Pilot? Ingenieur? Beides!
Neue Testpiloten braucht das Land, glaubte Steffen Schrader. Vor 13 Jahren hat der ausgebildete Erprobungspilot deshalb an der Hochschule Osnabrück ein damals einzigartiges Programm gestartet.
Der Bachelor-Studiengang Aircraft and Flight-Engineering verbindet ein luftfahrttechnisches Ingenieurstudium mit der Lizenz als Verkehrsflugzeugführer (Airline Transport Pilot Licence, ATPL).
Ähnliche Angebote gibt es heute auch an den Hochschulen Aachen, Bremen, Karlsruhe, München und Worms. Dort geht es aber weniger um Erprobungsflüge, die etwa vor der Zulassung kleinerer Maschinen anfallen, als um die allgemeine Fliegerei.
Schrader sieht in naher Zukunft einen wachsenden Bedarf für Erprobungspiloten vor allem im Bereich Business und General Aviation. Während die großen Hersteller ihre Testpiloten aus dem Kreis erfahrener Flugzeugführer rekrutieren, setzt Schrader auf die Ausbildung von unten.
Parallel zum Ingenieurstudium in Osnabrück können die Studenten während der Praxissemester an Flugschulen in Großbritannien oder den USA die Pilotenlizenz erwerben. „Bei der Flugerprobung sind umfassende technische Kenntnisse erforderlich, deswegen ist die Kombination ideal.“
Die Hochschule München bietet die Pilotenausbildung in Kombination mit dem Studiengang Luft- und Raumfahrttechnik an. Über die Berufschancen direkt in der Luftfahrtindustrie sehen die Bayern in der zweigleisigen Ausbildung „auch einen idealen Ausgangspunkt für Positionen in den Automobil-, Energie-, Hochgeschwindigkeitsschienentransport- und anderen Technologiewirtschaftszweigen“.
Die Hochschule Karlsruhe hat den Flugschein in den Studiengang Aeronautical Engineering integriert. Trotz der fliegerischen Ausbildung sieht die Hochschule die möglichen Einsatzmöglichkeiten vor allem im technischen Bereich, zum Beispiel als Analyseingenieur oder als Flugversuchsingenieur.
Einen komplett anderen Ansatz verfolgt die Hochschule Worms. Dort ist der „Bachelor of Science Aviation Management and Piloting“ im Fachbereich Tourismus/Verkehrswesen angesiedelt. Das Studium kombiniert technische und betriebswirtschaftliche Aspekte und zielt auf die Arbeit in den Managementetagen von Luftverkehrsunternehmen oder anderen Institutionen der Reise- und Freizeitbranche ab.
Gemeinsam ist allen Angeboten die Kombination aus der ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung an der Hochschule und dem Luftfahrt-Teil an einer privaten Flugschule, zumeist im Ausland. Mitunter wird die Theorieausbildung für die Fliegerei in eigenen Semestern an der Hochschule angeboten und nur die fliegerische Praxis den Pilotenausbildern überlassen.
Meistens können die Studenten ihre obligatorischen Praxissemester für die Pilotenausbildung nutzen; in manchen Studiengängen müssen sie aber die Semesterferien für die Fliegerei opfern. Studium hin oder her, eines hat die Ausbildung an allen Hochschulen gemeinsam: Der Erwerb der Pilotenlizenz kostet mindestens 70 000 €.