Gehalt: Ostdeutsche erhalten deutlich weniger Urlaubsgeld
In Ostdeutschland wird seltener Urlaubsgeld gezahlt als in Westdeutschland. Während im Osten 34 % der Beschäftigten eine entsprechende Sonderzahlung erhalten, sind es im Westen 49 %.
Die Sommerurlaubszeit hat begonnen. Die Ferien in NRW starten in der kommenden Woche. Weniger als die Hälfte aller Beschäftigten in der Privatwirtschaft erhält Urlaubsgeld, wie eine Onlinebefragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. Für die Analyse wurden die Angaben von knapp 60 000 Beschäftigten aus dem Zeitraum von Anfang Mai 2022 bis Ende April 2023 ausgewertet. Thorsten Schulten, Leiter des WSI-Tarifarchivs, vermutet: „Aktuell dürfte das Urlaubsgeld bei vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eher ein willkommener Puffer sein, um die hohen Belastungen durch die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten zu tragen.“
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Ursache für weniger Urlaubsgeld in den neuen Bundesländern: Die geringe Tarifbindung
Umso schlimmer sei es, „dass die Beschäftigten im Niedriglohnsektor einmal mehr zu den Verlierern gehören, da sie deutlich seltener in Unternehmen mit Tarifvertrag arbeiten und deshalb auch zumeist beim Urlaubsgeld leer ausgehen“. So erhalten 74 % der Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben der Privatwirtschaft Urlaubsgeld, aber nur 35 % der Beschäftigten in nicht tarifgebundenen Betrieben. In Ostdeutschland wird seltener Urlaubsgeld gezahlt als in Westdeutschland. Während im Osten 34 % der Beschäftigten eine entsprechende Sonderzahlung erhalten, sind es im Westen 49 %. Dieser Unterschied ist laut WSI vor allem auf die geringere Tarifbindung in Ostdeutschland zurückzuführen. Auch zwischen den Geschlechtern zeigen sich laut WSI deutliche Unterschiede: Während die Hälfte aller Männer in Betrieben arbeitet, die Urlaubsgeld zahlen, trifft das auf nur 41 % der Frauen zu.
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Am wenigsten zahlt das Gastgewerbe und die Landwirtschaft
Die Höhe des tariflichen Urlaubsgeldes variiert stark zwischen den Branchen, wie die Auswertung für 22 Tarifbereiche zeigt: Am wenigsten erhalten Beschäftigte in der Landwirtschaft und im Gastgewerbe. Die höchsten Zahlungen bekommen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unter anderem in der Holz- und Kunststoffverarbeitung, in der Papier verarbeitenden Industrie, in der Metallindustrie, in der Druckindustrie, im Kraftfahrzeuggewerbe, bei Versicherungen, im Einzelhandel, im Bauhauptgewerbe und in der chemischen Industrie.