IG Metall fordert 7 Prozent höhere Löhne in Metall- und Elektroindustrie
Die IG Metall plant, für die circa 3,9 Millionen Beschäftigten der deutschen Metall- und Elektroindustrie beträchtliche Lohnerhöhungen zu fordern.
Die IG Metall hat am 17. Juni ihre Forderungsempfehlung für die bevorstehende Tarifrunde im Herbst vorgestellt. Die IG Metall plant, für die circa 3,9 Millionen Beschäftigten der deutschen Metall- und Elektroindustrie beträchtliche Lohnerhöhungen zu fordern. Angesichts der anhaltend hohen Preise schlägt der Gewerkschaftsvorstand vor, die Entgelte um 7 Prozent über einen Zeitraum von zwölf Monaten zu erhöhen. Zudem sollen die Ausbildungsvergütungen um 170 Euro besonders stark angehoben werden, wie die Gewerkschaft am Montag in Frankfurt bekanntgab.
„Unsere Tarifpolitik zeichnet Verlässlichkeit und Verantwortung aus“, kommentierte IG-Metall-Chefin Christiane Benner. Mit ihren Forderungen beweise die IG Metall Augenmaß. „Unter der Lage einzelner Firmen dürfen aber nicht alle Beschäftigten der Branche leiden. Für uns zählen die Realitäten in den Betrieben und der Respekt gegenüber den Beschäftigten“, wird sie von der dpa zitiert.
Komfortables Auftragspolster vorhanden
Der Vorstand der IG Metall begründet die Forderung nach deutlich höheren Gehältern mit der wirtschaftlichen Situation der Branche. „Die Unternehmen verfügen über ein komfortables Auftragspolster, die Beschäftigten müssen ranklotzen“. Aktuell seien die Auftragsbücher um mehr als einen Monat länger gefüllt als üblich. Trotz eines Rückgangs der Inflationsrate bleibe das Preisniveau nach wie vor hoch.
Zuvor wird der Vorstand der Gewerkschaft unter der Leitung von Christiane Benner über die Empfehlung beraten. Angesichts der gestiegenen Verbraucherpreise war auch zu erwarten, dass die Gewerkschaft ein deutliches Plus bei den Entgelten fordern wird. Die Arbeitgeber hingegen argumentierten, dass die angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland keine großen Lohn- und Gehaltserhöhungen erlaubt.
Nullrunde bei den Löhnen?
Die Arbeitgeber in Baden-Württemberg plädierten für eine Nullrunde bei den Löhnen. Harald Marquardt, der dortige Verhandlungsführer, erklärte, dass die schlechte wirtschaftliche Situation vieler Unternehmen sowie die Gefahr, dass zentrale Industriebranchen künftig hauptsächlich im Ausland investieren, die Hauptgründe für diese Forderung sind. „Jedes Plus bei den Arbeitskosten bedeutet daher für die Firmen eine zusätzliche Belastung. Investitionen in die Zukunft würden erschwert, der Druck auf die Arbeitsplätze würde wachsen“, zitiert die dpa Worte des stellvertretenden Vorsitzenden des einflussreichen Arbeitgeberverbandes Südwestmetall.
„Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer“
IG-Metall-Chefin Benner wies die Forderung der baden-württembergischen Arbeitgeber nach einer Nullrunde zurück und bezeichnete in der „Süddeutschen Zeitung“ dies als einen Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer. Diese hätten während der Corona-Pandemie und in den turbulenten Zeiten der Teuerungswelle enorm viel geleistet und gleichzeitig auf vieles verzichtet. „Und dann wird von ihnen jetzt eine Nullrunde verlangt. Ich finde das von den Arbeitgebern respektlos.“
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Benner erklärte gegenüber der Zeitung, dass die IG Metall ihre Lohnforderungen gegebenenfalls auch durch einen Arbeitskampf durchsetzen werde und im Bedarfsfall intensiv streiken würde. „Wir sind in der Tarifrunde selbstverständlich auf alles vorbereitet: Nicht nur auf Warnstreiks, sondern auch auf 24-Stunden-Streiks und auf Urabstimmungen für unbefristete Streiks.“
Die Empfehlung des IG-Metall-Vorstandes stellt noch nicht die endgültige Forderung dar. In den kommenden Wochen wird diese in den regionalen Tarifkommissionen diskutiert. Anfang Juli plant der IG-Metall-Vorstand, über die endgültige bundesweite Forderung zu entscheiden.
Die Entgelttarifverträge für die Beschäftigten in den Schlüsselbranchen der deutschen Industrie, darunter der Fahrzeugbau und der Maschinenbau, enden am 30. September dieses Jahres. Laut Angaben der IG Metall sollen die ersten Verhandlungen bis spätestens zum 16. September stattfinden, also bis zu sechs Wochen vor Ablauf der Friedenspflicht am 28. Oktober. Ab dem 29. Oktober wären demnach Warnstreiks möglich. (dpa/ili)