Kolumne „Tipps für gutes Management“ 11. Okt 2024 Von Anne M. Schüller Lesezeit: ca. 4 Minuten

Der Kekstest: Wenn Führungskräfte ihre Macht falsch nutzen

Macht bewirkt tiefgreifende Veränderungen, zum Guten wie zum Schlechten. Machtmenschen werden daher argwöhnisch beäugt. Ein Unternehmen können sie gewissenhaft leiten, aber auch in die Katastrophe führen.

Unternehmer halten die Fäden der Macht in ihrer Hand – manchmal mit exzellenten, manchmal mit fatalen Folgen.
Foto: panthermedia.net/Arno Rude

Schon mal vom Kekstest gehört? Die Sozialpsychologin Deborah Gruenfeld von der Stanford University ließ Studenten in Dreiergruppen über umstrittene Themen diskutieren. Per Los wurde jeweils einer der drei dazu bestimmt, die Meinung der beiden anderen zu bewerten. Er hatte also ein kleines bisschen Macht bekommen. Als wenig später eine Schüssel mit Keksen gebracht wurde, griffen die „ermächtigten“ Studenten als erste zu, kauten mit offenem Mund und fanden nichts dabei, den Tisch zu bekrümeln. Ohne sich dessen bewusst zu sein, bekundeten sie so ihren Machtvorsprung.

Macht kann Großes bewirken, aber auch viel zerstören

Macht an sich ist weder gut noch böse. Es kommt vielmehr darauf an, wie man sie nutzt. Es gibt nämlich eine helle und eine dunkle Seite der Macht. Mithilfe wohlwollender Macht lässt sich Großes bewirken, fehlgeleitete Macht hingegen kann sehr viel zerstören. Macht macht die Guten besser und die Schlechten schlechter. Denn Macht verändert die Persönlichkeit.

Höllisch aufpassen muss jeder, der Macht erlangt. Denn die Gefahr, mit Macht schlecht umzugehen, kommt schleichend – besonders bei den von Natur aus stark Dominanten. Ständig sollten Führungskräfte darauf achten, nicht in ein zerstörerisches Machtgebaren zu schlittern. Macht drückt sich nämlich nicht selten dadurch aus, dass der „disziplinarische Vorgesetzte“ mit seinen „Untergebenen“ schlecht umgeht.

Was uns die Hirnforschung zum Thema Macht sagt

Wie es zu solchem Verhalten kommt? Macht erzeugt ein gefährliches Hormongemenge, das die Betroffenen dazu bringt, rücksichtsloser zu werden, sich nicht länger darum zu kümmern, was die anderen denken, ihre Machtposition zu missbrauchen und mit zweierlei Maß zu messen. Was sich die Mitarbeitenden nie erlauben dürften, etwa zu spät zum Meeting zu kommen, ist für den Boss eine kleine Machtdemonstration.

Hirnforscher berichten von einer sich verändernden Biochemie, sobald Macht ins Spiel kommt – mit zwangsläufigem Einfluss auf das Individuum. Dabei kann vor allem der Testosteronspiegel steigen. „High-T“ nennt man solche Personen. Im schlimmsten Fall wird man zu einem aus der „dunklen Triade“: Psychopathen, Narzissten und Machiavellisten. Die möglichen Folgen: Skrupellosigkeit, Selbstbedienungsmentalität, übersteigertes Geltungsbedürfnis. Die Medien berichten regelmäßig darüber.

Alphatiere: Macht führt zu Maßlosigkeit

Ist Testosteron am Werk, wird beinahe rücksichtslos alles getan, um Maximalrenditen einzufahren, den Investoren zu imponieren, den Wettbewerb zu übertrumpfen und/oder fette Boni einzuheimsen, ganz unabhängig davon, ob dies unternehmerisch sinnvoll ist und dem Wohl aller dient – oder auch nicht. In totalitären Regimen kann sehr gut beobachtet werden, was Macht alles anzurichten vermag. Ein immanenter Nebeneffekt: Frauen, die so was verhindern könnten und würden, werden stark unterdrückt.

