Warum viele Studenten zum Jobstart ins Ausland wollen
Haben Unternehmen in Deutschland angehenden Fachkräften nicht genug zu bieten? Laut einer aktuellen Umfrage plant ein Drittel der Studentinnen und Studenten in Deutschland nach dem Abschluss einen Karrierestart im Ausland.
27 % der rund 500.000 durch die Hochschul-App UniNow befragten Studentinnen und Studenten sind sich sicher, dass sie außerhalb Deutschlands in den Arbeitsmarkt starten wollen. 51 % ziehen den Jobstart im Ausland in Erwägung. Die Aussicht nach einem üppigen Gehalt scheint die Absolventinnen und Absolventen dabei nicht anzutreiben. Die meisten geben in der Umfrage persönliche Gründe für die Auswanderung an. Die Aussicht, in einer pulsierenden Metropole oder einer landschaftlich und klimatisch attraktiven Region zu arbeiten, ist laut den Umfrageergebnissen für viele ein starker Anreiz.
Auf dem Campus um Studenten werben
Damit werde sich der Fachkräftemangel, der bereits heute viele Unternehmen ausbremse, in Zukunft weiter verschärfen, heißt es. Allein im letzten Jahr konnten laut Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) rund 570.000 Stellen nicht besetzt werden. In wirtschaftlicher Hinsicht bedeutet das, dass Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels knapp 49 Mrd. € entgehen. Um die massenhafte Abwanderung nach dem Studium zu verhindern, sollten Unternehmen deshalb frühzeitig am Campus präsent sein, um den akademischen Nachwuchs für sich zu gewinnen.
Diese Studenten haben Abwanderungspläne
Auch die jährlich von Jobvalley und der Universität Maastricht durchgeführte Studie „Fachkraft 2030“ sieht die Tendenz zur Abwanderung. Demnach zieht es angehende Fachkräfte verstärkt ins Ausland, weil sie dort bessere berufliche Chancen für sich sehen. „Besonders viele Studierende in Informatik, Naturwissenschaften und Gesundheitsbereichen sehen zunehmend bessere berufliche Chancen im Ausland. Das verschärft den Fachkräftemangel und bedroht den Wirtschaftsstandort Deutschland“, warnte Jobvalley-CEO Clemens Weitz im unternehmenseigenen Blog.
Doch wie lässt sich die Abwanderung verhindern? Ein attraktives Einstiegsgehalt ist dabei nur ein Faktor. Hier strebten Studentinnen und Studenten in Deutschland 2023 im Durchschnitt ein Brutto-Jahresgehalt von knapp unter 50.000 € an. Mit Abstand am höchsten ist die Gehaltserwartung zum Start in das Berufsleben laut der Studie mit fast 59.000 € brutto pro Jahr im Fachbereich Rechtswissenschaften/Jura, gefolgt von den Bereichen Ingenieurwesen und Informatik mit je 54.000 €.
Konferenzen und Weiterbildung für Mitarbeiterbindung
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden im Rahmen der Studie auch gefragt, was einen Arbeitsplatz/Arbeitgeber abseits von gehaltlichen und die Arbeitszeit betreffenden Berufszielen attraktiv macht. Auffällig an den Antworten: Dort, wo Homeoffice theoretisch möglich ist, tendieren Hochschülerinnen und Hochschüler laut Studie nicht dazu, den Großteil der Arbeitswoche remote tätig zu sein, sondern zeigen sich klar offen für Präsenzmodelle. Ausgehend von einer Fünftagewoche gaben die Befragten an, im Durchschnitt knapp 3,3 Tage – also etwa zwei Drittel der Wochenarbeitszeit – im Büro verbringen zu wollen. Trotzdem ist es für viele Absolventinnen und Absolventen entscheidend, dass es in ihrem Einstiegsjob eine Homeoffice-Option gibt.
Weitere wichtige Anforderungen, die angehende Fachkräfte an ihren zukünftigen Arbeitgeber haben, sind das Bereitstellen von Angeboten für Fortbildungen und der Besuch von Konferenzen. Für 78,6 % der Studienteilnehmer ist das besonders wichtig. Auf Platz zwei und drei folgen Mobilitätsangebote wie ein Firmenwagen (62,8 %) sowie kostenfreies Essen und Gratisgetränke (59,1 %). Ein Firmenhandy wird nur von 19,1 % der Studentinnen und Studenten als ein entscheidender Jobfaktor benannt.