Christine Weiß wird Geschäftsführerin bei VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Im November tritt Christine Weiß in die Geschäftsführung der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH ein. Seit fast 25 Jahren setzt sie sich für die Belange des Mittelstands ein.

Foto: Annette Koroll
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Die Großen können sich selbst helfen; viele Kleinere sind stark, aber nicht stark genug, um alles allein zu stemmen. Das ist in der Wirtschaft nicht anders als im normalen Leben. „,The German Mittelstand‘ ist eine Erfolgsgeschichte, um die uns das Ausland beneidet“, sagt Christine Weiß. Über 90 % aller Firmen in Deutschland gehören zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) aus den Wirtschaftsbereichen Industrie, Handwerk, Handel, dem Dienstleistungsbereich sowie den freien Berufen. 50 % aller Beschäftigten arbeiten bei KMU und 75 % der Lehrlinge werden dort ausgebildet. „Leider steht dieses unternehmerische Rückgrat Deutschlands seit Jahren stark unter Druck. Neben der Herausforderung der Digitalisierung kommen noch die energetische Transformation und die überbordende Bürokratie hinzu.“
Christine Weiß sind die Probleme des Mittelstands bestens bekannt. Seit fast 25 Jahren setzt sich die Diplom-Ingenieurin für Maschinenbau, Fachrichtung biomedizinische Technik, im Namen der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH für die Belange der KMU ein, zuvor sammelte sie als Entwicklungsingenieurin mehrjährige Industrieerfahrung beim Medizintechnikhersteller B. Braun Melsungen AG. „Bürokratieabbau ist ein großes Thema. Aber auch etablierte und neue Förderinstrumente helfen, die Innovationstätigkeit in den kleinen und mittelständischen Unternehmen zu steigern. Der Wert dieser Förderung ist auch in allen politischen Parteien unumstritten, was man in den Wahlprogrammen zur Bundestagswahl 2025 nachlesen kann.“
Christine Weiß wird Geschäftsführerin der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH
Ab November kann sich die engagierte Managerin noch stärker einbringen, als sie es ohnehin bereits getan hat. Dann übernimmt Weiß aus den Händen des nach 30 Jahren ausscheidenden Werner Wilke die Geschäftsführung des Unternehmens. Sie rückt damit an die Seite des Diplom-Kaufmanns Peter Dortans.
Das Dienstleistungs-, Projektträger- und Beratungshaus mit den Gesellschaftern VDI und VDE wird sich in den kommenden Jahren nicht über Mangel an Arbeit und Konkurrenz beklagen und Christine Weiß sich nicht zurücklehnen können. „Zum einen erhöht sich der Wettbewerbsdruck, nicht zuletzt durch neue Konkurrenten wie auf den Markt drängende Unternehmensberatungen. Zum anderen wird der Markt verkürzt, indem Behörden als Gesellschafter eigene Organisationen gründen, bei denen sie – am Wettbewerb vorbei – Inhousevergaben platzieren.“ Als GmbH sei man auf die wettbewerbliche Vergabe über Ausschreibungen angewiesen. „Wir sind überzeugt, dass nur der offene Wettbewerb zu effizienteren und agileren Dienstleistungen in der Forschungsförderung führt.“
Das sich wandelnde Innovationssystem in Deutschland verlangt nach Anpassung
