Werteorientierung macht erfolgreich
Werte machen erfolgreich, das zeigen einige Studien. Unternehmen wissen dies und entwickeln Leitbilder. Nach diesen Regeln sollen Mitarbeiter handeln, Vorgesetzte haben hier eine Vorbildfunktion. Doch nur jeder zweite Mitarbeiter stimmt den Unternehmenswerten zu. Wahrscheinlich werden sie selten im notwendigen Konsens gebildet.
Wir ziehen alle am gleichen Strang, wir haben ein gemeinsames Leitbild. Das empfindet aber nur jeder zweite Beschäftigte so. Foto: Fotolia
Den Fall der Mauer, das Platzen der dot.com-Blase und die Finanzkrise, die den Glauben an funktionierende Märkte erschüttert hat, sind nach Meinung von Andreas Suchanek, Professor für Nachhaltigkeit und globale Ethik an der Handelshochschule Leipzig, die Gründe dafür, dass in der MBA-Ausbildung Themen wie Ethik, Nachhaltigkeit und Werte forciert wurden.
Seit 2004 hat Suchanek einen Lehrstuhl für Wirtschafts- und Unternehmensethik in Leipzig. Ethik ist die Lehre vom Handeln gemäß der Unterscheidung von Gut und Böse.
Die Manager von morgen wollen mehr über Ethik, Werte, Nachhaltigkeit lernen – Business Schools sollen praxisnäher unterrichten: Das ergab eine Umfrage der Agentur Swop in Berlin und der Bertelsmann-Stiftung 2010 unter 700 MBA-Studenten, Ehemaligen und Interessierten.
Über 70 % der Absolventen sind für eine Umstrukturierung der Ausbildungskonzepte. Sie legen Wert darauf, dass ihnen die MBA-Programme Führungskompetenz und neue Ansätze vermitteln. Curricula, die Ethik und Nachhaltigkeit als Grundprinzip erfolgreicher Führung beinhalten, sind für zwei Drittel der Befragten interessant. „Um die eigene Zukunftsfähigkeit zu sichern, sind Unternehmen auf ethische Werte angewiesen“, informiert die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Denn wem kein Vertrauen entgegengebracht wird, der findet keine Kunden, Mitarbeiter oder Geschäftspartner.
Innerhalb der meisten Unternehmen spiele wertorientiertes Handeln längst eine wichtige Rolle. „Zahlreiche Unternehmen haben sich freiwillig Leitlinien gegeben, die eine ethische Unternehmenskultur fördern und zu verantwortlichem und nachhaltigem Handeln ermutigen“, so die Vereinigung. Führungskräfte hätten eine Vorbildfunktion: „Nur wenn Werte in den Unternehmen auch gelebt werden, sind sie glaubwürdig.“
Pikant: Zwar schreiben Firmenchefs sich gerne Schlagwörter wie Kundenorientierung, Fairness und Bescheidenheit auf die Fahnen, aber nur jeder zweite Beschäftigte in Deutschland weiß, für welche Werte sein Unternehmen steht. Zu diesem Ergebnis kommt die Unternehmensberatung Rochus Mummert, Hamburg, in ihrer Studie „Leadership im Topmanagement deutscher Unternehmen“, für die Mitarbeiter und Führungskräfte großer und mittelständischer Firmen befragt wurden. Ausnahmslos alle befragten Manager sagten, ihr Betrieb habe Leitbilder definiert, die den Beschäftigten bekannt seien.
Im krassen Gegensatz dazu steht, dass jeweils nur die Hälfte der leitenden Angestellten und Mitarbeiter dem scheinbar gemeinsamen Leitbild zustimmen. „Deutschlands Manager haben offenbar nicht verstanden, dass Werte nicht nur hübsche Floskeln sein sollten, die irgendwo auf der Homepage nachzulesen sind“, sagt Hans Schlipat, Managing Partner bei Mummert.
Der Sinn gemeinsamer Grundsätze sei, dass alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Und das lohne sich, weil zwischen Wertekultur und Erfolg ein Zusammenhang besteht. In Unternehmen mit weit überdurchschnittlichem Wachstum sagen die meisten, dass Werte vereinbart wurden und diese auch intern bekannt seien. Eine Wertekultur trägt laut Studie auch zu mehr Zufriedenheit bei: Zufriedene Mitarbeiter kennen mehrheitlich die Leitbilder, für die ihr Unternehmen steht.
Wertschätzung, Vertrauen, Offenheit für Ideen, sind typische und wichtige interne Werte. Qualität, Kundenorientierung, Innovationen richten sich eher an Kunden. „Werte und Werteorientierung sind Top-Themen, mit denen sich Unternehmen derzeit auseinandersetzen“, sagt Katharina Heuer, Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) in Düsseldorf. Aus Aktualitätsgründen stand das Thema Werte bei einem Kongress auf der Agenda. „Werte geben im täglichen Handeln Orientierung und sie sorgen für Zusammenhalt.“
Doch jeder einzelne Mitarbeiter hat seine eigene Vorstellung und Wertigkeit von Werten. Wie schafft man da den gemeinsamen Konsens, vom Sachbearbeiter bis zum Vorstand? „Indem man offen über Werte diskutiert und sehr genau darauf achtet, dass die Menschen im Unternehmen sich den Werten verpflichtet fühlen“, sagt Heuer. Und das geschehe über Auswahl und Entwicklung von Mitarbeitern, insbesondere Führungskräften, die hier eine Vorbildfunktion haben.
Führungskräfte in Deutschland erwarten für die nächsten Jahre eine weitere Intensivierung der Diskussion über die Bedeutung von Werten für eine nachhaltige Unternehmens- und Personalführung. Und sie gehen davon aus, dass sich auch die umfassende gesellschaftliche Debatte um mehr Werteorientierung noch verstärken wird. Dies ist ein Ergebnis der Führungskräftebefragung 2013 der ,Wertekommission – Initiative Werte Bewusste Führung e.V.‘.“
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Reinhard-Mohn-Institut für Unternehmensführung und Corporate Governance der Universität Witten/Herdecke zum Jahreswechsel 2012/2013 durchgeführt. An der Studie teilgenommen haben mehr als 200 Führungskräfte aller Altersgruppen und Unternehmensgrößen aus Deutschland.