Studie zu Chancen und Risiken der hybriden Arbeitswelt
Remote Work birgt Licht und Schatten. Das hat eine Studie von Fraunhofer IAO in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e. V. (DGFP) ergeben.
Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt tiefgreifend verändert. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten und -orte sowie virtuelle Meetings statt Dienstreisen sind für viele Unternehmen und ihre Mitarbeitenden zum Arbeitsalltag geworden. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) hat in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) sieben Studien zu dem Thema durchgeführt. Für die letzte wurden fast 200 Unternehmen zu den Folgen der Corona-Pandemie für die Arbeitswelt mit dem Schwerpunkt Bindung zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden und dem sozialen Miteinander befragt. Mehr als 30 % der Befragten geben an, in der Pandemie sogar mehr Menschen rekrutiert zu haben, zugleich geben 40 % an, es sei schwerer geworden, neue Mitarbeitende zu integrieren.
Remote Work birgt die Gefahr sozialer Isolation und mangelnder Teamidentität
Die Erfahrungen differieren laut Studie stark bezüglich der Effekte auf die Identifikation mit dem Unternehmen und einer empfundenen Einsamkeit am Arbeitsplatz. „Erforderlich werden explizite Aktivitäten, um das Unternehmen als sozialen Ort der Begegnung, der Identifikationsstiftung und der Kooperation zu stärken und aktiv zu beleben“, stellen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest. Außerdem zeige sich, dass eine Intensivierung der Arbeitserfahrung stattfindet, die tendenziell gesundheitsschädlich wirken kann. Pausen würden deutlich weniger systematisch gemacht, die Taktung der Meetings werde dichter, die Arbeit intensiviere sich insgesamt. Dies könne zu einer mangelnden Work-Life-Balance und letztlich auch zu psychosozialen Krankheitsbildern wie einem Burn-out führen. Hier spielen die Familiensituation der Mitarbeitenden und eventuell nebenher bestehende, pandemiebedingte Betreuungspflichten eine wesentliche Rolle.
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Das Unternehmen als Ort der Begegnung stärken
Unternehmen sind laut den Forschenden mehr als Orte der Arbeitserbringung. Sie seien soziale Orte, die wesentliche zusätzliche Funktionen haben. Studienautorin Josephine Hofmann fasst zusammen: „Der Arbeitsplatz schafft als sozialer Ort Zugehörigkeit, im besten Falle auch Stolz darauf, dazuzugehören. Er ist ein Möglichkeitsraum für geplante wie ungeplante Begegnungen, für Austausch und gemeinsame Innovation und er muss hierfür explizit gestaltet werden.“
Zudem gewinne Führungsarbeit an Bedeutung, da sie maßgeblich den Bindungsgrad zwischen Beschäftigten und dem Unternehmen beeinflusse. „Hier zeigt sich die ganz wesentliche Schnittstellen- und Integrationsfunktion von Führungskräften im Arbeitsalltag der Mitarbeitenden. Die gute Umsetzung dieser Aufgaben aber ist in hybriden Arbeitsumfeldern nicht einfacher geworden“, sagt Hofmann.
Die speziellen Folgen der hybriden Arbeitssituationen für Führungskräfte waren bereits in einer der Vorgängerstudien explizit untersucht worden. „Die unterschiedlichen Studien zeigen auf, dass das New Normal nicht nur Chancen, sondern auch Risiken beinhaltet. Unternehmen, Führungskräfte und die Mitarbeitende sind gefragt, gemeinsam den richtigen Weg zu finden. Es gibt keine Blaupause. Für jedes Unternehmen ist es eine spannende Herausforderung, den richtigen Weg und Umgang im New Normal zu gestalten“, ergänzt Kai Helfritz, Leiter Mitgliedermanagement & Kooperationen bei der DGFP.
Eine produktive, sozial befriedigende und innovationsförderliche Arbeitsumgebung erfordere sorgfältige Gestaltung und eine intensive Beteiligung der Mitarbeitenden in diesem Prozess. Dies sei umso wesentlicher, als sich der Arbeitsmarkt aufgrund der Hybridisierung nochmals verstärkt internationalisiert hat und sowohl mehr Potenziale, aber auch Konkurrenten mit sich bringe.