KARRIERETELEFON 15. Jan 2016 Wolfgang Schmitz Lesezeit: ca. 4 Minuten

„Gehen Sie bei der Gehaltsfrage in die Offensive!“

Zuerst das Masterstudium oder direkt nach dem Bachelor ins Berufsleben? Ist der Wechsel vom Großunternehmen in den Mittelstand ein Karriererückschritt? Und dann die leidige Frage nach dem Gehalt. Unsere Leser nutzten vier Stunden, um die Karriereexperten mit Fragen zu löchern.

Will der Betrieb einen Mitarbeiter rauskegeln, steht dieser vor der Frage: Macht es Sinn, für den Verbleib bis zum rechtlich Äußersten zu gehen?
Foto: imago/teutopress

Ein Maschinenbauabsolvent möchte ins Engineering, hat aber bereits ein Jobangebot für die Produktion. Soll er trotzdem die Masterarbeit im Engineering schreiben? Welche Auswirkungen hat das auf seine Karriere?

Er sollte zu diesem frühen Zeitpunkt seiner Karriere das machen, was ihm Spaß macht, worin er gut ist und worin er eine gute Note bekommt. Die Masterarbeit ist wichtig, aber nur ein kleiner Puzzlestein der Karriere. Später zählt, dass man seine aktuell übertragenen Aufgaben so gut und verantwortungsvoll erledigt, dass die Entscheider im Unternehmen ihn guten Gewissens mit größeren Aufgaben betrauen können.

Ein 35 Jahre alter Ingenieur, der seit sieben Jahren in einem Konzern tätig ist, hat die Versetzung auf eine andere Stelle im Unternehmen abgelehnt. Das hatte die Kündigung zur Folge. Nach zwei Prozessen kehrte er in den, Konzern zurück, verhandelt aber nun über eine Abfindung. Wie soll er gegenüber seinem künftigen Arbeitgeber mit der Aufhebung des Arbeitsverhältnisses umgehen?

In einem Vorstellungsgespräch offen, aber kurz, knapp und vor allem glaubwürdig den Sachverhalt schildern. Natürlich würde man sich rückblickend anders verhalten, man habe viel daraus gelernt. Es sei ein dramatischer Einschnitt gewesen, jetzt aber blicke man nach vorne.

Ein 38 Jahre alter Maschinenbauingenieur ist seit zwei Jahren in einem Unternehmen mit 100 000 Mitarbeitern als Teamleiter tätig. Familiäre Umstände legen nun einen Umzug nahe. Dem Ingenieur liegt das Angebot eines kleinen Mittelständlers vor, dort als Technischer Leiter zu arbeiten. Wäre das ein Rückschritt? Ist die Rückkehr in ein Großunternehmen ausgeschlossen?

Mittelständler bieten meist schnellere Entscheidungswege und mehr Verantwortung. Das sind ideale Voraussetzungen auch für Tätigkeiten in einem größeren Unternehmen – wenn es denn externe Führungskräfte einstellt. Eine Rückkehr könnte nur dann problematisch sein, wenn die Tätigkeit für den Mittelständler länger als rund fünf Jahre dauert. Im Großunternehmen könnte man sich fragen, ob der Mitarbeiter sich tatsächlich noch einmal in einen Konzern integrieren möchte.

Ein 45-jähriger Ingenieur fragt: „Wie wichtig sind Xing und LinkedIn heute? Kann es für mich von Nachteil sein, wenn ich im Netz nicht präsent bin?“

Nein. Es ist kein Muss, in den Netzwerken sichtbar zu sein. Es ist aber eine gute Möglichkeit, einen neuen Job zu finden, weil Headhunter auch dort nach Kandidaten suchen.

Ist es rechtens, wenn sich ein Personaler bei einem früheren Arbeitgeber nach der „Performance“ eines Mitarbeiters erkundigt?

Nein, nur mit dem Einverständnis des Arbeitnehmers.

