Karriere: Wie viel Ehrgeiz tut eigentlich gut und ab wann nervt er?
Die Publizistin Andrea Stift-Laube befasst sich in ihrem Buch mit den Schatten- und Sonnenseiten von Ehrgeiz. Im Podcast „Prototyp“ von ingenieur.de und VDI nachrichten fasst sie ihre Erkenntnisse zusammen.
Ohne Ehrgeiz keine Karriere. Denn ohne das Streben eines Menschen nach Anerkennung, Einfluss, Wissen und Macht kein Schaffensdrang, keine Innovationen, kein Fortschritt, kein persönliches Fortkommen und kein gesellschaftlicher Aufstieg. Das aber ist nur eine Facette von Ehrgeiz. Andrea Stift-Laube meint im Karriere-Podcast „Prototyp“, das Phänomen habe zwei Seiten, eine konstruktive und eine destruktive. In ihrem brandneuen Buch „Ehrgeiz“ vertritt die Schriftstellerin, Publizistin und Politikerin die Meinung, dass uns Ehrgeiz in seiner aktuellen Form nicht in die Wiege gelegt ist und dass er uns davon abhalten kann, ein erfülltes Leben zu führen.
„Depressionen bekommen vor allem die Ehrgeizigen“
Andrea Stift-Laube hat dem Ehrgeiz viel zu verdanken. Er hat sie dazu angehalten, nach einer Schaffenspause das Studium abzuschließen, sich politisch zu betätigen und die Literaturzeitschrift „Lichtungen“ herauszugeben. „Irgendwann habe ich mich dann aber doch gefragt: Wo bleibe ich eigentlich selbst bei diesen ganzen Entwicklungen, die ich vorantreibe?“ Die Österreicherin wollte sich von dem Druck lösen, „der aus der Peergroup kommt“, der auf dem Vergleich mit Gleichaltrigen beruht. „Der Ehrgeiz entwickelt sich durch die Konkurrenz, die uns in die Wiege gelegt wurde.“
Die Digitalisierung und die sozialen Medien fördern ehrgeizige und zuweilen auch unerreichbare Ziele
Den Ehrgeiz unter Kontrolle zu bekommen, ist nicht einfach, aber auch nicht unmöglich. Wer etwa vom Chef immer wieder neue Aufgaben übertragen bekommt, könnte sich ob guter Leistungen und viel Vertrauensvorschuss vom Vorgesetzten gebauchpinselt fühlen – aber auch getrieben. „Ich würde das Ganze erst einmal positiv sehen“, sagt Stift-Laube. „Weil es ja zunächst einmal ein Lob ist. Wenn man aber das Gefühl hat, ich schaffe das nicht, muss man in die Kommunikation gehen und versuchen, einen Weg zu finden, dazuzulernen oder das Problem in der Gruppe gemeinsam mit anderen zu lösen.“ Es sei nun einmal elementare Aufgabe der Führungskraft, den Ehrgeiz der Mitarbeitenden zu kitzeln und zu unterstützen. Es liege letztlich in der Hand jeder und jedes Einzelnen, wie er oder sie damit umginge, um im besten Fall Gewinn daraus zu ziehen. „Das ist immer noch besser, als wenn der Chef einem nichts zutraut.“
So treffen Sie die richtigen Entscheidungen für Ihre Karriere
Die Digitalisierung und die sozialen Medien trügen dazu bei, einen Ehrgeiz zu entwickeln, der meist überflüssig oder sogar kontraproduktiv sei. Sich das zu wünschen, was andere machen oder haben, sei es ein durchtrainierter Körper oder viel Geld, werde durch soziale Medien sehr verstärkt. Und durch unser soziales Umfeld. „Wir leben in der westlichen Gesellschaft unter der Prämisse, theoretisch alles erreichen zu können, was wir wollen.“ Das sei natürlich so verführerisch wie illusorisch. Da müsse man vorsichtig sein und gut reflektieren: Will ich das wirklich? Brauche ich das?