden Umbrüchen.
Die Coronakrise stellt derzeit die Solidarität von Jungen und Alten auf die Probe. Alle müssen Verzicht leisten, um die gesundheitlich Schwächeren zu schützen. Die Frage, wie belastbar das Miteinander der Generationen ist, kommt aber längst nicht zum ersten Mal auf. Sie bestimmt ganz im Gegenteil viele der jüngst geführten Debatten.
Die Fridays-for-Future-Bewegung argumentiert, sie sei vom Klimawandel besonders betroffen, während die derzeitigen Entscheider ihn nicht mehr erleben würden. Beim Brexit-Entscheid tut sich eine Kluft unter den jüngeren Befürwortern und den statistisch eher älteren Gegnern Europas auf. Und natürlich schwelt die noch immer ungeklärte Frage, wie die Rente in Zukunft zu sichern und der Abschied der Babyboomer vom Arbeitsmarkt zu verkraften ist.
Digital Natives versus Erfahrung
Hier steht binnen weniger Jahre ein Schichtwechsel bevor, wie ihn die deutsche Wirtschaft noch nicht erlebt hat. In der digitalen Arbeitswelt von heute bewegen sich die Jungen mit einer Geschicklichkeit, die sich viele erfahrene Fachkräfte erst mühsam aneignen müssen. Deshalb sind sie aber keineswegs Fachkräfte zweiter Klasse. Während die Jungen mit hoher Geschwindigkeit digitale Informationen abrufen, ist die Generation 50 plus besser darin geschult, relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden. „Da haben definitiv Menschen, die schon länger im Beruf stehen, Vorteile“, so der Wirtschaftspsychologe Ingo Aberle.
Wenn die Babyboomer in den kommenden Jahren aus dem Arbeitsleben ausscheiden, werden sie folglich nicht nur quantitativ große Lücken reißen. Führungskräfte und Fachkräftenachwuchs seien daher gut beraten, so Aberle, nach dem Ausscheiden der Erfahrenen den Fokus auf den strategischen Umgang mit Informationen zu legen.
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