Ingenieurmangel kostet bis zu 13 Mrd. € an Wertschöpfung
Es herrscht weiterhin ein erheblicher Mangel an Ingenieuren, so der aktuelle Ingenieurmonitor von VDI und IW. Entlastung versprechen ausländische Fachkräfte.
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Im ersten Quartal 2024 sank die Anzahl der offenen Stellen für Ingenieurinnen und Ingenieure um 15,6 % auf 148.200. Dies sind zwar weniger als 2023, Die Zahl liegt aber weiterhin über den Werten von 2020 (112.100) und 2019 (131.200). Diese Daten stammen aus dem VDI/IW-Ingenieurmonitor 2024, der seit 2012 vierteljährlich aktuelle Entwicklungen im Arbeitsmarkt für Ingenieure und Informatiker liefert.
„Der Rückgang ist sicherlich auch auf die wirtschaftliche Situation zurückzuführen, in der Unternehmen mit Neueinstellungen zurückhaltend sind. Dennoch gibt es positive Signale“, erklärt VDI-Direktor Adrian Willig.
Auf der positiven Seite hat die Zuwanderung geholfen, den Fachkräftemangel zu lindern: Von Ende 2012 bis September 2023 stieg die Zahl der ausländischen Ingenieure um 146,6 %, und ihr Anteil an allen Beschäftigten wuchs von 6,0 auf 11,0 %.
IW schätzt den Wertschöpfungsverlust durch den Ingenieurmangel auf bis zu 13 Mrd. €
„Die Wertschöpfungsverluste wären ohne Zuwanderung deutlich höher“, ergänzt Migrationsexperte Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). „Ohne die hohe Dynamik bei der Beschäftigung von ausländischen Fachkräften in Ingenieur- und Informatikberufen wäre die Anzahl der fehlenden Beschäftigten in diesen Berufen und damit der Wertschöpfungsverlust durch den Mangel in Ingenieur- und Informatikberufen gut doppelt so hoch“, erklärte er. Der Mangel an Ingenieuren und IT-Fachkräften verursache jedes Jahr einen Wertschöpfungsverlust von etwa 9 Mrd. € bis 13 Mrd. €.
Die größten Engpässe bestehen bei Ingenieurberufen in den Bereichen Energie- und Elektrotechnik. Die Engpassrelation von offenen Stellen je 100 Arbeitslose liegt hier bei 558, es folgen Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur (Engpassrelation 433) sowie Maschinen- und Fahrzeugtechnik (368) und Informatik (303).
VDI-Direktor Willig: „Um die Fachkräftelücke zu schließen, sind ausländische Ingenieurinnen und Ingenieure unerlässlich“
Laut VDI und IW ist Wirtschaftswachstum nur möglich, wenn wir auf die Expertise ausländischer Ingenieure und Ingenieurinnen setzen. „Kurz- und mittelfristig kann der Fachkräftemangel nur durch eine erhöhte Zuwanderung von Ingenieurinnen und Ingenieuren gemildert werden“, erklärte Willig und plädierte für „eine breite Palette an Maßnahmen, um junge Menschen in Deutschland für Technik und Wissenschaft zu begeistern“. Um die Fachkräftelücke zu schließen, seien auch ausländische Ingenieurinnen und Ingenieure unerlässlich.
Genau das belegen die aktuellen Zahlen. Die Zuwanderung in den letzten Jahren hat wesentlich dazu beigetragen, den Fachkräftemangel in Ingenieur- und Informatikberufen zu bekämpfen. Zwischen Ende 2012 und September 2023 stieg die Anzahl ausländischer Ingenieure von 46.489 auf 114.648, was einem Anstieg von 146,6 % entspricht. In diesem Zeitraum wuchs der Anteil ausländischer Ingenieure an allen Ingenieuren von 6 % auf 11 %.