Kolumne Tipps für gutes Management 10. Okt 2023 Von Anne M. Schüller Lesezeit: ca. 3 Minuten

Gamification: Ideal für gelingendes Changemanagement

Meist ist es nicht der Wandel per se, der die Leute verschreckt. Vielmehr versagen die üblichen Change-Prozesse, weil sie als Mussprogramm konzipiert sind. Besser läuft es spielerisch – mithilfe von Gamification.

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Teamwork mal anders: Aufgaben lösen und so Veränderungen im Unternehmen forcieren. Gamification kann bei Changeprozessen durchaus sinnvoll sein.
Foto: PantherMedia / lacheev

Viele Unternehmen klagen über interne Beharrungstendenzen in Zusammenhang mit dem notwendigen Wandel. Doch Veränderung kann etwas sehr Freudvolles sein. Oft genug ist man einfach nur froh, wenn auf etwas schlechtes Bestehendes etwas besseres Neuartiges folgt. Unser ganzes Leben lang verändern wir Dinge, wenn das Danach uns attraktiver erscheint als das Davor.

Klar mag unser Gehirn das Bekannte und die Routinen. Zugleich übt Neues eine starke Faszination auf uns aus. So haben die Menschen schon immer das Alte verworfen und das Neue gewagt. Die Evolution stellt die Lernbereitschaft und den Pioniergeist vor das Beharren und die Tradition. Nur so ist Fortschritt überhaupt möglich. Die Suche nach dem nützlichen Neuen zählt zu den wichtigsten Triebfedern unseres Denkapparats.

Ablehnung und Unlust entstehen vor allem immer dann, wenn etwas „von oben“ verordnet wird, also mit Druck oder Zwang behaftet ist. Zustimmung hingegen entsteht, wenn wir über eine Veränderung selbst entscheiden. Freiwilligkeit ist die wichtigste Zutat für Antrieb und Fortschritt. Wenn die Mitarbeitenden aktiv in die Veränderungsprozesse eingebunden werden, kann der Wandel wirklich gelingen.

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Bei Veränderungsprozessen ist das Wie entscheidend

Wenn es um Veränderung geht, zählt vor allem das „Wie“. Erwünschter interner Wandel lässt sich zum Beispiel recht leicht erzielen, wenn man das Ganze spielerisch angeht und daraus eine Team-Challenge macht. Als Inspirationsquelle kann die Gaming-Industrie dienen. Sie nährt nicht nur unseren Spieltrieb, sondern stillt auch unseren mächtigen Wunsch nach sofortiger Anerkennung, wenn uns etwas gelingt.

Die populärsten Spiele sind übrigens Gemeinschaftsspiele. Da geht es nicht nur darum, Punkte, Badges und höhere Level zu erreichen. Es gilt darüber hinaus, in renommierte Gemeinschaften und Gilden aufgenommen zu werden und gemeinsam zu siegen. Ein starkes „Wirgefühl“ entwickelt sich vor allem durch Miteinander-Erlebnisse, durch erzielte Ergebnisse und den Stolz, Teil einer starken Gemeinschaft zu sein.

Diese Erfolgsprinzipien funktionieren selbstverständlich auch firmenintern. Zunächst ist zu priorisieren, was zum Beispiel dringend verbessert werden muss. Mit einer fokussierenden Frage kommt man schnell auf den Punkt: „Was sollte bei uns am ehesten verbessert werden, weil es alle nervt.“ Jeder schreibt maximal drei Kärtchen, für jede Antwort eins. Sie werden an einer (virtuellen) Pinnwand gesammelt und priorisiert.

An die Stelle von Autorität tritt Gruppendynamik

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Herkömmlicherweise werden Regeln von oben vorgegeben – und bei Nichteinhalten droht eine Form von Bestrafung: zum Beispiel Zurechtweisungen durch Kollegen oder Rügen vom Chef. Team-Challenges hingegen basieren auf Selbstorganisation und feiern Erfolge. Demgegenüber muss man bei Anordnungen ständig auf das Einhalten der Regeln pochen. Gibt es keine Kontrollen, setzt der alte Schlendrian schnell wieder ein.

Werden Challenges stattdessen auf freiwilliger Basis vom Team selbst ins Leben gerufen, geht jeder eigenverantwortlich damit um. An die Stelle von Autorität tritt Gruppendynamik. Zudem steht positive Verstärkung im Vordergrund. Der Fokus geht weg vom Müssen hin zum Wollen. Infolgedessen ist die Motivation höher, der Spaß ist größer und der Ansporn, das selbst gesteckte Ziel zu erreichen, ist sehr viel stärker.

So ging es beim IT-Anbieter Infinitas darum, Verbesserungsideen zu generieren. Die Team-Challenge, die dazu konzipiert wurde, nannte man „Doktorspielchen“. Zunächst wurden alle aufgefordert, „Diagnosen“ zu erstellen: Wo gibt es „Schmerzen“, was sind die Symptome, welche Pein verursachen diese. Danach wurden die „Therapien“, also die Verbesserungsvorschläge entwickelt. Diagnose und Therapie wurden auf einen „Rezeptschein“ geschrieben, der denen aus einer Arztpraxis verblüffend ähnlich sah.

Spielregeln zum Konzipieren einer Team-Challenge

Grundsätzlich kann man, so die Autorin Kerstin Friedrich, auf jedes Ziel spielen, das sich durch eine Kennzahl messen lässt. Als Thema kann man fast alles wählen, was im Arbeitsleben ansteht. Besonders eignen sich erwünschte Verhaltensänderungen, Vertriebsaktivitäten, Kostensparmaßnahmen usw. Folgendes ist dabei zu beachten:

Mein Fazit: Wenn die Veränderungsschritte „klein“ und die Mitarbeitenden es gewohnt sind, diese selbst zu konzipieren und stets an neue Umstände anzupassen, ist es viel leichter, das Unternehmen bei Bedarf zu restrukturieren. Freiwilligkeit und eine spielerische Vorgehensweise sind maßgebliche Zutaten für gelingende Wandelprozesse.

Anne M. Schüller: Bahn frei für Übermorgengestalter. Gabal Verlag, München 2022, 216 S., 24,90 €.

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