Wie die Hays AG die begehrten Ingenieure als Arbeitgeber binden will
Alexander Heise, Vorstandsmitglied der Hays AG, über Neuausrichtung des Unternehmens und die Zukunft der Ingenieurdienstleister angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels.
VDI nachrichten: Herr Heise, Corona hat den Ingenieurdienstleistern schwer zu schaffen gemacht, viele haben Personal abgebaut. Wie ist Hays durch die Krise gekommen?
Alexander Heise: Dank der breiten Aufstellung in viele Branchen hinein konnten wir die Coronakrise gut bewältigen. Einige Branchen sind natürlich eingebrochen, aber andere haben eine Sonderkonjunktur erlebt. Etwa die Telekommunikationsbranche durch den breiten Umstieg aufs Homeoffice oder die pharmazeutische Industrie mit dem Herstellen von Tests und Ähnlichem. Seit zwölf Monaten haben wir in vielen Branchen einen deutlichen Zuwachs, der zuletzt noch einmal angezogen hat, ob das nun bei IT-Ingenieuren – in der Freiberuflichkeit oder in Festanstellung – ist oder bei klassischen Ingenieurbüros.
Konnten Sie Personal intern von schlechter laufenden Branchen zu solchen mit gestiegener Nachfrage umschichten? Ein Ingenieur aus der Kfz-Branche bringt nicht unbedingt die Qualifikation für Medizintechnik mit.
Das ist in der Tat nicht immer einfach. Bei verwandten Aufgabengebieten fällt der Umstieg noch relativ leicht. Wenn jemand mit CAD für die Automobilindustrie arbeitet, kann er das auch rasch für die Medizintechnikbranche tun. Zudem haben wir verschiedene Arbeitszeitmodelle genutzt, Arbeitszeit reduziert und Überstunden abgebaut. Durch interne Umschulungen sowie punktuelle Weiterqualifizierung war es möglich, Mitarbeitende für den Bedarf von gut laufenden Branchen zu qualifizieren.
Ingenieurdienstleister als ideale Adresse für den Karrierestart?
Die Folgen des Ukrainekrieges für Ingenieurdienstleister
Kaum war die Coronakrise einigermaßen überwunden, überfiel Russland die Ukraine. Wie sind denn Ihre Erwartungen bis zum Jahresende?
Als breit aufgestellter Personaldienstleister mit einem Fokus auf Ingenieure sind wir ganz nah am Markt und bekommen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt schnell mit. Wir kommen aus einer Sonderkonjunktur, ausgelöst durch den Fachkräftemangel. Jetzt geht der Bedarf in manchen Branchen leicht nach unten, weil er sich einfach wieder normalisiert. Besondere Nachfrage verzeichnet im Augenblick der Energiesektor. Da werden Ingenieure aus dem Vorruhestand und der Rente zurückgeholt, um die Arbeitskräftenachfrage zu befriedigen. Wir bei Hays haben frühzeitig erkannt, dass wir schon aufgrund der demografischen Entwicklung den Fachkräftebedarf auch mithilfe des Auslands decken können. Wir haben aktuell in zwölf Ländern Teams aufgestellt, die dort Arbeitskräfte für den deutschen Markt rekrutieren.
Wie bereiten Sie diese Arbeitskräfte auf den Einsatz in Deutschland vor?
Zunächst: Diese Expertinnen und Experten kommen nicht alle zu uns an den Einsatzort. Die Pandemie hat sehr gut gezeigt, wie gut Remote Work funktioniert. Zwar kann niemand von zu Hause aus eine Maschine in Betrieb nehmen, aber die Konstruktion und das Programmieren der Steuerung kann durchaus im Homeoffice erfolgen. Wir haben viele Mitarbeitende in Osteuropa, den Niederlanden und Spanien, denn wir legen Wert darauf, dass alle in der nahezu gleichen Zeitzone angesiedelt sind. Für die virtuellen Teams in den einzelnen Ländern haben wir das Brückenkopf-Modell geschaffen. Ein Verantwortlicher oder eine Verantwortliche mit guten Englischkenntnissen übernimmt die tägliche Projektbesprechung mit uns und stimmt sich in der Landessprache mit den anderen Teammitgliedern ab.
Zählt zu den osteuropäischen Ländern, in denen Hays tätig ist, auch die Ukraine?
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