Fachkräftemangel 17. Okt 2024 Von Alexandra Ilina Lesezeit: ca. 3 Minuten

Immer weniger Ingenieurnachwuchs in Deutschland

In Deutschland sinkt die Zahl der Ingenieurstudierenden, was einen akuten Fachkräftemangel verursacht. Besonders betroffen sind Maschinenbau und Verfahrenstechnik – welche Folgen hat das für die Zukunft der deutschen Wirtschaft?

Ingenieurstudiengänge in der Krise: Sinkende Studierendenzahlen verstärken den Fachkräftemangel – besonders betroffen sind Maschinenbau und Verfahrenstechnik.
Foto: panthermedia.net/ kanzefar

In Deutschland fehlen viele Ingenieure. Deshalb versuchen Politik und Fachverbände seit Jahren, mehr junge Menschen für ein Ingenieurstudium zu gewinnen. Dennoch sinken die Zahlen der Erstsemester und Studierenden. Wäre es nicht für die steigende Anzahl internationaler Studierender und den Bereich Informatik, wäre der Rückgang noch schlimmer. Besonders betroffen ist der Maschinenbau und die Verfahrenstechnik. Das zeigt eine Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Im Wintersemester 2023/24 waren etwa 750.000 Studierende in Deutschland in Ingenieurwissenschaften eingeschrieben, was rund 25 % aller Studierenden entspricht. Diese Gruppe umfasst zwölf Studienrichtungen, darunter Maschinenbau, Elektrotechnik, Architektur und Informatik.

Seit dem Wintersemester 2020/21 sinken die Studierendenzahlen in diesen Fächern kontinuierlich, von 783.000 auf derzeit 749.000. Im Vergleich zu vor zehn Jahren ist die Zahl der Erstsemester um 13 % zurückgegangen.

Ingenieurwissenschaften als zentraler Bestandteil der deutschen Wirtschaft

Die Ingenieurwissenschaften werden als zentraler Bestandteil der deutschen Wirtschaft betrachtet. Aus diesem Grund haben Politik und Fachverbände in den letzten Jahrzehnten viele Initiativen gestartet, um mehr junge Menschen für ein Studium in diesem Bereich zu gewinnen.

„Die Bemühungen waren leider nicht in ausreichendem Maße erfolgreich“, erklärt Marc Hüsch. „Trotz zahlreicher Kampagnen ist in den vergangenen Jahren in vielen Ingenieurstudiengängen eher ein Rückgang der Erstsemester- und Studierendenzahlen zu beobachten“, erklärt der Experte für Statistik und Datenvisualisierung beim CHE. Hüsch erklärt weiter, dass die Informatik in dieser Hinsicht eine Ausnahme darstellt, aber auch hier die Anzahl der Studierenden und die Abschlusszahlen nicht ausreichen, um den Fachkräftebedarf zu decken.

Maschinenbau/Verfahrenstechnik – der größte Verlierer

Der größte Verlierer unter den Ingenieurwissenschaften ist der Studienbereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik. Im Vergleich der letzten 10 Jahre gab es fast 16.000 weniger Studienanfänger, was einem Rückgang von etwa 45 % entspricht. Hinzu kommt, dass rund ein Drittel der Studierenden im Bachelorbereich das Studium abbrechen. Besonders stark betroffen sind die Regionen Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz, wo die Zahl der Erstsemester im Maschinenbau/Verfahrenstechnik zwischen dem Wintersemester 2013/14 und 2023/24 um etwa 70 % gesunken ist.

Die Auswertung des CHE zeigt außerdem, dass elf von zwölf Studienbereichen der Ingenieurwissenschaften in den letzten zehn Jahren weniger Studienanfänger hatten. Die einzige Ausnahme ist der Bereich Informatik, der die Zahl der Erstsemester um 9300 auf 38.200 im Wintersemester 2023/24 erhöhen konnte.

„Für den gesamten Bereich der Ingenieurwissenschaften beobachten wir bei den Studierendenzahlen eine Verschiebung. Der Trend geht weg von den klassischen Ingenieurstudiengängen wie Maschinenbau und Elektrotechnik hin zur Informatik – gewissermaßen von der Hardware zur Software“, kommentiert Marc Hüsch die Ergebnisse der Untersuchung.

Nicht genug Absolventinnen und Absolventen, um die Lücke zu schließen

Laut dem CHE-Überblick haben deutsche Hochschulen nicht genügend Absolventinnen und Absolventen, um die bestehende Lücke und den zukünftigen Fachkräftebedarf in den Ingenieurwissenschaften zu decken. Die Situation wäre jedoch noch schwieriger, wenn es nicht den deutlichen Anstieg bei ausländischen Studierenden gäbe, der insbesondere im Bereich Informatik zu beobachten ist. Mit 25,6 % haben die Ingenieurwissenschaften den höchsten Anteil an ausländischen Studierenden unter allen Fachgruppen. Im Studienbereich Bergbau/Hüttenwesen stammt mittlerweile mehr als jeder zweite Studierende aus dem Ausland.

Außerdem fällt auf, dass der Anteil der Frauen unter den ausländischen Studierenden in den Ingenieurwissenschaften relativ hoch ist. Knapp ein Viertel der ausländischen Erstsemester begann im Wintersemester 2023/24 ein Studium in den Ingenieurwissenschaften, während es bei den deutschen weiblichen Erstsemestern nur ein Neuntel war.

Ausländische Studierende gegen Fachkräftemangel?

„Ausländische Studierende können beim Fachkräfteproblem im Ingenieurbereich ein wichtiger Teil der Lösung sein, dafür muss das Thema jedoch gezielt und strategisch angegangen werden. Insgesamt sollte man weiter daran arbeiten, ein Studium im Ingenieurbereich sowohl für deutsche als auch für ausländische Studieninteressierte möglichst attraktiv zu machen“, sagt Studienleiter Marc Hüsch.

Dazu könnten unter anderem gezielte Studienkonzepte entwickelt werden, die auf verschiedene Zielgruppen wie Berufstätige oder Studierende ohne Abitur zugeschnitten sind. Angesichts der bereits hohen Anzahl an ausländischen Studierenden ist es besonders wichtig, englischsprachige Studienangebote auszubauen und die Lehrenden in interkulturellen und sprachlichen Kompetenzen weiterzubilden.

Die Grundlage des Berichts „CHECK – Studium der Ingenieurwissenschaften & IT: Wie entwickeln sich Studierendenzahlen, Neueinschreibungen und Abschlüsse?“ bilden Auswertungen verschiedener Datenquellen, etwa des Statistischen Bundesamts und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Untersucht wurde die Entwicklung der Studierendenzahlen, Erstsemester sowie Absolventen und Absolventinnen im Bereich der Ingenieurwissenschaften über einen Zeitraum von zehn Jahren. Diese Fächergruppe umfasst laut dem Statistischen Bundesamt zwölf Studienbereiche, darunter Maschinenbau, Elektrotechnik, Architektur und Informatik.

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