Anne Schüller: „Topmanager müssen von ihrem Thron herunter“
Das Festhalten an der Vergangenheit hemme die dringend notwendigen Schritte in Richtung Zukunft, meint die Managementberaterin Anne Schüller. Und bietet Alternativen.
„Innovatiönchen“ reichen nicht, um den Standort Deutschland zu einem attraktiven und fortschrittlichen zu machen, meint die Buchautorin und Managementberaterin Anne Schüller. Mutlosigkeit und Langsamkeit prägten das Bild der hiesigen Industrielandschaft. Das Festhalten an dem, was lange gut war und nun überholt sei, hemme die so dringend notwendigen Schritte in Richtung Zukunft. „Unsere Hochkultur erstarrt vor Angst vor dem Neuen in der breiten Gesellschaft, aber auch in den Köpfen der Top-Manager, denen der Mut zur wahren Innovation fehlt.“
Das Denken öffnen, um das Neue ins Unternehmen zu tragen
Um sich aus diesem Dilemma zu befreien, bedürfe es eines grundlegenden kulturellen Wandels in den Unternehmen. Sich dabei allein auf technische Prozesse zu beschränken, sei nicht genug, so Schüller. „Digitalisierung lässt sich nicht in einer Abteilung verorten.“ Das Mindset des gesamten Unternehmenskreislaufs müsse sich den aktuellen Erfordernissen anpassen. Dazu gehöre zwingend das Thema Nachhaltigkeit. „Technologie und Nachhaltigkeit sind eng miteinander verknüpft. Da wir auf beiden Feldern an Boden verlieren, verpassen wir auch bei der Verknüpfung den Anschluss.“
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Die Verantwortlichen müssten über die eigenen Firmenmauern hinweg denken. Anne Schüller spricht von „transfunktionalen Aspekten“, um das Neue ins Unternehmen hineinzutragen. „Diese Rundum-Vernetzung ist bitter nötig, um im Wettbewerb Stand zu halten.“ Das Denken, man wisse schon, was der Kunde will, war gestern, sagt die Bestsellerautorin. „Es muss Platz sein für externe Expertise und für ständiges Feedback mit den Kunden. Dazu muss man ein Stück weit vom Thron herunter.“
Die Arbeitgeber sollten den jungen Menschen, die eine lebenswerte Zukunft haben wollen, die Spielwiesen zur Verfügung stellen.
Anne Schüller
In den Unternehmen seien weiterhin Spezialisten gefragt, die sich technischen Innovationen widmen, aber: „Wir brauchen mehr Generalisten, die das große Bild aus Puzzleteilen zusammenbauen, um ein Unternehmen Teil eines Business-Ökosystems werden zu lassen. Das wird die Zukunft sein.“
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Und damit ist Anne Schüller wieder bei der Unternehmenskultur, die sich ändern müsse. „Die Arbeitgeber sollten den jungen Menschen, die eine lebenswerte Zukunft haben wollen, die Spielwiesen zur Verfügung stellen, sonst sind die Talente schnell wieder weg. Dann kommen auch Unternehmen richtig gut in die Spur Richtung Zukunft.“