Die Unternehmensführung überträgt leistungsstarken Mitarbeitern zunehmend mehr Aufgaben, während weniger gute Kollegen immer häufiger von Arbeit verschont bleiben. Wie entgehen Leistungsstarke dem Burn-out?

Das ist ein heikles Thema. Wichtig ist die klare Kommunikation. Versuchen Sie, Grenzen zu setzen. Sie können nicht immer nein sagen. Sagen Sie mit dem Hinweis zu, dass dann aber andere Aufgaben liegen bleiben.

Ein Anrufer beginnt seine Bachelorarbeit in Biotechnologie und möchte zunächst einmal keinen Master anschließen. Zu welchem Zeitpunkt soll er sich bewerben?

Schnellstmöglich. Er sollte sein Netzwerk ausbauen und sich Gedanken machen, welches Unternehmen für ihn interessant sein könnte. Ergeben sich dort keine Möglichkeiten, muss der Bewerber sich auf die Initiativansprache bei der Fachabteilung konzentrieren. Parallel sollte er einen Blick in die Stellenanzeigen werfen. Das sollte aber nicht die einzige Suchstrategie sein.

Eine Ingenieurin hat auf die betriebsbedingte Entlassung Kündigungsschutzklage eingereicht. Da sie mit dem Angebot des Unternehmens nicht einverstanden war, hat dieses ihr eine Stelle in einem anderen Bereich angeboten. Soll sie diese Stelle annehmen?

Die Antwort ist nicht einfach. Berücksichtigt werden sollte neben der finanziellen Situation auch die psychische Belastung. Manchmal kann es besser sein, einen Schlussstrich zu ziehen. Die Ingenieurin sollte schleunigst Alternativen finden, um freier in ihrer Entscheidung zu sein. Es steht außerdem zu befürchten, dass sie auf der Position, die ihr der jetzige Arbeitgeber anbietet, nicht erfolgreich sein wird, da ihr die Qualifikation fehlt oder das Unternehmen die Absicht verfolgen könnte, sie bewusst scheitern zu lassen.

Im Studium hat sowohl das Thema Produktion als auch die Konstruktion Spaß gemacht. Für welchen Bereich soll sich der angehende Ingenieur beruflich entscheiden?

Er sollte versuchen, beide Themen unter einen Hut zu bringen und so etwas Neues zu schaffen, was ihn von seinen Kommilitonen abhebt und seiner Motivation entspricht. Die Arbeit des Produktmanagers, der Kenntnisse aus Konstruktion und Produktion haben muss, könnte die geeignete Wahl sein. Leider haben Studierende sowie Absolventinnen und Absolventen nur diffuse Vorstellungen von den Jobs, die es in Unternehmen gibt.

Die Gehaltsfrage ist ein höchst sensibler Teil des Bewerbungsgesprächs. Wo kann man sich Informationen zum Thema einholen? Sollte man warten, bis der Arbeitgeber die Gehaltsfrage stellt?

Eine gute Informationsquelle sind Gehaltsreports, wie man sie etwa bei ingenieurkarriere.de findet. Sie geben eine erste Orientierung, beschreiben aber Gehaltsspannen und sind nicht 1:1 auf Branche und Tätigkeit übertragbar. Deshalb die dreistufige Empfehlung: Fragen Sie bei dem jeweiligen Arbeitgeber direkt nach dem Gehalt. In den meisten Fällen wird die Fachabteilung die Zahl nennen, da das Budget für die Stelle in der Regel vorher abgesteckt wurde. Sollte dies nicht der Fall sein, fragen Sie nach dem Gesamtpaket. Direktversicherung, Urlaubstage, Umzugspauschale usw. sollten Sie in ihre Kalkulation einbeziehen. Eine dritte Möglichkeit: Benennen Sie den Betrag, den sie mit den ihnen momentan vorliegenden Informationen für realistisch halten. Weisen Sie darauf hin, dass Sie dem Unternehmen vertrauen, ihnen das maximal Mögliche zu zahlen. Das Fazit lautet: Seien sie mutig und stellen offensiv Fragen zum Gehalt!

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