Technische Fachkräfte werden von Personalern „geghostet“
Trotz Fachkräftemangel: Mehr als die Hälfte der Bewerbenden in Ingenieurberufen haben im Bewerbungsprozess schon von Seiten der Personalabteilung einen unvermittelten Abbruch der Kommunikation erlebt, ein sogenanntes Ghosting.
Alle Welt redet von Fachkräftemangel. Doch in Personalabteilungen wird vor dem Hintergrund oft merkwürdig gehandelt. Zahlreiche Arbeitgeber brechen den Bewerbungsprozess mit gefragten Kandidaten und Kandidatinnen abrupt ab. So lautet ein Ergebnis des aktuellen Trendence HR-Monitors, für den das Marktforschungsunternehmen Trendence bundesweit 1914 Bewerbende mit Berufserfahrung befrage. Demnach gibt mehr als die Hälfte der Teilnehmenden (51,2 %) an, dass sie bereits mindestens einmal von einem Arbeitgeber mitten in der Bewerbungsphase geghostet wurden. Selbst gefragte Bewerbende aus Mangelberufen berichten von diesem Phänomen – bei Ingenieurinnen und Ingenieuren liegt der Anteil bei 52,8 %, bei IT-Spezialistinnen und IT-Spezialisten bei 51,1 %. Unter Ghosting versteht man den unangekündigten Kommunikationsabbruch einer Beziehung, bei der dann auch weitere Kontaktversuche ins Leere laufen.
Die eigene „Gebrauchsanweisung“ für den Arbeitgeber gleich mitliefern
Bewerbende „ghosten“ deutlich weniger als Personalabteilungen
Trendence-Geschäftsführer Robindro Ullah zeigt sein Unverständnis und warnt Unternehmen davor. „Es ist letztlich egal, ob diese (Anmerk. der Red.: die Bewerbenden) einen guten oder schlechten Eindruck mit ihrer Bewerbung hinterlassen. Eine unverbindliche Kommunikation spricht sich schnell herum und belastet so das Image des Arbeitgebers, was sich mittelfristig wiederum negativ auf die Bewerberzahlen auswirkt.“ Zwar vollziehen auch Kandidaten und Kandidatinnen bisweilen einen Kommunikationsabbruch mitten im Bewerbungsprozess, aber laut Trendence deutlich seltener als umgekehrt. So geben 17,5 % der befragten Bewerbenden an, den Kontakt zu einem Arbeitgeber ihrerseits schon einmal schlagartig beendet zu haben. In solchen Fällen geschieht das am häufigsten nach dem ersten Vorstellungsgespräch (bei 40,1 % derjenigen, die den Prozess schon einmal abbrachen). 29,5 % erscheinen dann gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch. Die Hauptgründe für dieses Verhalten sind ein schlechter Gesamteindruck vom jeweiligen Unternehmen, ein vermasselter Kommunikationsprozess sowie ein persönlich schlechter Eindruck von der Kontaktperson auf Arbeitgeberseite, besagt der HR-Monitor.
Karriere machen: Die Codes der Erfolgreichen
„Ghosting-Erfahrungen“ machen auch schon Schülerinnen und Schüler und Studierende
Neben berufserfahrenen Kandidatinnen und Kandidaten beklagen sich auch Berufsstartende über Kontaktabbrüche seitens der Arbeitgeber. So geben 49,3 % der Studierenden an, dass ihnen dies bereits mindestens einmal während einer Bewerbung passiert sei. Auch Schüler und Schülerinnen kennen das. Immerhin ein Drittel von ihnen gibt an, bereits mindestens einmal von Arbeitgebern „geghostet“ worden zu sein. Der Anteil derjenigen, die selbst auch den unvermittelten Kommunikationsabbruch vollzogen, ist bei jungen Bewerbenden allerdings im Schnitt geringer als bei berufserfahrenen Befragten: Bei Studierenden liegt er bei 15,2 %, bei Schülerinnen und Schülern bei 13,8 %. Befragt wurden 1435 Studierende sowie 1327 Schülerinnen und Schüler.