Freunde und Arbeit: eine zuweilen verzwickte Kombination
Menschen können nicht ohne die Zuneigung anderer Menschen. Wie Freundschaften idealerweise gestrickt sein sollten, verrät der Psychotherapeut und Buchautor Wolfgang Krüger im Podcast „Prototyp“ von ingenieur.de und VDI nachrichten.
Wer fühlt sich beim Thema Freundschaften nicht angesprochen? Sie bereichern unser Leben, sie geben uns Halt und Sicherheit. „Freundschaften sind entscheidend für unser Lebensglück“, schreibt Wolfgang Krüger in seinem Buch „Freundschaft“. Die enge Beziehung zu einem anderen Menschen kann aber auch sehr verzwickt sein, etwa wenn sie bis ins Arbeitsleben reicht. Im Podcast „Prototyp“ von ingenieur.de und VDI nachrichten geht der Psychotherapeut ins Detail.
„Viele Manager hieven sich durch Buckeln und Treten auf die nächste Karrierestufe“
Freundschaften fußen auf bestimmten Säulen. „Wir suchen zunächst einmal jemanden, der eine gemeinsame Sicht der Dinge hat. Das ist die Basis. Dann wünsche ich mir von dieser Person aber auch, dass sie eine Ergänzung ist, dass sie Eigenschaften hat, die mir fehlen, mir aber gefallen“, sagt Krüger. Wer auf solche Menschen nicht bauen könne und womöglich allein sei, würde über kurz oder lang in eine Krise geraten und krank werden – eine Krankheit, die in unserer Gesellschaft vergleichsweise häufig auftrete. Ein positives Menschenbild sei sehr zuträglich, wenn es darum gehe, Freunde oder Freundinnen zu finden. Das andere Kriterium sei ein positives Selbstwertgefühl, das Gefühl, für andere wertvoll sein zu können. Wer dann noch die Kunst der diplomatischen Streitkultur und der Versöhnung beherrsche, habe eine zentrale Basis für solide Beziehungen gelegt.
Arbeit: Wenn die Karriere aus Gleichgesinnten Rivalen macht
Freunde müsse man, so Krüger, sehen und umarmen können. Dass man im Austausch in sozialen Medien von „Freunden“ rede, grenze an Komik. Das Internet sei aber durchaus ein legitimer und zuweilen wunderbar schneller Vermittler, um Freundschaften zu beginnen. Vor diesem Hintergrund könnten digitale Foren von großer Nützlichkeit sein.
Das Zuhören der Führungskräfte weckt die Kreativität der Mitarbeiter
Krüger meint: „Kollegenbeziehungen können eine großartige Sache sein. Vor allem dann, wenn der Beruf eine Herzensangelegenheit ist und die oder der andere meine Welt versteht. Deshalb sind Journalisten gerne mit Journalisten befreundet oder Ingenieurinnen mit Ingenieurinnen.“ Etwas anders sieht es bei Jobs aus, die in der Öffentlichkeit stehen. „Da vergleicht sich der eine mit der anderen. Ich kenne einen Musiker, der ungern mit anderen Musikern zusammen ist, weil sich dann immer die Frage nach der größeren Aufmerksamkeit stelle.“ Ähnlich sehe es in einem Unternehmen aus, in dem der Kollege befördert werde und man selbst nicht. Oder wenn die Kollegin vom Chef mehr Aufmerksamkeit und Lob erhält als man selbst. Der Vergleich werde dann schnell zur Rivalität.