Wie Maschinenbauer in der Krise für den Aufschwung rüsten
In der aktuellen Krise arbeiten Maschinenbauunternehmen an Innovationen, um gestärkt in den Aufschwung zu starten. Das zeigen einige Praxisbeispiele.
Die letzten Wochen habe ich auf etlichen Maschinenmessen mit vielen Geschäftsführern, Vorständen und Inhabern gesprochen. Eins wurde nur zu deutlich: Jetzt ist die Krise da. Auch führende Unternehmen stehen mächtig unter Druck. Meine Gesprächspartner berichteten mir, wie anstrengend die diesjährigen Messen waren – vieles ist unsicher, der Auftragseingang massiv zurückgegangen. Daher stellen sich etliche Maschinenbauer auf drei und mehr harte Monate ein, vor allem die Firmen, deren Geschäft in engem Kontext mit der Bau- und Automobilindustrie steht.
In der Coronakrise konzentrierten sich Maschinenbauunternehmen auf das laufende Geschäft
Viele Erkenntnisse lassen sich aus dem Umgang der Unternehmen mit dieser Situation gewinnen. In der Coronakrise mit ihren Limitierungen und den gravierenden Lieferkettenengpässen waren die meisten Maschinenbauer vorrangig damit beschäftigt, ihr operatives Geschäft am Laufen zu halten. Und reaktiv beschränkten sie sich bei ihrer Produktentwicklung auf notwendige Optimierungsmaßnahmen.
Welche Faktoren über die Marktführung entscheiden
Jetzt könnte man meinen, das setzt sich so fort, denn die Energiekrise mit all ihren Folgen und eine Reihe weiterer Entwicklungen stellen die Wirtschaft vor ebenso große Herausforderungen wie die Coronazeit. Doch zumindest bei meinen Kunden stelle ich etwas ganz anderes fest: Sie handeln gerade jetzt sehr entschlossen und aktiv. Wir erleben in meinem Unternehmen aktuell ein riesiges Anfragevolumen, weil die Kunden die kritische Zeit nutzen, um viele echte Innovationen anzustoßen.
SEW bereitet seine Produkte wieder auf
Die Firma SEW zum Beispiel nimmt heute die Bremsen der Motoren von den Kunden zurück. Dank eines speziellen Pyrolyseverfahrens können so Druckgussteile und Kupferspule später voneinander getrennt und wiederverwendet oder recycelt werden. Das spart Ressourcen und CO2-Emissionen, erzählte Geschäftsführer Hans Krattenmacher.
Anderes Beispiel: Bei meinem Besuch auf der SPS stand ich zusammen mit dem Geschäftsführer eines Innovationsführers neben dessen neuester Verpackungslinie. Diese wurde in Aktion präsentiert. Auf meine Bemerkung, dass die Anlage schon ein bisschen langsam arbeitet, antwortete er lachend: „Wir mussten das Tempo deutlich drosseln, damit die Kunden überhaupt etwas sehen. In der normalen Geschwindigkeit brauchen Sie ein Stroboskoplicht, um den Prozess nachvollziehen zu können – so schnell arbeitet dieses intelligente System.“
Auch kleinere Unternehmen wie die Firma Held agieren proaktiv. Dieser Hersteller von Doppelbandpressen richtet gerade seine komplette Maschinenlinie auf die Zukunft aus. Da werden richtig große Innovationsschritte gemacht.
Umweltschutz wird zum Thema für Maschinenbauunternehmen
Ich beobachte Firmen wie die Wöhner GmbH, die kaum dass sie das eine Projekt gestartet haben, schon über das nächste diskutieren, weil dieses innovative Unternehmen seinen Markt und seine Kunden konzentriert beobachtet. Es hat deshalb viele nützliche Erkenntnisse, die es in konkrete Lösungen und Produkte umsetzt. Diese Firmen wittern im Markt ein Potenzial, das sich nur mit Innovationen heben lässt. Überlegen Sie mal, seit wann wir in der Gesellschaft über Umweltfreundlichkeit reden: Schon seit den 1980er-Jahren. Bis vor einigen Jahren herrschte in weiten Teilen der Industrie die Auffassung: „Also, falls es nichts kostet, machen wir das Produkt auch umweltfreundlich. Sonst nicht, weil kein Kunde dafür extra bezahlt.“
Das hat sich extrem geändert, denn die Ansprüche der Kunden haben sich gewandelt. Einige Produktgruppen werden überhaupt nicht mehr gekauft, wenn die Umweltaspekte nicht berücksichtigt sind. Das Umdenken in den Firmen ist auf allen Ebenen und in allen Abteilungen angekommen.
Maschinenbauer nehmen die Kostenstruktur ihrer Kunden in den Fokus
In früheren Jahren hatten die Unternehmen bei der Produktentwicklung in der Hauptsache die Optimierung ihrer Herstellungskosten im Blick. Jetzt beobachte ich, dass mit großer Konsequenz die Kosten und die Zeitaufwände bei den Kunden reduziert werden.
Das ist der gemeinsame Nenner, den ich hinter dieser neu gewonnenen Innovationsfreude sehe. Da geht es um Nachhaltigkeit und Effizienzsteigerung, um die Kosten für Energie und Ressourcen zu drosseln und den CO2-Ausstoß zu verringern. Da geht es um Recycling, um Materialien kostengünstig im Kreislauf zu halten.
Da geht es um Automatisierung und Geschwindigkeit, damit die Firmen mit den vorhandenen Fachkräften mehr Produktivität erreichen. Und es geht um Flächeneinsparung, wenn eine neue Maschine die Arbeit von zwei gleich großen alten Maschinen ersetzen kann.
Der gemeinsame Nenner erfolgreicher Unternehmen
Auf diesen Gebieten passiert richtig viel in Deutschland und der Welt. Hier können Maschinenbauer atemberaubend innovativ sein. Die Unternehmen, die das erkannt haben, arbeiten gerade jetzt an ihrem Erfolg von morgen.