AUSBILDUNG 08. Jul 2019 Lars Wallerang Lesezeit: ca. 2 Minuten

Software-Entwickler auch ohne Studium

Mit der Qualifizierung zum Automotive-Software-Entwickler will die Continental AG junge IT-Spezialisten an sich binden. Die Ausbildung bereitet auf ingenieurnahe Tätigkeiten vor und richtet sich auch an Studienabbrecher.

Die Autoindustrie und ihre Zulieferer stehen mit der Digitalisierung vor einer großen Herausforderung.
Foto: PantherMedia/Ian Lishman

Der Automobilzulieferer Continental hat ein neues Ausbildungsprofil zum Automotive Software-Entwickler erstellt. Zu den Aufgaben dieser IT-Fachkräfte gehören die Analyse und die Entwicklung von komplexen Programmstrukturen für die Fahrzeuge der Zukunft. Inhaltlich orientiert sich diese Ausbildung am Profil des mathematisch-technischen Software-Entwicklers (Matse). Ergänzt wurde sie um Schulungen auf den Gebieten der hardwarenahen Software-Entwicklung und Elektronik, die bei Continental stark im Fokus stehen.

Die Auszubildenden müssen mobil sein, weil sie an verschiedenen deutschen Standorten Erfahrungen sammeln sollen. Der Berufsschulunterricht findet blockweise in Darmstadt statt. Die Absolventen erlangen den IHK-Abschluss mathematisch-technischer Software-Entwickler und erhalten ein Abschlusszeugnis der Berufsschule.

Continental übernimmt die Absolventen und eröffnet den Ausgebildeten weiterführende Karrieremöglichkeiten. So können sich die Software-Entwickler zum Techniker oder Meister qualifizieren, sagt Matthias Metzger, Leiter Talent Management & Organisationsentwicklung bei Continental. Auch lasse sich ein duales Studium zum Embedded Software Ingenieur anschließen, das über Bachelor und Master bis zur Promotion führen könne. Zudem können die Nachwuchskräfte des Technologie-Unternehmens mit Auslandsaufenthalten kulturelle und sprachliche Fähigkeiten ausbauen.

In diesem Herbst begann die Ausbildung mit 28 Plätzen an neun Standorten. Sie dauert drei Jahre und richtet sich auch an Studienabbrecher. Bewerber sollten über sehr gute Mathematikkenntnisse verfügen. Wer diese Ausbildung absolviert hat, soll in der Lage sein, ingenieurnahe Tätigkeiten auszuüben. Ingenieure sollen durch die beruflich qualifizierten Software-Entwickler aber keinesfalls ersetzt werden. „Bisher benötigt der klassische Software-Entwickler noch einen Studienabschluss. Ausgebildete Techniker sind hier bislang eher die Ausnahme“, sagt Frank Michael Hell, Vorsitzender des Continental-Konzernbetriebsrats.

Die Vergütung beträgt während der Ausbildung ab 900 € brutto monatlich. „Nach der Übernahme liegt das Einstiegsgehalt bei 2700 € im Monat zuzüglich Urlaubs- und Weihnachtsgeld“, sagt Metzger.

Lob für die Ausbildung zum Automotive Software-Entwickler kommt von der IG Metall: „Nur mit gut ausgebildeten Fachkräften ist eine Digitalisierung der Arbeitswelt, die Elektromobilität oder das automatisierte Fahren umzusetzen“, betont Hartmut Meine, IG-Metall-Bezirksleiter für Niedersachsen.

Er begrüßt, dass Continental das Ausbildungsangebot Matse in einer dem Automobilzulieferer angepassten Ausprägung anbietet. Andere Unternehmen sollten sich daran ein Beispiel nehmen und zusätzliche Ausbildungsplätze, etwa für Fachinformatiker oder Technische Produktdesigner, anbieten, fordert Meine. Die duale Berufsausbildung sei ein zentraler Pfeiler des wirtschaftlichen Erfolgs der Unternehmen und böte Jugendlichen eine breite Basis für den Einstieg in das Berufsleben.

Entworfen hat Conti diese neue Ausbildung gemeinsam mit den Industrie- und Handelskammern, den Gewerkschaften, dem Betriebsrat und dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).

Mithilfe des BIBB rüstet auch VW seinen Nachwuchs für die Digitalisierung. Bei dem Wolfsburger Autohersteller werden die Anforderungsprofile für Wartung und Instandhaltung hochkomplexer Fertigungssysteme, in der Komponentenfertigung wie im Karosseriebau und der Endmontage erfasst. Daraus sollen neue Berufsbilder entwickelt werden.

„Viele Berufsbilder werden sich stark verändern“, sagt Ralph Linde, Leiter der Volkswagen Group Academy. Ein künftiger IT-System-Mechatroniker beispielsweise werde einen Roboter dank Digitalisierung zwar einfacher programmieren können, zugleich aber auch eine Vielzahl automatisierter Applikationen beherrschen müssen.

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