Mobbing im Job: Wie man aus dem Teufelskreis herauskommt
Mobbing am Arbeitsplatz kann das Leben zur Hölle machen. Der Diplom-Psychologe Martin Figgen betreut das Angebot der MobbingLine NRW beim NRW-Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA.nrw). In unserer neuen Podcast-Folge von „Prototyp“ gibt er Tipps, wie Betroffene sich verhalten sollten. Zudem fordert er strengere Gesetze.
Mobbing am Arbeitsplatz kann das Leben zur Hölle machen. Mindestens jeder Zehnte hat im Laufe seines Berufslebens einmal unter Mobbing gelitten – und die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher. Für die Opfer könne das drastische Konsequenzen haben, weiß Diplom-Psychologe Martin Figgen. Er arbeitet beim NRW-Landesinstitut für Arbeitsgestaltung (LIA.nrw). „Betroffene gehen nicht mehr gern zur Arbeit. Das steigert sich zu psychosomatischen Beschwerden wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen bis hin zu ernsten Depressionen und handfesten körperlichen Erkrankungen“, sagt er in der aktuellen Ausgabe unseres Karriere-Podcasts „Prototyp“.
„Mobbing im Job verläuft in mehreren Phasen. In der ersten Phase gibt es einen ungelösten Konflikt, dann beginnt der Psychoterror, der mit dem eigentlichen Konflikt nichts mehr zu tun hat. In der dritten Phase eskaliert es dann und es gibt Abmahnungen. Allerdings werden nicht die Täter abgemahnt, sondern die Mobbingopfer, weil deren Leistung häufig immer mehr abnimmt.“
Rund die Hälfte der Mobberinnen und Mobber sind Vorgesetzte
Treffen könne es jeden, wenngleich Frauen deutlich häufiger Mobbingopfer sind als Männer – aber auch häufiger selbst mobben. „In der Regel suchen sich die Mobbenden vermeintlich Schwächere aus. Auszubildende sind häufig unter den Opfern, aber auch ältere Menschen.“ Was es oft besonders schwer für Betroffene macht: Rund die Hälfte der Mobberinnen und Mobber sind Vorgesetzte. „Die haben oft das klare Ziel, ihr Opfer systematisch aus dem Unternehmen zu drängen“, so Figgen.
„Dokumentation der Vorkommnisse ist wichtig“
Wichtig sei immer, sich frühzeitig zur Wehr zu setzen und offen anzusprechen, wenn man sich ungerecht behandelt oder gar schikaniert fühlt. „Was wir allen raten: Es ist wichtig, die Vorkommnisse von Anfang an zu dokumentieren.“ Doch die Prognose für die Opfer sei leider schlecht: „Jeder fünfte Betroffene kündigt, 15 % werden vom Arbeitgeber gekündigt.“ Wie lässt sich das durchbrechen? Martin Figgen hat eine klare Forderung an die Politik: „Es wäre gut, wenn wir eine gesetzliche Handhabe gegen Mobbing hätten. In skandinavischen Ländern zum Beispiel ist man da schon weiter, hierzulande hinken wir hinterher. Leider gibt es in Deutschland noch nicht so etwas wie einen Anti-Mobbing-Paragrafen. So lange es den nicht gibt, kann man nur informieren und sensibilisieren.“
Auf welche Warnzeichen man im Büroalltag achten sollte und an wen Mobbingopfer sich wenden können, das erzählt Martin Figgen in der aktuellen Folge von „Prototyp“, dem ingenieur.de-Karriere-Podcast in Kooperation mit VDI nachrichten.
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