Obwohl die VDI/VDE-IT seit vier Dekaden höchst professionell arbeite, sei der Erfolg kein Selbstläufer, meint die 55-Jährige. Um weiterhin ein gefragter Partner zu sein, wird sich das Unternehmen dem kritischen Blick von außen stellen. „Wir sind gerade dabei, eine Unternehmensevaluation zu konzipieren und im Sommer durchzuführen. Die Evaluation soll beleuchten, wie sich die VDI/VDE-IT dem rasant wandelnden Innovationssystem anpassen muss, um weiterhin erfolgreich zu sein. Wir sind sehr neugierig auf diesen externen Blick und freuen uns auf das Feedback. Je nach Ergebnis könnten sich hieraus inhaltliche und strukturelle Änderungen ergeben, wir sind da ganz offen.“
Inhaltlich sieht Weiß die größten Herausforderungen in der effektiven Begleitung von Unternehmen und Organisationen bei der Digitalisierung. „Als Berater und Förderorganisation sind wir vor allem in die angewandte Forschung und industrielle Entwicklung involviert. Hier helfen wir zum Beispiel im Rahmen von Begleitforschungen zu KI und smarter Datenwirtschaft Konsortien aus Wirtschaft und Wissenschaft bei der erfolgreichen Konzeptionierung und Umsetzung neuartiger IT-Produkte und Dienstleistungen. In der IT-Sicherheitsforschung unterstützen wir vor allem die Wirtschaft bei der Cybersicherheit und digitalen Souveränität.“
Schlanke Prozesse bei maximaler Flexibilität gehören zum Erfolgsrezept
Die VDI/VDE-IT beschäftigt rund 1000 Mitarbeitende mit Kompetenzen aus vielen verschiedenen Disziplinen. Das hört sich nach einem schweren Tanker an. „So habe ich unser Haus nie empfunden, vielleicht eher als eine Flotte kleinerer und größerer Schiffe. Der Kunde ist bei uns König. Schlanke Prozesse bei maximaler Flexibilität sind unser Erfolgsrezept. Zudem versuchen wir gerade, verstärkt durch Digitalisierung und KI-Tools, Synergien zu heben.“
Aufgewachsen in einer technikbegeisterten Ingenieurfamilie
Etwas anderes als eine technische Karriere kam schon für die junge Christine Weiß, die sich lange Zeit dem Thema „Assistenz- und Pflegetechnologien“ verschrieb, nicht infrage. Der Vater war 40 Jahre lang Oberingenieur bei MAN Turbinen- und Anlagenbau. „Wir wohnten in der MAN-Werksiedlung in Nürnbergs Südstadt. Um uns herum Siemens, AEG, Grundig. Mein großer Bruder ist studierter Informatiker, mein mittlerer Bruder Physiker. Da drängten sich auch bei der kleinen Schwester die Ingenieurwissenschaften auf. Bis heute eine der besten Entscheidungen meines Lebens.“
Zu Beginn ihrer Karriere in der VDI/VDE-IT war Christine Weiß vor allem wissenschaftliche Fachexpertin. „Bereits in meiner aktuellen Rolle als Leiterin des Bereichs ‚Transformation in Mittelstand und Industrie‘ hat sich mein Mindset stark verändert, indem ich die Expertinnen und Experten in ihrem Handeln unterstütze. Mittlerweile bin ich ,fine‘ damit, als Managerin überwiegend die Rahmenbedingungen für eine exzellente Leistungserbringung zu setzen.“ Karrierebewusst sei sie schon gewesen, erklärt Weiß, ohne aber mit Macht nach oben zu drängen. „Ich habe immer auf der Position, auf der ich gerade gearbeitet habe, alles gegeben. Ich habe stets darauf vertraut, dass sich gute Arbeit auszahlt.“
Aber auch eine für die Sache brennende Ingenieurin hat mal frei. Und auch dann ist der Terminkalender üppig gefüllt. Wenn Christine Weiß mal nicht die Trompete in einem evangelischen Posaunenchor bläst, feuert die zweifache Mutter ihren Sohn und dessen Handballmannschaft an. Um als Kampfrichterin bei großen Leichtathletik-Veranstaltungen, wie bei den Deutschen Meisterschaften, dem ISTAF oder den Special Olympics, tätig zu sein, fehlt der ehemaligen Leichtathletin inzwischen die Zeit. Im Urlaub zieht es die Familie in die Berge, sei es zum Wandern, Skifahren oder Schneeschuhlaufen.