„Es gibt auch ein Leben neben der Arbeit“
Sinn des Arbeitslebens sei nicht zwangsläufig ein permanenter Aufstieg, meint die Soziologin Nadia Shehadeh. Warum nicht zufrieden sein mit dem, was man hat, und warum nicht mehr Wert auf die Freizeit legen.
„Der größte Teil der Bevölkerung in Deutschland führt kein Boss- oder Girlboss-Leben, sondern die meisten machen einfach ihren Job.“ Und sind damit zufrieden. Dieser Überzeugung ist Nadia Shehadeh.
Die Soziologin und Publizistin widerspricht im Karrierepodcast „Prototyp“ der weit verbreiteten Ansicht, alle jungen Akademiker und Akademikerinnen wollten hoch hinaus. Wenn jemand auf einer bestimmten Ebene angekommen ist und sich damit zufrieden gibt, dann sei das doch völlig in Ordnung. Mit ihrer Bewertung von Arbeit fühlt sich Shehadeh keineswegs allein. „Da erleben wir momentan einen Sinnes- und Kulturwandel.“
Das Bedürfnis nach mehr Freiräumen wächst
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Nadia Shehadeh weiß, dass sie mit ihrem Buch „Anti-Girlboss“, das in wenigen Tagen erscheint, provoziert. „Ich möchte aufzeigen, dass Arbeitsverhältnisse meist nicht in einen ,Traumjob‘ einmünden, der sogar noch schöner ist als Freizeit. Arbeit ist einfach nur: Arbeit.“ Sie fordere die Leute nicht dazu auf, den Job zu kündigen und zu Hause auf der Couch „vor sich hin zu vegetieren“. „Ich erinnere einfach daran, dass man auch ein Leben neben der Arbeit hat.“ Das Bedürfnis nach mehr Freizeit, nach sozialen Kontakten und generell nach mehr Freiräumen wachse zusehends. „Man ist also längst nicht allein mit diesem Bedürfnis.“
Precht und Göpel denken Arbeit und Wirtschaft neu
Die Meinung, wer etwas leiste, werde dafür auch immer entsprechend belohnt, hält sie für eine Mär. „Es gibt viele Menschen, die hart arbeiten, deren Arbeit aber nicht wertgeschätzt wird.“ Warum abstrampeln, wenn es sich nicht lohnt?