Promotion 09. Mai 2014 Elena Winter Lesezeit: ca. 3 Minuten

Viele Wege führen zum Titel Dr.-Ing.

Der Doktor-Titel gehört nicht zum Pflichtrepertoire jedes Ingenieurs. Der Bedarf an den wissenschaftlich fein justierten Fachleuten ist jedoch insbesondere bei großen Unternehmen vorhanden. Die Wege zum Dr.-Ing. können sehr unterschiedlich sein, wie Beispiele aus dem Maschinenbau zeigen.

Ingenieure mit wissenschaftlichem Adelstitel sind gefragt.
Foto:panthermedia.net/IgorTishenko

Das Studium war anstrengend genug – und jetzt noch promovieren? Zugegeben: Für Ingenieure gehört ein Doktortitel nicht unbedingt zur Grundausstattung. Trotzdem machen sich einige aus guten Gründen die Mühe. Unter den Maschinen- und Anlagenbauern sind das immerhin 7,7 %.

Ingenieure mit wissenschaftlichem Adelstitel sind gefragt

Ihr Bedarf ist vor allem in Großunternehmen hoch: Hier planen nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) fast zwei Drittel bis zum Jahr 2015 die Einstellung entsprechend qualifizierter Fachkräfte. Wer also später in die Industrie einsteigen möchte – und das sind die meisten unter den Doktoranden – hat durchaus gute Chancen.Häufig verläuft der Übergang vom Studium in die Promotionsphase fließend. Viele promovieren, weil sie vorher ihre Diplomarbeit an einem Institut geschrieben hatten und dort schon in Kontakt mit den Doktoranden waren. So wachsen sie Stück für Stück hinein in den Hochschulbetrieb und machen sich mit Forschungsthemen vertraut, die sie womöglich später vertiefen möchten.

Die meisten Doktoranden im Maschinenbau entscheiden sich nach Angaben des Branchenverbands für die sogenannte Assistenzpromotion: Hierbei stehen Doktorvater und Doktorand in einem klassischen Meister-Schüler-Verhältnis. Der „Schüler“ profitiert vom Expertenwissen des „Meisters“ und ist direkt in dessen Forschungsprojekte eingebunden. Gleichzeitig stärkt er als wissenschaftlicher Mitarbeiter dessen Reputation, da er auf dem Fachgebiet des Meisters weiterforscht.

Eine andere Variante der Promotion bieten Graduiertenschulen an, die es mittlerweile an vielen Fakultäten gibt. Sie sind interdisziplinär angelegt und fördern neben fachlichen allgemeinbildende Zusatzqualifikationen, die etwa für spätere Aufgaben in Managementpositionen nützlich sind. Promotionsvorhaben an Graduiertenkollegs können von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden.

Darüber hinaus kommt für manche Ingenieure die berufsbegleitende Promotion infrage, da sie ihr Forschungsthema praxisnah beim Arbeitgeber weiterverfolgen können und einen ersten Einblick ins Berufsleben bekommen.

Wer lieber im wissenschaftlichen Umfeld promovieren möchte, sollte sich einige Fragen beantworten. Etwa diese: Wo möchte ich promovieren? „Hierbei kommt es weniger auf die Universität als auf das Institut und dessen Ruf an“, sagt Hartmut Rauen, Mitglied der VDMA-Hauptgeschäftsführung und verantwortlich für den Bereich Bildung. So hätten sich schon viele Institute einen Namen gemacht, die an eher unbekannten Hochschulen angesiedelt sind.

Genau recherchieren lohnt sich also. Das gilt auch in Bezug auf die Aktivitäten des jeweiligen Instituts: Wie stark kooperiert es mit der Wirtschaft? Welche wichtigen Kongresse richtet es aus? Wie viele Drittmittel hat es zur Verfügung, wie hoch ist also der Anteil der Projekte, die von der Industrie finanziert werden?

Zudem ist die Partnerschaft mit industriellen Forschungsvereinigungen ein wichtiges Kriterium: „Diese Vereinigungen tragen in bestimmten Technologiefeldern sehr stark zur Elitebildung eines Institutes bei“, so Rauen.

Und auch die Wahl des Professors sollte gut durchdacht sein: Ist er eine Koryphäe auf seinem Gebiet? Falls ja, kann das den „Wert“ der Promotion und damit die Chancen des Doktoranden auf dem Arbeitsmarkt noch einmal deutlich steigern. Wer sich umhört und mit Kommilitonen ins Gespräch kommt, kann diese wichtigen Fragen im Voraus klären.

Aber selbst wenn die Rahmenbedingungen stimmen – woher weiß man, ob man überhaupt der Typ zum Promovieren ist? „Eine Grundvoraussetzung ist sicher die Begeisterung für die Materie“, so Rauen. „Schließlich wird man eine wertvolle Zeit seines Lebens damit beschäftigt sein.“

Eine Ingenieurpromotion dauert nach VDMA-Angaben im Schnitt etwa vier Jahre. Durchhaltevermögen und Sorgfalt sind in dieser Phase wichtige Eigenschaften, da Rückschläge nicht ausgeschlossen sind und das Gefühl, sich in einer Sackgasse zu befinden, Frust auslösen kann. Wer die Tücken einer Promotion erfolgreich bewältigt hat, ist auf viele verantwortungsvolle Aufgaben im Berufsleben gut vorbereitet. So ist bei einigen Promotionen die Entwicklung einer neuen Produktgruppe oder Modellreihe zumindest wissenschaftlich schon einmal durchdacht worden.

Um nicht Gefahr zu laufen, zum Fachidioten zu werden, sollten in der wissenschaftlichen Phase günstige Gelegenheiten zur Weiterbildung und Horizonterweiterung jenseits des Promotionsthemas wahrgenommen werden, rät Rauen. Auch wenn sie nicht immer unmittelbar an das Promotionsthema anknüpfen.

Insbesondere bei einer Assistenzpromotion sei oft Eigeninitiative gefordert. Rauen: „Man kann bei der Organisation von Fachveranstaltungen mitwirken oder sich am Aufbau eines Forschungsnetzwerks beteiligen.“ Dadurch eignen sich Ingenieure wichtige Qualifikationen an, die vor allem in Führungspositionen gefragt sind.

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