Podcast „Prototyp“ zu Auswirkungen von übersteigerter Selbstliebe 19. Aug 2021 Von Claudia Burger und Peter Sieben Lesezeit: ca. 2 Minuten

Je höher in der Hierarchie, desto größer ist der Narzissmus

Eine minimale Ausprägung an narzisstischem Verhalten kann für die Karriere förderlich sein. Zu viel davon ist allerdings schädlich auch für Unternehmen. Das sagt Wirtschaftsingenieurin und Coach Victoria Berg in der neuen Podcast-Folge von „Prototyp“, dem Karrierepodcast von ingenieur.de und VDI nachrichten.


Foto: privat

Narzissten sind egozentrisch, intrigant, manipulativ: Eigenschaften, die erschreckenderweise im Beruf helfen können, in Top-Positionen zu gelangen. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer aktuellen Studie. „In unserer Studie mit knapp 10 000 Deutschen haben wir herausgefunden, dass die narzisstischen Tendenzen zunahmen, je höher man in der Hierarchie kommt“, sagt Victoria Berg, Mitautorin der Studie. Die Wirtschaftsingenieurin arbeitet als Coach und promoviert an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) zu psychologischen Ressourcen für erfolgreiches unternehmerisches Handeln.

Leadership Effectiveness sinkt mit steigendem Narzissmus

Sie weiß: Menschen mit starker narzisstischer Persönlichkeitsneigung wirken oft besonders charismatisch und kompetent. Doch wenn sie in Führungspositionen kommen, kann das dem Unternehmen unter Umständen massiv schaden. „Die Leadership Effectiveness steigt zunächst mit einem gering narzisstischen Verhalten, dann gibt es aber einen Wendepunkt und dann sinkt auf einmal die Leadership Effectiveness wieder mit steigendem Narzissmus. Kurz gesagt: Eine minimale Ausprägung an narzisstischem Verhalten kann durchaus förderlich sein in Bezug auf Leadership Effectiveness, kippt aber sehr, sehr schnell ins Negative und dann wird es wirklich hinderlich bis hin zu toxisch.“

Frauen sind weniger von der Störung betroffen

Weil Narzissten ihr überhöhtes Selbstbild um jeden Preis erhalten wollen, seien sie zu extrem riskantem bis hin zu kriminellem Handeln bereit. Für Unternehmen kann das immensen finanziellen Schaden bedeuten. „Narzisstische Menschen sind Personen, die in einer ständigen Ambivalenz zwischen einer extrem unrealistischen und selbst wahrgenommenen Grandiosität leben und gleichzeitig einen extremen Minderwertigkeitskomplex aufweisen“, erklärt Berg. Damit diese Minderwertigkeit übertrumpft oder ausgeglichen werden könne, benötigten Narzissten permanent eine extrem hohe Aufmerksamkeit und Wertschätzung von außen. Männer sind signifikant häufiger betroffen als Frauen – womöglich habe das seinen Ursprung in einem überkommenen Rollenverständnis.

„Riesiger Handlungsbedarf in Unternehmen“

Victoria Berg sieht einen „unfassbaren Handlungsbedarf“ in Unternehmen: „Es ist wichtig zu überdenken, nach welchen Kriterien Beförderungen erfolgen. Deshalb wäre eine Möglichkeit, auf jeden Fall gesunde Führungsvorbilder zu entwickeln, zu promoten und vorzustellen.“ Woran man Menschen mit narzisstischer Neigung erkennt, wie man mit ihnen am besten umgeht und was sie Unternehmen sonst noch dringend rät, das erzählt Victoria Berg im Gespräch mit Claudia Burger und Peter Sieben in der aktuellen Ausgabe von „Prototyp“, dem Karrierepodcast von Ingenieur.de in Kooperation mit den VDI nachrichten.

www.ingenieur.de/prototyp

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