St. Gallener Professorin im Podcast 11. Jan 2022 Von Claudia Burger und Peter Sieben Lesezeit: ca. 9 Minuten

Heike Bruch über Führung, Arbeitsmarkt und Elon Musk

Führung ist kein Eliteprojekt, sondern sollte im Mindset verankert sein und über das hierarchische Verständnis von Führung als Funktion hinausgehen. „Wenn ein Unternehmen an diesem Punkt angekommen ist, dann ist es wirklich modern“, sagt Heike Bruch von der Universität St. Gallen im Podcast mit den VDI nachrichten und ingenieur.de. Sie plädiert für inspirierende, transformationale Führung.

Heike Bruch ist Professorin und Direktorin des Instituts für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen.
Foto: IFPM (Institut für Führung und Personalmanagement an der Universität St. Gallen)

VDI nachrichten: Was ist transformationale Führung?

Bruch: Man kann den Begriff transformationale Führung auch mit inspirierender Führung oder Purpose Driven Leadership übersetzen. Die Grundidee ist, dass Führungskräfte den Sinn und die Identifikation der Mitarbeitenden mit dem, was sie tun, ins Zentrum stellen. Kernaufgabe der Führung ist dabei, die Sicht der Mitarbeitenden auf ihre Arbeit zu transformieren, sodass sie den Sinn sehen und erkennen, wozu sie beitragen und warum sie gebraucht werden. Transformationale Führung ist eine moderne Form der Führung. Und das Besondere ist, dass Leader die Mitarbeitenden emotional ansprechen und das Engagement stärken, indem sie Inspiration und Identifikation steigern.

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Wir sind in der Pandemie, viele Unternehmen sind plötzlich in eine ganz neue Situation gekommen. Homeoffice ist vielfach Alltag. Vor welchen Herausforderungen stehen Führungskräfte eigentlich heute?

Es gibt eine ganze Reihe an Herausforderungen. Wir arbeiten in St. Gallen jedes Jahr mit einem Kernthema, das beschreiben soll, was Menschen, was Unternehmen und was Führungskräfte brauchen. Für 2021 haben wir uns das Motto „re-energize“ gegeben. „Re“, weil wir in Organisationen eine Müdigkeit feststellen, weil eine Überhitzung verbreitet ist und weil die Menschen müde sind oder am Limit operieren. Und genau dies ist eine Führungsaufgabe, nämlich zu fragen: Wie gehen wir mit dieser Überhitzung und Übermüdung um? Aktiv die Müdigkeit und Überhitzung zu bekämpfen und gleichzeitig „energize“, die Energie im Team wieder aufzubauen. Denn die aktuelle Zeit ist voller Chancen. Es gibt so außergewöhnliche Möglichkeiten zur Transformation jetzt in diesem ganz besonderen Zeitfenster. Diese Chancen sind bezogen auf Business- bzw. Geschäftsinnovationen als auch Kultur- und Leadershiptransformationen. Und für genau diese vielen und anspruchsvollen Transformationen brauchen Unternehmen und Mitarbeitende besondere Energie.

Führungskräfte haben viel auf ihren Schultern

Daher ist es die zweite zentrale Führungsherausforderung derzeit herauszufinden, wie Menschen für Change gewonnen werden können und wie man ihre Energie freisetzt.

Beide vermeintlich gegensätzlichen Herausforderungen lassen sich gut unter dem Begriff „re-energize“ zusammenfassen. Was an dieser Stelle entscheidend ist, ist auch die eigene Verfassung der Führungskräfte. Sie haben in diesen turbulenten Zeiten sehr viel auf ihren Schultern, weshalb es wichtig ist, nicht nur den Fokus auf die anderen zu lenken, sondern auch auf die Führungskräfte selbst: Wichtig ist, die eigene Energie der Führungskräfte im Blick zu halten.

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