FRAUENSACHE 09. Jul 2019 Marie-Sophie Möllecken Lesezeit: ca. 4 Minuten

„Das Leben mit der Natur hat mich geprägt“

Unsere Praktikantin Marie Möllecken (16) wollte wissen, was eine Frau reizt, Ingenieurin zu sein. Umweltingenieurin Katja Hummert erzählt, was sie bewegt hat.

Von Frau zu Frau: Die Ingenieurin Katja Hummert (links) und die Schülerin Marie Möllecken hatten keine Anlaufschwierigkeiten, um über Mathe, Natur und Familie zu plaudern.
Foto: Zillmann

VDI nachrichten: Ich habe andere Lieblingsfächer als Mathe. Hat Ihnen das Fach Spaß gemacht?

Hummert: Dass ich mich für die Ingenieurwissenschaften entschieden habe, lag auch daran, dass ich Mathe immer gut fand. Im Gegensatz zu anderen Fächern sind die Resultate immer eindeutig. Das gefällt mir.

Katja Hummert

Sie ist Geschäftsführerin der Wertsicht GmbH mit Sitz in Düsseldorf. Seit 1995 berät das Unternehmen bei der Gestaltung von Unternehmensstrategien und bei der Einführung und Aufrechterhaltung von Umwelt- und Energiemanagementsystemen.

Zu den Kunden der Wertsicht GmbH zählen Unternehmen verschiedener Branchen und Größen, darunter Daimler, die RWTH Aachen und die Stadt Düsseldorf.

http://www.wertsicht.de

Haben Sie manchmal an der Wahl Ihres Studienfachs gezweifelt?

Nein. Ich bin sehr geradlinig und habe schon während meines Studiums geschaut, wo ich Praktika absolvieren kann. Ich habe auf einer Mülldeponie gearbeitet, in einem Institut für Umweltanalytik und schließlich in einem klassischen Ingenieurbüro. Durch diese Praxiserfahrungen habe ich festgestellt, was mich genau interessiert. Das hat aber nichts an meinem Interesse für Umweltschutz geändert.

Wann hat Ihr Interesse für die Umwelt eingesetzt?

Meine Familie hat mich sehr beeinflusst. Ein großer Teil meiner Verwandtschaft ist in der Landwirtschaft tätig. Das Leben mit der Natur und den existenziellen Dingen – dem Land und den Tieren, die uns versorgen – fand ich immer beeindruckend. Auf der anderen Seite gab es während meiner Teenagerzeit den katastrophalen Unfall im Kernkraftwerk Tschernobyl und die „Wegwerfgesellschaft“, über die sich damals viele aufgeregt haben. Diese Zeit hat mich geprägt.

Wie haben Sie sich dafür eingesetzt, dass sich etwas ändert?

In der Schule habe ich mit Mitschülern eine Umwelt-AG gegründet und dafür gesorgt, dass eine Abfalltrennung eingeführt wird. Gemeinsam haben wir bewirkt, dass es keine Aluminiumdosen am Büdchen zu kaufen gab. Als die Schulzeit vorüber war, habe ich Technischen Umweltschutz an der Gesamthochschule Paderborn studiert. Weil ich Umweltschutz spannend fand.

Ihr Studiengang klingt nach jeder Menge Technik. Hatten Sie viele Mitstreiterinnen?

Es waren gar nicht so wenige Frauen bei uns, wie man vermuten könnte. Verglichen mit Elektrotechnik und Maschinenbau, wo das ja einstellige Prozentzahlen sind, war bei uns bestimmt ein Drittel Frauen.

Liegt das an dem Fach?

Ja, möglich. Es kann schon sein, dass Umwelt ein Thema ist, das Frauen auch im Berufsleben bewegt und wo sie sich einbringen wollen.

Wie sind Sie dahin gekommen, wo Sie jetzt sind?

Nach meinem Studium habe ich vier Jahre in einem Ingenieurbüro für Umwelttechnik gearbeitet. Da haben wir auch schon einiges von dem gemacht, was ich heute so alles treibe. Das Büro hat sich aber in eine Richtung entwickelt, die mir nicht mehr lag. Man hat den Umweltbereich geschlossen. Mir wurde praktisch gekündigt.

War das frustrierend?

Nicht so richtig, schließlich stimmte die thematische Richtung ja nicht mehr. Und manchmal kann es auch ganz gut sein, sich neu zu orientieren. Ich bin in die Selbstständigkeit gegangen und habe damals die Umweltberatung Hummert gegründet. Dann habe ich mich mit zwei anderen Partnern zur Wertsicht GmbH zusammengeschlossen.

Warum kommen Kunden zu Ihnen?

Ein Beispiel: Ein mittelständisches Unternehmen aus Düsseldorf möchte neu bauen und ist unsicher, wie es Energie- und Wärmeversorgung einplanen soll. Weil man im Unternehmen selbst nicht weiß, wie man sich da Klarheit verschaffen kann, werden wir als unabhängige Berater beauftragt. Wir arbeiten aber auch mit Unternehmen wie Daimler zusammen. Das sind dann natürlich noch einmal andere Größenordnungen. Die haben ein Umwelt-und Energiemanagement und wir prüfen in sogenannten Audits, inwiefern sie ihre Ziele erreichen und festgelegte Verfahren einhalten.

Machen Sie das alles alleine?

Nein, unser Team besteht hier in Düsseldorf momentan aus neun Leuten, mit unserem Büro in Aachen sind wir 16 Personen. Als Geschäftsführerin habe ich ja noch andere Aufgaben. Gerade habe ich ein Personalgespräch geführt. Da ging es vor allem um die Weiterbildung eines Kollegen.

Wie kommt man in Ihr Team?

Das fachliche Know-how ist wichtig. Aber auch die innere Einstellung muss stimmen und selbst die Körpersprache ist wichtig. Man muss offen sein, gut zuhören und reden können. Berater müssen auf die Kunden eingehen. Sie müssen erkennen, wo die Kunden Unterstützung brauchen.

Wie vereinbaren Sie Privatleben und Job?

Als mein Sohn geboren wurde, habe ich ein Jahr von zu Hause aus gearbeitet. Mein Mann, der als selbstständiger Architekt allerdings auch mehr als einen Achtstundentag hat, hat sich natürlich auch gekümmert. Es war von unschätzbarem Wert, dass die Großeltern fit waren – und es Gott sei Dank noch immer sind. Außerdem waren meine Kinder im Ganztagskindergarten und in Ganztagsschulen. Heute sind die beiden 14 Jahre und 17 Jahre alt. Da ist die Betreuung kein großes Thema mehr.

Fehlt es Ihnen manchmal, Zeit mit Ihren Kindern zu verbringen?

Ja, darüber denke ich oft nach. Es wäre rückblickend schön gewesen, etwas mehr Zeit für sie zu haben. Meine Tochter und mein Sohn sagen heute, sie hätten nichts vermisst – ich aber!

Wie stehen Ihre Kinder zu Ihrer Selbstständigkeit? Möchten sie später auch beruflich auf eigenen Füßen stehen?

Sie finden das mit der Selbstständigkeit nicht so toll, weil sie bei ihren Eltern sehen, wie zeitraubend das ist. Trotzdem liebe ich meinen Job, auch weil ich sehe, dass er Sinn macht und ich damit etwas bewege. Das wünsche ich meinen Kindern auch.

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