CHE-Studie 11. Jul 2024 Von Wolfgang Schmitz Lesezeit: ca. 2 Minuten

KI noch nicht an allen Fakultäten gleichermaßen angekommen

Was die Nutzung von künstlicher Intelligenz im Studium betrifft, kommen die Hochschulen schleppend voran. Eine Studie zeigt, in welchen Fächern der Aufholbedarf größer als in anderen ist.

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Naturgemäß ist die Digitalisierung in Lehre und Forschung an technischen Fakultäten weiter fortgeschritten als in anderen Disziplinen. Aufholbedarf gebe es aber überall, meinen die Hochschulfachleute des CHE.
Foto: PantherMedia / ekkasit919

Die Angebote und Einsatzmöglichkeiten von KI haben sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt. Auch Studierende nutzen zunehmend die Möglichkeiten, die KI-Anwendungen wie ChatGPT bieten.

Gut die Hälfte der Lehrenden und Studierenden nutzt KI-Tools. 87 % der Hochschulleitungen setzen sich mit KI auseinander, insbesondere in hochschulweiten Austauschprozessen und bei der Entwicklung von Richtlinien. Dies zeigt eine aktuelle Publikation des CHE – Centrum für Hochschulentwicklung. Datengrundlage ist eine Befragung von 34.147 Studierenden an deutschen und österreichischen Hochschulen in 15 unterschiedlichen Studienfächern aus dem Wintersemester 2023/24.

Die detaillierte Auswertung nach Studienfächern zeigt allerdings deutliche Unterschiede bezüglich der Nutzungsintensität und den Anwendungsschwerpunkten von KI-Tools im Studium. Insbesondere Informatik-Studierende nutzen diese Programme bereits regelmäßig. So gaben 61 % der Informatik-Studierenden an, dass sie KI monatlich bis täglich bei Programmiertätigkeiten nutzen. Rund ein Viertel der Studierenden in Fächern wie Sportwissenschaft, Soziologie oder Politikwissenschaft nutzt KI-Anwendungen bereits regelmäßig beim Schreiben von Berichten, Seminar- oder Abschlussarbeiten. In den medizinischen Fächern zeigt sich hingegen eine eher geringe Nutzungsintensität.

KI-Tools werden von Studierenden vor allem für die Prüfungsvorbereitung, Präsentationen und schriftliche Arbeiten verwendet. Es herrscht allgemein ein Verbot von KI bei Klausurformaten wie Onlineprüfungen und Open-Book-Prüfungen. „Der Einsatz von KI-Tools in Prüfungen scheint die Studierendenschaft zu spalten“, heißt es. „So stimmen 47 % der Studierenden der Aussage eher oder voll zu, dass es mehr kontrollierte Prüfungen braucht. 44 % sagen, dass KI in Haus- und Abschlussarbeiten verboten werden sollte. Gut die Hälfte der Studierenden fürchtet, dass sich Kommilitonen und Kommilitoninnen durch Tools wie ChatGPT einen ungerechten Vorteil verschaffen.“

Ausbaupotenzial beim KI-Angebot der Hochschulen

Beim Angebot der Hochschulen zum Erwerb von Kompetenzen im Umgang mit künstlicher Intelligenz zeigt sich zudem noch deutliches Ausbaupotenzial. Außerhalb des Faches Informatik bewerten die Studierenden das vorhandene Angebot ihrer Hochschule hierzu im Durchschnitt nur mit 2,1 von 5 Sternen. Im Fach Informatik sind die Studierenden mit dem Angebot zufriedener, hier liegt die Durchschnittsbewertung bei 3,4 von 5 Sternen. „Dies liegt sicherlich auch daran, dass die Entwicklung von KI grundsätzlich bereits zu einem festen Aufgabenfeld der Informatik geworden ist“, heißt es beim CHE.

Obwohl KI-Anwendungen bereits fächerübergreifend von einem Teil der Studierenden genutzt werden, scheint es flächendeckend noch keine ausreichenden Möglichkeiten für Studierende zu geben, den praktischen Umgang mit KI-Tools zu üben und die Leistungsfähigkeiten und Grenzen von künstlicher Intelligenz kritisch zu reflektieren, beanstanden die Forschenden.

Für Studierende ist Datensicherheit ein wichtiges Thema

„Die Nutzung von KI-Tools im Studium wird und darf nicht an Fächergrenzen enden. Es ist wichtig, dass Studierende aller Fächer KI-Anwendungen angemessen nutzen und entsprechende Kompetenzen zum Einsatz erwerben können“, betont Studienleiter Marc Hüsch. „Hierzu könnten etwa Fächer wie Informatik eine unterstützende Position einnehmen und zu einem Transfer der KI-Expertise in andere Studienfelder beitragen. Dabei sollte berücksichtigt werden, dass KI je nach Fach für ganz unterschiedliche Aspekte genutzt wird und die Verwendung von KI somit auch fachspezifisch gelehrt werden muss.”

„Unsere Daten zeigen auch, dass bei den Studierenden ein Problembewusstsein für den Einsatz von künstlicher Intelligenz und das Wissen um Stärken und Schwächen von KI vorhanden ist“, sagt Marc Hüsch. So halten rund 40 % der Befragten einen KI-Verhaltenskodex ihrer Hochschule für „wichtig“ bzw. „sehr wichtig“. Rund der Hälfte der Befragten ist eine persönliche Einwilligung zur KI-gestützten Auswertung personenbezogener Daten durch die Hochschule ebenfalls wichtig.

Das CHE bilanziert: „An den meisten Hochschulen finden Austauschprozesse statt, viele Hochschulen haben KI-Leitlinien. Das deutsche Hochschulsystem befindet sich an der Schwelle vom Experimentieren hin zum Operationalisieren.“

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