Ana-Cristina Grohnert, Vorsitzende von „Charta der Vielfalt“, im Interview 13. Dez 2022 Von Wolfgang Schmitz Lesezeit: ca. 7 Minuten

Diversity: Die neue Arbeitswelt lebt von Vielfalt

„Wenn wir ein Erfolgsrezept haben, dann drangsalieren wir es über Jahre. Das haben wir immer so gemacht“, sagt Ana-Cristina Grohnert, Vorsitzende der Arbeitgeberinitiative „Charta der Vielfalt“. Mit den Lösungen von gestern könnten aber die Probleme der Zukunft nicht gelöst werden.

Kompetenzen sind keine Frage von Hautfarbe, Alter oder Geschlecht. Ana-Cristina Grohnert wünscht sich mehr Vielfalt in Unternehmen.
Foto: panthermedia.net/Rawpixel

VDI nachrichten: Frau Grohnert, Sie sprachen jüngst neben anderen prominenten Intellektuellen wie Maja Göpel und Richard David Precht auf einem Kongress zum Thema „Arbeit neu denken“. Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichen Eckpfeiler künftiger Arbeitsmodelle?

Ana-Cristina Grohnert: Wenn Sie mich in meiner Funktion als Vorsitzende der Charta der Vielfalt fragen, denke ich vor allem an die gesellschaftliche Transformation, die sich auch in den Unternehmen widerspiegeln muss. Da gehe ich absolut konform mit Frau Göpel und Herrn Precht. Die Lebensmodelle lassen sich nicht mehr in das eine Standardmodell pressen wie vielleicht noch in den 80er- und 90er-Jahren.

Wie sah dieses Modell aus?

Als ich damals meine Karriere begann, galt noch der Spruch: Der Letzte, der das Licht ausmacht, ist unser Leistungsträger. Dieses Denken hat mich immer schon gestört. Ich war und bin der Meinung, dass der und die, die am meisten Input leisten, die größte Verantwortung für die Umsetzung von Projekten tragen sollten. Die Zeiten, in denen Stunden geschrubbt werden, um befördert zu werden, und in denen Männer abends lange an der Bar sitzen und Karriere-Networking auf Kosten der Frauen betreiben, die sich um die Kinder kümmern, sollten vorbei sein.

Aber Frauen haben es trotzdem die Karriereleiter hoch geschafft. Sie doch auch.

Ich glaube, dass die Frauen, die es geschafft haben, besser gewesen sind als die Männer, also schneller und effizienter gearbeitet haben, während die Männer sich an alte Hierarchiemuster geklammert haben. Erkannt und belohnt wurden die Kompetenzen der Frauen nicht von den unmittelbar Vorgesetzten, weil die Frauen ihnen Angst machten, sondern von den Chefs zwei Etagen darüber.

„Die Sichtbarkeit von Vielfalt ist mir wichtig“

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