Jede(r) Zweite geht krank zur Arbeit
Sie schleppen sich zur Arbeit und gefährden damit sich selbst und andere. Laut einer aktuellen Studie der Techniker Krankenkasse neigen vor allem Frauen dazu, Krankheiten zu ignorieren. Eine wertschätzende Führungskultur kann Schlimmes verhindern.
Jede bzw. jeder zweite Beschäftigte geht manchmal, häufig oder sogar sehr häufig krank zur Arbeit. Frauen neigen eher zu Präsentismus als ihre männlichen Kollegen. Das ist ein Ergebnis der Beschäftigtenstudie „How‘s work? Was Beschäftigte in Deutschland bewegt und belastet“, die das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) zusammen mit der Techniker Krankenkasse (TK) durchgeführt hat. Für die Studie wurden zwischen 2018 und 2021 mehr als 11 000 Beschäftigte befragt.
„Wenn Mitarbeitende trotz Krankheit arbeiten, kann das nicht nur für sie selbst negative Folgen haben, sondern auch für das Unternehmen. Krankheiten werden verschleppt, Kolleginnen und Kollegen angesteckt und es passieren mehr Fehler“, sagt Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK. Es reiche nicht, als Unternehmen nur auf Fehlzeiten zu schauen. Zu einem zukunftsfähigen Betrieblichen Gesundheitsmanagement gehöre auch der Blick auf Themen wie Präsentismus – ganz besonders in Zeiten von mehr Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen.
Vielen Beschäftigten fehlt Arbeitgeber-Feedback
Ob Beschäftigte krank zur Arbeit gehen, hängt auch mit der Arbeitslast in ihrem Job zusammen: Wer viele Überstunden macht oder generell zu wenig Zeit für berufliche Aufgaben hat, geht häufiger krank zur Arbeit. Dass viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer belastet sind, zeigt die Befragung: Ein Drittel macht demnach oft oder immer Überstunden, knapp 40 % haben oft oder immer zu wenig Zeit, um alle beruflichen Aufgaben zu erledigen.
Die Beschäftigtenstudie zeigt außerdem: Schlüsselfaktoren für eine höhere Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten sind eine gute, wertschätzende Führung sowie die Möglichkeit, Einfluss auf die eigene Arbeit nehmen zu können. Fast sechs von zehn Befragten geben an, ihre Aufgaben oft oder immer selbst beeinflussen zu können. Das heißt aber auch: Vier von zehn können dies nur manchmal, selten oder sogar nie. Fast 40 % der Befragten geben an, nie, fast nie oder selten von ihren Führungskräften Feedback zur Qualität ihrer Arbeit zu bekommen, rund 30 %, dass ihre Arbeit wenig Wertschätzung vom Management oder der Führungskraft erfährt.
Lange Bildschirmzeiten belasten
Die Befragungsergebnisse zeigen auch: Äußere Faktoren wie die Gestaltung des Arbeitsplatzes spielen für viele Beschäftigte eine wichtige Rolle – viele wünschen sich hier auch mehr Angebote ihres Arbeitgebers. Die Topbelastungsfaktoren, durch die sich die Befragten sehr stark oder stark belastet fühlen, sind lange Bildschirmzeiten (56 %) und die Arbeitshaltung (48 %), gefolgt von der Raumtemperatur (19 %) und Lärm (17 %).