An Nachhaltigkeit gibt es für Unternehmen kein Vorbei mehr
Das Thema Nachhaltigkeit können Unternehmer nicht mehr ignorieren. Laut einer aktuellen Studie messen sie dem Wettbewerbsfaktor stetig steigende Bedeutung zu. Dahinter steckt auch der Druck der Geldgeber.
Der Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit kommt voran. Das jedenfalls geht aus einer Studie von Bertelsmann Stiftung, Stiftung Mercator, Peer School for Sustainable Development und Universität Hamburg hervor. Es wurden die Antworten von 735 Mitarbeitenden ausgewertet, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Davon stammen 268 Personen aus der Realwirtschaft und 467 aus der Finanzwirtschaft in Deutschland.
Demnach sagen 84 % der Befragten aus der Realwirtschaft, das Thema sei „wichtiger“ oder „viel wichtiger“ geworden. In der Finanzwirtschaft liegt der Wert mit 73 % nicht viel niedriger. Ein wichtiger Treiber des Trends sei der Druck der Geldgeber und Geldgeberinnen. Knapp die Hälfte der Befragten aus der Realwirtschaft (46 %) gibt an, das Thema Nachhaltigkeit sei in ihrem Unternehmen „voll und ganz“ oder „überwiegend“ verankert.
„Wie wichtig viele Topmanager und -managerinnen das Thema nehmen, zeigt sich daran, wo die Verantwortung für Nachhaltigkeit in den Unternehmen verankert ist. Knapp 58 % der Befragten in der Realwirtschaft geben an, der Vorstand sei verantwortlich“, heißt es in der Studie. In der Finanzwirtschaft gelte das für rund 49 % der Firmen. Bei 41 % der Befragten der Realwirtschaft gibt es eine eigene Abteilung für Nachhaltigkeit, in der Finanzbranche sind es immerhin noch 35,5 %. „Der direkte Vergleich zwischen den Sektoren zeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit etwas stärker im Bewusstsein der Realwirtschaft verankert ist als in der Finanzwirtschaft. Aber auch hier zeigt der Trend in eine klare Richtung“, sagt Jakob Kunzlmann, Nachhaltigkeitsexperte der Bertelsmann Stiftung.
Klimaziele hat sich bislang rund ein Drittel der Unternehmen der Realwirtschaft gesetzt
Allerdings bleiben laut Umfrage vielfach zentrale Hebel noch ungenutzt. In fast drei Viertel der Unternehmen ist die Vergütung der Mitarbeitenden nicht an das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen geknüpft. Weniger als 20 % geben an, für das mittlere Management oder die Geschäftsführung existiere eine derartige Kopplung. „Das Erreichen klar formulierter Nachhaltigkeitsziele muss im Gehaltsgefüge deutlich mehr Gewicht bekommen“, sagt Alexander Kraemer, Mitglied des Vorstands der Peer School. „Dieses Potenzial darf als Anreizstruktur nicht ungenutzt bleiben.“
Konkrete Klimaziele hat sich bislang nur rund ein Drittel der Unternehmen der Realwirtschaft und lediglich ein Viertel der Finanzwirtschaft gegeben. Allerdings dürfte diese Zahl nach oben schnellen, glauben die Autoren, denn 43 % der Befragten aus der Realwirtschaft und 33 % aus der Finanzwirtschaft geben an, die Formulierung von Klimazielen sei „in Vorbereitung“.
Nachhaltigkeit der Konzerne wird von BUND infrage gestellt
Das Fazit der Studie: Die größten Hemmnisse bei der Transformation liegen bei der Ausstattung mit Ressourcen und der Umsetzungskompetenz in den Unternehmen. So nennen 64,3 % der Vertreterinnen und Vertreter aus der Realwirtschaft mangelnde finanzielle und personelle Ausstattung als relevantes Hemmnis.
Bei kapitalmarktorientierten Unternehmen spielt das Thema Nachhaltigkeit offenbar eine etwas größere Rolle als bei den übrigen Firmen. 72,5 % von ihnen sagen, die Sponsoren seien an der Nachhaltigkeitstransformation ihres Unternehmens interessiert. 55,6 % geben an, das Thema sei „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“ bei der Finanzierung des Unternehmens. Bei den nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen sind es 59,1 % bzw. 45,2 %.