Weniger Nachfrage nach IT-Fachkräften und Ingenieuren
Die Stellengesuche nach Ingenieuren ist im zweiten Quartal laut Hays-Fachkräfte-Index etwas geschrumpft, allerdings weniger als in anderen Berufsgruppen. Vor allem Bauingenieure sind weiterhin stark nachgefragt.
Die allgemeine Volatilität der Wirtschaftslage spiegelt sich laut Beratungsunternehmen Hays in den Nachfrageschwankungen nach Fach- und Führungskräften wider. Die Unternehmen reagieren laut Hays auf die angespannte Situation auch mit reduzierten Stellenausschreibungen, gerade bei hoch bezahlten Positionen. Nach einem Zuwachs im ersten Jahresviertel 2023 würden sich die negativen wirtschaftlichen Vorzeichen unmittelbar auf die Zahl der Stellenausschreibungen auswirken. Der Hays-Fachkräfte-Index verzeichnet für das zweite Quartal 2023 einen Rückgang um 24 Prozentpunkte und befindet sich mit +128 % nun wieder auf dem Niveau von Q4/2022. Diese Nachfrageschwankungen sind laut Hays maßgeblich auf eine sehr kurzfristig ausgerichtete Personalbedarfsplanung zurückzuführen. Für den Index werden Stellenanzeigen der meistfrequentierten Onlinejobbörsen, von Tageszeitungen sowie dem Business-Netzwerk Xing einbezogen. Der Fachkräfte-Index zeigt die prozentuale Veränderung zum Ausgangswert vom ersten Quartal 2015 an.
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Rückläufige Nachfrage nach IT-Experten
Einen klaren Abwärtstrend in der Nachfrage verzeichnet der Index bei den IT-Stellen. Mit einem Minus von 29 Prozentpunkten (auf 148 %) sinkt die Nachfrage auf den zweitniedrigsten Wert seit Ende 2021. Die Spitzenreiter des Vorquartals, IT-Architekten und IT-Security-Spezialisten, erfahren mit –78 Prozentpunkten und –32 Prozentpunkten starke Rückgänge. Auch die Nachfrage nach der zahlenmäßig am stärksten vertretenen Berufsgruppe der IT-Entwickler sinkt um –32 Prozentpunkte. Ein leichtes Nachfrageplus (+7 PP) verzeichnen lediglich die IT-Administratoren. Auch im Bereich Life Science ist Zurückhaltung bei der Rekrutierung zu spüren. Konkret nimmt die Nachfrage um gut ein Viertel (–22 PP) im Vergleich zum Vorquartal ab. Der Bedarf nach Data-Scientisten ist sogar auf den niedrigsten Wert seit zwei Jahren gesunken. Die Nachfrage nach Life-Science-Fachkräften bewegt sich insgesamt auf niedrigerem Niveau, sodass Schwankungen hier deutlicher ausfallen.
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Leichte Abkühlung auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure
Die Stellengesuche nach Ingenieuren ist im zweiten Quartal etwas geschrumpft. Der Index weist für diese Berufsgruppe ein Minus von acht Prozentpunkten aus. Das ist berufsgruppenübergreifend der geringste Nachfragerückgang. Bezogen auf die absoluten Zahlen an ausgeschriebenen Stellen ist der Bedarf an Bauingenieuren trotz eines Rückgangs von –13 Prozentpunkten nach wie vor sehr hoch. Unter den Top fünf der im zweiten Quartal am meisten gesuchten Positionen erfahren lediglich die Verfahrens-/Prozessingenieure eine Wachstumsrate von zehn Prozentpunkten. Die größte positive beziehungsweise negative Veränderung weist die Auswertung bei den Chemieingenieuren (+48 PP) sowie den Automatisierungsingenieuren (–47 PP) aus.
Einbrüche auch bei Finance, HR und Recht
Nach dem Aufwärtstrend der vergangenen Quartale hat sich die Suche nach Spezialistinnen und Spezialisten im Bereich Finance im aktuellen Betrachtungszeitraum erstmals etwas abgekühlt (–22 PP). Auch im Bereich Human Resources zeigen sich die Unternehmen insgesamt zurückhaltend bei der Ausschreibung neuer Stellen. Die abnehmende Nachfrage von 31 Prozentpunkten auf +248 % markiert laut Index den niedrigsten Wert seit Ende 2021. Das deutlichste Minus innerhalb der untersuchten Berufsgruppen verzeichnet der Bereich Recht. Die Nachfrage nach Juristen hat sich um 37 Prozentpunkte auf +184 % abgeschwächt.
„Die Fachkräftenachfrage ist eine veritable Wachstumsbremse für die gesamte Wirtschaft. Die Schwankungen der Nachfrage zeigen, wie unsicher die Unternehmen die wirtschaftliche Lage einschätzen und kurzfristig darauf reagieren, statt eine dauerhafte Personalstrategie zu verfolgen. Vor dem Hintergrund des permanenten Fachkräftemangels, der sich in den kommenden Jahren weiter verstärken wird, sollten die Unternehmen generell strategischere Rekrutierungsmaßnahmen planen“, so Christoph Niewerth, Hays COO DACH und Nordeuropa.