Keine Angst vor Ängsten!
Angst ist kein Phänomen, das uns erst seit Pandemie und Krieg begleitet. Die Ängste haben sich aber verschärft, meint die Psychotherapeutin Birgit Böttcher. Das wirkt sich auch auf das Arbeitsleben aus.
Die Ängste, die Menschen haben, sind im Prinzip immer noch die gleichen wie vor Jahrzehnten oder Jahrhunderten: Angst vor Erkrankungen, vor dem Tod, vor dem Verlust ihrer finanziellen Existenz, die Angst, sich vor Menschen zu präsentieren oder Prüfungen ablegen zu müssen, vor Spinnen und anderen Tieren. „Was sich aber verändert hat, ist das Ausmaß. Durch die Pandemie und den Krieg in der Ukraine hat sich alles potenziert“, sagt Birgit Böttcher, Psychotherapeutin aus Düsseldorf im Karriere-Podcast „Prototyp“. In psychotherapeutischen Praxen sei ein großer Nachfrageanstieg zu registrieren.
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Das Naheliegendste sei, mit Freunden über aufkommende oder bestehende Ängste zu sprechen. Bücher und Ratgeber seien eine Alternative. „Beeinträchtigen die Ängste einen Menschen aber so sehr, dass er oder sie den Alltag nur noch schwer bewältigen kann, dann sollte man sich professionelle Hilfe suchen.“ Was ist aber mit der Angst vor dem Erfolg, etwa wenn man sich fragt, ob man der Beförderung gewachsen ist? „Man kann frühzeitig vorbeugen, indem man seine Fähigkeiten erweitert und etwa Führungskräftetrainings in Anspruch nimmt. Kann man sich nicht vorstellen, die entsprechenden Kompetenzen zu erlernen, wachsen die Ängste und damit die Notwendigkeit, die Ängste und deren Ursachen zu hinterfragen.“
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Den einen Hebel zur Behebung des Problems gibt es nicht
Ängste sollten sowohl vom Arbeitnehmer als auch vom Arbeitgeber als Signal verstanden werden, zu handeln und die erforderlichen Hilfsangebote zu initiieren. Das Positive: Junge Menschen empfänden Sorgen und Ängste nicht mehr als Einzelphänomene, sondern zunehmend als „normale“ Erscheinungen, die mit den entsprechenden Maßnahmen zu lösen sind.
Birgit Böttcher betont, dass es nicht die eine Methode gebe, die alle Ängste aus dem Wege räumt. Jede Angst gestalte sich anders und müsse individuell angegangen werden. Dennoch lohne es sich, „die Angst zu Ende zu denken“. Ängste entstünden häufig, weil man sich nicht vor Augen führe, dass auch der vermeintliche Super-GAU, etwa der Jobverlust, nicht zwangsläufig im Desaster enden muss. Böttcher: „Die Angst hat immer den Gegenspieler der Risikobereitschaft. Im besten Fall ist die Angst dann das Korrektiv, um auf die Gefahren aufmerksam zu machen, im schlechtesten Fall führt sie zu negativen Prophezeiungen und zu Schwarzmalerei. Dann kann ich mich in der Angst verlieren.“ Wer so denke, verliere den Blick für alternative Wege.
Um angstfreie Möglichkeiten zu durchleuchten, müsste zunächst einmal ein gewisses Potenzial an Unerschrockenheit gewonnen werden, um anschließend in kreative Prozesse übergehen zu können.