Archaisch gesehen ist für ein maßloses Alphatier eine weibliche Person entweder Beute – oder Beta. Da, wo Frauen das Spielzeug der Mächtigen sind (und Exzesse sind trotz „Me too“ nicht vorbei), kommen diese als Ebenbürtige einfach nicht vor. Und Alphas lassen sich von Betas nicht gern belehren. All das ist, weil kortikal so gepolt und durch Biochemie gepusht, meist nicht mal Absicht. Deshalb ist Obacht so wichtig.

Was die Machtdroge Testosteron anrichtet

Die Machtdroge Testosteron dämpft Empathie, was früher im Einzelfall sinnvoll war, denn im Kampf musste man notfalls töten können. Ganz klar kann Testosteron, das „Porsche-Hormon“, ein wunderbarer Antreiber sein. Es sorgt für einen überaus starken Erfolgswillen, für hohe Wachstumsziele und Siegesgewissheit. So bringt es uns mächtig voran. Doch in den falschen Hirnen ist es ein Teufelszeug. Es befeuert Eskalation, lässt einen über zulässige Grenzen springen und fabriziert den gefürchteten Tunnelblick.

Höllisch aufpassen muss also jeder, der Macht erlangt, denn Macht verändert die Persönlichkeit. Der zunehmend sorglose Umgang mit Machtbefugnissen kann die schlimmsten Blüten treiben. Soziale Kompetenzen verkümmern. Gefühlskälte setzt ein. Verblendet und von sich berauscht kann die selbstkritische Einsicht komplett versiegen. Omnipotenzfantasien und die Illusion der Unbesiegbarkeit stellen sich ein.

Macht macht eine Firma in hohem Maß unproduktiv

Oft ist niemand mehr da, der dem Einhalt gebietet. Denn Autoritätshörigkeit verbietet Widerworte. Übrigens besteht eine enge Beziehung zwischen einem beruflichen Aufstieg und dem Verschweigen von Fehlern und Schwierigkeiten. Wer Schönwetter meldet und sich als Siegertyp präsentiert, ist „weiter oben“ sehr beliebt. So lebt das Topmanagement in einer gefährlichen Filterblase – „Executive Isolation“ genannt.

Wo Macht ist, ist immer auch Angst. Die Angst derer, die nach oben drängen, ist es, den Anschluss zu verpassen. Und die Angst derer, die oben angekommen sind, ist es, die mit Macht verbundenen Privilegien wieder zu verlieren. So kommt es, dass Machtbesessene ihren Zuständigkeitsbereich hermetisch abriegeln, im Silodenken verharren und ihr Wissen wie einen Schatz hüten, anstatt ihn zu teilen.

Machtgehabe führt zu Spannungen – und zum Exodus

Verstehen sich Führungselite und Belegschaft als „wir hier oben“ gegen „die da unten“, dann ist der Bruch vorprogrammiert. Zwischenmenschliche Kälte ist in einem solchen Kontext noch das kleinere Übel. Vor allem werden in großem Stil menschliche Ressourcen verschwendet, denn es baut sich ein Szenario aus Drohungen, Intrigen, Missgunst und Kontrollwahn auf. Der Fokus ist nach innen gerichtet, viel Energie geht für Angriff und Verteidigung drauf, jeder ist mit Absicherungsmaßnahmen beschäftigt.

Das Machtgehabe in den Führungsetagen ist höchst unproduktiv und verplempert wertvolle Zeit, die heute niemand mehr hat. Zudem lässt das „Machtwort“ des Chefs wertvolle Initiativen einfach versanden. Die Talente mit hohem Potenzial lernen auf diese Weise, dass ihre Meinung nicht zählt. Und sie wandern in Scharen ab. Mit dem verbleibenden Mittelmaß sind die Herausforderungen der Zukunft nicht zu schaffen.

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