Den Chef in spe per Videocall überzeugen
Drei von vier Unternehmen setzen in der Pandemie auf digitale Bewerbungsgespräche. Das hat eine Umfrage des Digital-Branchenverbands Bitkom ergeben.
Der Lockdown wurde verschärft, Homeoffice sollte da, wo es möglich ist, auch umgesetzt werden. Das stellt auch das Recruiting auf den Kopf. Die gedruckte Bewerbungsmappe hat ausgedient: Während der Corona-Pandemie haben nahezu alle Arbeitgeber auf digitale Bewerbungsverfahren umgestellt. 98 % der Unternehmen ermöglichen den Job-Interessierten, ihre Bewerbungsunterlagen digital einzureichen. Knapp drei Viertel (72 %) führen Bewerbungsgespräche per Videokonferenz. Mehr als die Hälfte (55 %) setzt digitale Assessment-Center oder Onlinetestverfahren ein. Jedes sechste Unternehmen (16 %) ermöglicht digitales Probearbeiten. Jedes vierte (26 %) bietet die digitale Vertragsunterschrift per elektronischer Signatur an. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von mehr als 850 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen in Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Auch Vertragsunterschriften werden digitalisiert
Demnach waren digitale Bewerbungsverfahren vor der Corona-Pandemie noch deutlich weniger verbreitet. Auf digitale Bewerbungsunterlagen setzten 88 % der Unternehmen, auf digitale Assessment-Center oder Onlinetestverfahren 43 % und auf Bewerbungsgespräche per Videokonferenz 39 %. Digitales Probearbeiten (7 %) und die Vertragsunterschrift per digitaler Signatur (13 % ) gab es kaum. „In der Corona-Pandemie hinterfragen viele Unternehmen ihre internen Prozesse, gerade auch in der Personalsuche. Nahezu jedes Unternehmen akzeptiert mittlerweile Onlinebewerbungsunterlagen, auch das Bewerbungsgespräch per Videokonferenz ist mittlerweile Standard“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Digitale Bewerbungsverfahren schonen Ressourcen, sind klimafreundlich und bieten auch bei der Personalsuche große Vorteile. Onlinetests und digitales Probearbeiten machen es für Arbeitgeber wie Bewerber einfacher, herauszufinden, ob man zueinander passt.“
Skype und Zoom liegen auf Platz zwei und drei
Kommt es zu einem Bewerbungsgespräch per Videokonferenz, ist Microsoft Teams das meistgenutzte Tool. Sechs von zehn Unternehmen (59 %) setzen auf diese Software. Vier von zehn (39 %) nutzen Skype, jedes dritte (33 %) Zoom. Dahinter folgen GoToMeeting (17 %) und WhatsApp (11 %). Ebenfalls eingesetzt werden Google Hangouts (7 %), FaceTime (6 % ) und WebEx (4 %). Dass das Recruiting sowieso generell einen neuen Anstrich braucht und es einen Mindshift geben muss, meint Morten Babakhani, Gründer und CEO von Brandmonks, einer Mainzer Managementberatung, die sich auf digitales Recruiting spezialisiert hat. Formalitäten gleich zu Beginn, Lebensläufe, Arbeitszeugnisse – all das sollte zunächst keine Rolle spielen. So könnten auch Quereinsteiger ihre Chancen in den Einstieg bei einem Unternehmen erhöhen, so seine Meinung. Mit dem Recruiting-Tool „Flynne“, das das Unternehmen entwickelt hat, soll eine nach Angaben des Unternehmens vollständig automatisierte Recruiting-Methode Unternehmen und Personalabteilungen entlasten. Mittels KI wertet das Tool laut Babakhanie die vom Bewerber eingegebenen Daten aus und erstellt ein Profil mit den Eigenschaften des Bewerbers und den Skills (Projekterfahrung etc.). Diese Infos werden an das suchende Unternehmen gegeben, die dann Kontakt aufnehmen können. Das Verfahren soll anonymisiert sein. Unternehmen erfahren erst bei Kontaktaufnahme, wer der Bewerber ist.