Frauenquote für Aufsichtsräte wirkt, Vorstände weiterhin männlich
Der Frauenanteil in den Chefetagen der Dax-Unternehmen wächst stetig. Doch klar ist auch: Von einer 50:50-Besetzung kann noch lange nicht die Rede sein.
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Der Frauenanteil in den Chefetagen deutscher Börsenunternehmen ist einer aktuellen Untersuchung zufolge so hoch wie noch nie. Im Mai 2024 waren in den Aufsichtsräten der 180 untersuchten Konzerne 37,3 % der Stellen mit Frauen besetzt und damit so viele wie noch nie in der Geschichte der Dax-Unternehmen. Das geht aus dem Women-on-Board-Index der Organisation „Frauen in die Aufsichtsräte“ (Fidar) hervor.
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Die Frauenquote in den Aufsichtsräten der 180 Konzerne hatte 2023 noch bei 35,3 % gelegen. In den Vorständen erreichten die Unternehmen einen Frauenanteil von 19,3 %, ein Prozentpunkt mehr als im Vorjahr. Von Parität in den Chefetagen seien die meisten Unternehmen aber noch immer weit entfernt, heißt es bei Fidar.
Die Mehrheit erfüllt die Vorgabe zu den Vorständen, lediglich in drei Konzernen fehlen Frauen im Vorstand
Für den Frauenanteil in den Chefetagen großer Konzerne gibt es seit einigen Jahren gesetzliche Vorgaben. Eine verbindliche Frauenquote von 30 % in Aufsichtsräten gilt seit 2016 und betrifft laut Fidar 104 der 180 betrachteten Unternehmen. Seit Sommer 2022 müssen außerdem in Firmen mit Vorständen, die mehr als drei Mitglieder haben, mindestens eine Frau und ein Mann vertreten sein (Mindestbeteiligungsgebot). Das Gesetz sieht dies bislang allerdings nur für börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten vor. Laut Fidar betrifft dies 65 der untersuchten Konzerne.
Die große Mehrheit erfülle die Vorgabe zu den Vorständen, hieß es. Lediglich in drei Konzernen gebe es trotz Pflicht keine Frau im Vorstand: bei Koenig & Bauer, Südzucker und Wüstenrot & Württembergische. Eine Konzernsprecherin von Wüstenrot & Württembergische teilte auf dpa-Anfrage mit, dass der Vorstand mittlerweile nur noch aus drei Personen bestehe. Dadurch würde das Mindestbeteiligungsgebot nicht mehr gelten. Ein Sprecher von Südzucker erklärte: „Unser aktueller Vorstand setzt sich aus vier Männern zusammen. Zum Ende Januar 2024 ist unsere Vorständin Helen Arnold aus dem Vorstand ausgeschieden.“ Der Sprecher deutete lediglich an, dass der Konzern anstrebe, die Stelle bald mit einer Frau nachzubesetzen. Koenig & Bauer will dies nach eigenen Angaben künftig ebenfalls tun.
„Wenn die Unternehmen nicht mehr Engagement zeigen, muss der Gesetzgeber handeln“
Keine einzige Frau im Vorstand hatten laut Fidar 65 der untersuchten Unternehmen, im Vorjahr habe die Zahl noch bei 71 gelegen. Noch immer würden sich viele dieser Unternehmen die Zielgröße „Null“ für ihren Frauenanteil setzen, beklagt die Organisation.
Frauen bei Beschäftigung und wirtschaftlicher Situation im Hintertreffen
Fidar fordert seit Längerem, die Quotenregelungen auf deutlich mehr Unternehmen auszuweiten. „Wenn die Unternehmen nicht mehr Engagement zeigen, muss der Gesetzgeber handeln“, betont Fidar-Präsidentin Anja Seng. Mit der jetzigen Geschwindigkeit und Quotenregeln, die nur für ungefähr 100 Unternehmen gelten, sei Parität nicht zu erreichen.