Gut vorbereitet in das Bewerbungsgespräch gehen
Wie man seinen Wunscharbeitgeber findet und im Bewerbungsgespräch punktet, weiß Karrierecoach Andrea Huinink.
Wie finde ich heraus, wer mein Wunscharbeitgeber ist und wie trete ich mit ihm in Kontakt?
Die eigene Zielklarheit ist wichtig: Wer bin ich, was kann ich, was will ich. Dazu kommt die Recherche, die auf vielen Möglichkeiten beruhen kann, beispielsweise auf Plattformen wie Kununu, auf Presseberichten, Linkedin-Kanälen der Unternehmen und vielen anderen Quellen. Dazu kommen viele Kontaktmöglichkeiten wie Messen (offline/online), ein oder mehrere Praktika, Bewerbungen, Telefonate mit den Personalabteilungen im Vorfeld. Interessierte können natürlich auch die Fachleute der Firma über Linkedin anschreiben oder über die Karriereseiten der Firmen auf den Social-Media-Plattformen Kontakt aufnehmen.
Muss ich alle Skills mitbringen, die in einer Stellenanzeige gefordert sind?
Die Muss-Anforderungen schon, die Kann-Anforderungskriterien nicht zu 100 %. Grundsätzlich macht eine Bewerbung nur Sinn, wenn das Anforderungsprofil der ausgeschriebenen Stelle und mein persönliches Profil (fachliche und persönliche Skills) matchen.
Sind außergewöhnliche Bewerbungen (Videos oder Ähnliches) ratsam, um auf mich aufmerksam zu machen?
Überzeugen sollten grundsätzlich der Inhalt und die Aufbereitung des Lebenslaufes. Hier lässt leider nach wie vor die Qualität oft zu wünschen übrig, wie mir immer wieder von Personalverantwortlichen gespiegelt wird. Ein Video benötigt man nur, wenn dies gefordert oder gewünscht wird.
Der Wirklichkeit im Vorstellungsgespräch auf die Spur kommen
Wie gelingt mir ein gutes Vorstellungsgespräch analog?
Wenn die Einladung zum Vorstellungsgespräch eingetroffen ist, heißt es nun: Vorbereiten! Denn nur mit der entsprechenden Vorbereitung kommen Bewerber voran und können mit einem entspannten Gefühl in das Vorstellungsgespräch gehen. Eine gute Vorbereitung gibt das Gefühl von Sicherheit. Und das merken die Personalverantwortlichen dem Bewerber oder der Bewerberin auch an. Vorbereitung heißt konkret: 1. Sich hinzusetzen mit einem Zettel und Stift und die wichtigsten Informationen zum Unternehmen zu notieren, aber auch die eigenen Wünsche und Ziele, damit diese verinnerlicht werden. 2. Die Antworten auf die gängigsten Fragen einzuüben. Dazu zählen beispielsweise: Was sind Ihre Stärken und Schwächen? Wie gehen Sie mit einem Konflikt um? Was waren bisher die größten Herausforderungen und Niederlagen? 3. Ganz wichtig ist auch, sich die eigenen Beweggründe zu verdeutlichen und erklären zu können, warum man was zu welchem Zeitpunkt in seinem Karriereweg gemacht hat.
Es ist wichtig, sich vorab Fragen zu notieren, die man am Ende stellen kann
Vielen fällt es nämlich schwer, aus dem Stegreif auf interessierte Nachfragen dazu adäquat zu antworten. Auch kleine Storys kann man einbauen, die Entscheidungen verdeutlichen bzw. auf Erfolge referieren. 4. Schon jetzt an das Ende des Gesprächs denken und sich vorab Fragen notieren, die man dann stellen kann, beispielsweise zur konkreten fachlichen Aufgabe, zur Organisation des Teams, in das man eventuell kommt, zu Prozessen und auch zu den Vorstellungen bzw. Erwartungen der unmittelbaren Führungskraft. Auch sprachlich können Bewerberinnen und Bewerber punkten, das ist Punkt 5. Und zwar, wenn sie möglichst wenig Wörter wie „habe“ und „hatte“ verwenden, und auch „aber“ und „eigentlich“ aus ihrem Wortschatz streichen.
Grundsätzlich gilt: Es lohnt sich, in die Vorbereitung Zeit zu investieren. Das Gespräch wird erfolgreicher sein, als wenn man versucht in dem Moment, voller Aufregung, das Gespräch aus dem Ärmel zu schütteln.
Teile des Oberkörpers sollten beim Onlinegespräch noch im Bild sein
Und was gilt für die Onlineversion?
Speziell für die Onlineversion gilt: Ein guter Ton und ein gut ausgeleuchtetes Bild sind wichtig. Auch der gewählte Hintergrund sollte nicht unterschätzt werden, denn alles trägt zur Gesamtwirkung bei. Bitte auch die Kamera auf Augenhöhe platzieren und einen angemessenen Abstand finden, damit Teile des Oberkörpers noch im Bild sind. Und: Bitte sorgen Sie dafür, nicht gestört zu werden. Ihre Aufmerksamkeit darf nicht abgelenkt sein.
Wie schaffe ich es, meine eigenen Anliegen zu formulieren, und sollte ich das überhaupt?
Natürlich, denn das Vorstellungsgespräch dient auch dazu, gegenseitige Erwartungen zu klären. Ansonsten trifft man eine falsche Jobentscheidung. Auch hier ist der wichtigste Punkt, generell Klarheit über die eigenen Ziele, Wünsche und Bedürfnisse zu haben. Man kann sie äußern, sollte bei der Formulierung natürlich in der Ich-Form arbeiten und sie nicht als Forderung artikulieren. Das ist eine Verhandlungssituation. Das bitte nicht vergessen.
Tipps für die Bewerbung und das Vorstellungsgespräch
Welche Verhaltensweisen sind förderlich, welche sind eher schädlich in weiteren Gesprächen bzw. Verhandlungen?
Ganz wichtig ist: höflich und freundlich bleiben und zuhören. Man sollte klar formulieren, eigene Bedürfnisse und Motive deutlich machen können. Und darüber hinaus gilt es, stets offen zu bleiben und natürlich auch nach den Motiven der anderen Seite zu fragen. In jedem Fall sollten Bewerberinnen und Bewerber nicht vorschnell einen faulen Kompromiss eingehen, zu dem man nachher nicht stehen kann. Jede Form von respektlosem und überheblichem Verhalten sollte vermieden werden.