TUM auf Rang eins bei Start-up-Förderung
Studierende mit unternehmerischem Gen finden an Unis und Hochschulen München, Leipzig und Aalen die besten Voraussetzungen, um ihre Ideen umzusetzen. Das zeigt der aktuelle Gründungsradar des Stifterverbands, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Ein Faktor im „Gründungsradar“, mit dem der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft regelmäßig die deutschen Hochschulen begutachtet, ist die unternehmerische Kultur. Weitere Indikatoren beleuchten, wie stark das Thema institutionell verankert ist und welche Partner vernetzt sind, wie konkret die Hochschulen Gründungen unterstützen und wie viele Unternehmen tatsächlich entstehen. An der Technischen Universität München (TUM) wird die Gründung von Start-ups demnach optimal gefördert. Zu diesem Ergebnis kommt der „Gründungsradar“ des Stifterverbands. Zum vierten Mal in Folge erreicht die TUM Rang eins unter den großen deutschen Hochschulen. Jedes Jahr entstehen hier rund 80 Unternehmen. Die TUM erreicht nahezu die höchstmögliche Punktzahl (57,2 von 60). Positiv bewertet wurde, dass TUM und UnternehmerTUM, das Zentrum für Innovation und Gründung an der TUM, Start-ups mit Programmen unterstützen, die exakt auf die Phasen der Gründung, die Erfahrung der Teammitglieder und einzelne Themenfelder zugeschnitten seien – von der Konzeption eines Geschäftsmodells bis zum Managementtraining, vom Markteintritt bis zum möglichen Börsengang.
Hightech-Werkstatt für den Prototypenbau und ein Biotechnologielabor
An der TUM können Gründungsteams Büros im TUM Incubator nutzen, um sich auf den Start ihres Unternehmens vorzubereiten. Internationale Programme ermöglichen Erfahrungen im Silicon Valley und bei den Partnern der EuroTech Universities Alliance. UnternehmerTUM investiert mit einem eigenen Venture-Capital-Fonds in vielversprechende Technologieunternehmen. Zudem stehen ein Makerspace und mit der Bio.Kitchen eine 1500 m2 große Hightech-Werkstatt für den Prototypenbau sowie ein Biotechnologielabor zur Verfügung. Im Entrepreneurship Research Institute mit sechs Professuren wird erforscht, wie Unternehmensgründungen Erfolg haben können. Die Erkenntnisse fließen laut TUM unmittelbar in die Gründungsförderung und in die Studiengänge der TUM ein. In allen Fächern lernen Studierende und Promovierende laut TUM, wie aus einer Idee, aus einem Forschungsergebnis und aus einer Technologieentwicklung ein Produkt werden kann, das sie selbst auf den Markt bringen. Darüber hinaus bietet das Center for Digital Technology and Management (CDTM), eine gemeinsame Einrichtung von TUM und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), das Zusatzstudium Technology Management an. Hier arbeiten Teams an Problemen aus der realen Unternehmenswelt und lernen gleichzeitig, wie man Innovationen schafft und ein eigenes Unternehmen gründet.
Drei „Einhörner“ mit Milliardenbewertung: Celonis, Lilium und Personio
Rund 80 technologiebasierte Start-ups werden so jedes Jahr an der TUM gegründet. Ein Netzwerk mit etablierten Unternehmen, Investorinnen und Investoren und Branchenfachleuten trägt nach Angaben der Uni zu ihrem Erfolg bei. Allein drei von nur gut einem Dutzend deutscher „Einhörner“ stammen aus der TUM. So werden im „Gründungsradar“ Start-ups genannt, die ohne Börsengang den Wert von 1 Mrd. $ überschreiten. 2018 erreichte Celonis, dessen Process-Mining-Software Unternehmen hilft, ihre Geschäftsprozesse zu analysieren, diese Bewertung. 2020 durchbrach Lilium, das ein elektrisches Flugtaxi entwickelt, die Schallmauer. Anfang dieses Jahres folgte Personio mit einer Software, mit der kleine und mittelständische Unternehmen ihr Personalmanagement digitalisieren können.
Venture Labs aus der Spitzenforschung
Die TUM weist darauf hin, dass im „Gründungsradar“ noch nicht die nächste Stufe der Gründungsförderung berücksichtigt sei, die die TUM 2020 gezündet habe: Die TUM Venture Labs sollen Teams aus bedeutenden Wissenschaftsfeldern ein ganzes Ökosystem in unmittelbarer Anbindung an die Forschung bieten. So sollen ganze Familien an Start-ups in Bereichen wie künstlicher Intelligenz, Robotik, Quantentechnologie und Gesundheit entstehen. Daneben soll die neue „Global DeepTech Venture Initiative“ Gründungsteams aus dem Ausland nach München holen und vernetzen. „Wir wollen München zur führenden europäischen Metropole für Technologie-Start-ups machen“, sagt Thomas F. Hofmann, Präsident der TUM. An der TUM sind 600 Professorinnen und Professoren tätig und sie hat 45 000 Studierende.
Hochschule Aalen erstmals auf dem ersten Platz bei mittelgroßen Institutionen
Die Hochschule Aalen belegt im „Gründungsradar“ bei den mittelgroßen Hochschulen und die HHL Leipzig Graduate School of Management bei den kleinen Hochschulen jeweils den ersten Platz. Während die Technische Universität München und die HHL Leipzig Graduate School of Management damit ihre Spitzenposition verteidigen können, landet die Hochschule Aalen an der Spitze. Laut Stifterverband steigt die Zahl der Gründungen und Gründungsvorhaben an Hochschulen weiter: Für das Jahr 2019 wurden von den teilnehmenden Hochschulen insgesamt 2176 Gründungen zurückgemeldet. Das bedeutet etwa 10,5 Gründungen je 10 000 Studierende an Hochschulen mit Gründungsförderung. Mindestens 984 der Gründungen sind auf Wissens- und/oder Technologietransfer aus den Hochschulen und 186 auf konkrete Schutzrechte wie Patente zurückzuführen. Zudem wurden laut Verband 7389 Gründungsvorhaben im Jahr 2019 an den teilnehmenden Hochschulen registriert. Zum Vergleich: Für das Jahr 2017 wurden noch 1776 Gründungen zurückgemeldet, im Jahr 2012 waren es noch 1145.
Frauen unter den Gründungspersönlichkeiten unterrepräsentiert
Lediglich an 10 % der Hochschulen, die teilgenommen haben, ist der Anteil der Frauen unter den Gründungspersönlichkeiten höher als der Anteil der Frauen unter den Studierenden. Frauen sind in der Gründungsszene deutlich unterrepräsentiert. 37 % der antwortenden Hochschulen versuchen hier mit speziell auf Frauen zugeschnittenen Angeboten entgegenzusteuern. Insgesamt beteiligten sich knapp 60 % der Hochschulen in Deutschland an der Befragung, an denen etwa vier Fünftel der Studierenden immatrikuliert sind.