Weihnachtsfrage 2022 03. Jan 2023 Zusammengestellt von Bettina Reckter Lesezeit: ca. 6 Minuten

Von Avataren, Wasserkolbenkraftwerken und jeder Menge Gartenarbeit

Die Redaktion der VDI nachrichten hat auch im Jahr 2022 Topmanagerinnen und -managern sowie Forscherinnen und Forschern eine spezielle Weihnachtsfrage gestellt. Die Antworten bieten sehr persönliche Einblicke.

Handwerklich begabt? Mit welcher Renovierungs- oder Bastelarbeit haben Sie sich im Jahr 2022 eine Verschönerung des eigenen Umfeldes beschert?
Foto: PantherMedia / petrkurgan

„Selbst ist die Frau/der Mann! Welche DIY-Handwerksleistung hat Sie im Jahr 2022 so richtig stolz gemacht? Ist etwas besser gelungen als erwartet? Haben Sie währenddessen ein völlig neues Gerät ersonnen, mit dem die Arbeit künftig noch besser von der Hand gehen würde?“

Energiewende im eigenen Garten

Foto: VDI/Catrin Moritz

„Unser Gartenhaus war über 20 Jahre alt und fing an zu zerfallen. Ich habe es in diesem Jahr abgerissen und ein neues gebaut. Mit dem Neubau habe ich eine Möglichkeit geschaffen, Holz zu lagern und auch Solarpaneele auf dem Dach zu montieren. Das Solarenergieprojekt läuft noch und wird im Winter fertig. Auf diese Art und Weise ist das neue Gartenhaus nicht nur ein Ersatz, sondern gleichzeitig ein Energiespar- und CO2-Minderungsprojekt, was mir eine Menge Spaß macht. Mit dem Gartenhaus komme ich meinem Ziel näher, den Stromverbrauch in unserem Zweipersonenhaushalt in einem Reihenhaus in Erlangen von 1000 kWh pro Jahr, die ich noch vom Netz beziehe, möglichst nicht zu überschreiten.“

Volker Kefer, VDI Präsident

Gartenarbeit 4.0 – ein fiktives Zwiegespräch

Foto: Helmut Schmidt Universität/LaFT

„Sie: Denkst du daran, den Rasen zu mähen. Am Wochenende kommen neue Feriengäste.

Ich: Klar, das Wetter passt, der nagelneue Aufsitzmäher wartet.

Sie: Du hast zwei Stunden.

Ich: Ich beeile mich …

Gott der Produktionstechnik: Wo ist dein Arbeitsplan? Du musst dein Tun optimieren!

Ich: Klar. Technologiedaten wie beim Planfräsen! vc: maximale Motordrehzahl, ap: mittlere Mähwerkhöheneinstellung, f: nach Gefühl und Feuchtigkeitsgrad des Grases.

Die Bahnplanung wird komplizierter. Herstellen einer ‚schönen Rasenoptik‘ durch eine geschickte Kombination von linearer und zirkularer Bahninterpolation.

Also ein mehrdimensionales Optimierproblem.

Ich mache erst einmal Vorversuche, um Zerspanvolumen, sorry: Grasschnittvolumen/Verfahrweg zu ermitteln. Mist, jetzt habe ich einen Plan, aber die zwei Stunden sind um.

Sie: Eine großartige Idee, den Rasen nicht zu mähen. So eine schöne Blühwiese für die Bienen und Schmetterlinge.

Kleinanzeige: Verkaufe Hochleistungsaufsitzmäher wegen Komplexitätsfalle.“

Jens Wulfsberg, Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Produktionstechnik (WGP)

Sichtschutz mit zweierlei Maß: Sehen und nicht gesehen werden

Foto: David Ausserhofer

„Ein Sichtschutz für die Terrasse mit 4 m Breite und 2 m Höhe sollte es im Sommer 2022 sein. Ein Grundgerüst aus drei Holzpfosten, schon im Boden verankert, stand bereit. 25 Holzquerlatten der Länge 4 m und Breite 7 cm waren anzubringen – auf Lücke, mit 1 cm Abstand zwischen den Latten. In durchaus intensiven drei Stunden entstand eine prächtige Holzwand. Sie leistet einen nahezu vollkommenen Sichtschutz von außen. Sie erlaubt eine nahezu vollkommene Sicht durch die Latten nach außen. Denn: Das Gehirn setzt das Gesamtbild von (2 m x 4 m =) 8 m2 aus den 24 Lücken oder Sichtschlitzen von (24 x 1 cm x 2 m =) 0,48 m2 zusammen.“

Uwe Cantner, Vorsitzender der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI)

Ein Avatar für den Teams-Call

Foto: Microsoft Deutschland GmbH

„Ich bin von Natur aus ein Hands-on-Typ. Lifehacks sind genau mein Ding! Ich kann beispielsweise Gegenstände bei Bedarf so ummodeln und zweckentfremden, dass sie einer ‚höheren‘ Mission dienen. Durchaus im engeren Wortsinn. Seit Reisen wieder möglich ist, zaubere ich mir mit wenigen Handgriffen in jedes Hotelzimmer ein bequemes Stehpult als Studio für hybrides Arbeiten. Lampen, Stühle, Koffer, Papierkorb – auch mal ein Bügeltisch – alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird kreativ verbaut. Hält tatsächlich! Fast immer! Und wenns mal mit der Beleuchtung im Teams-Call nicht so passt – dafür habe ich mir meinen Avatar gebastelt. Kleiner Haken: am Ende alles wieder brav wegräumen. Und nicht vergessen, wieder auf Kamerabild zu gehen – der nächste Anrufer könnte sonst verwundert sein :-).“

Marianne Janik, Vorsitzende der Geschäftsführung Microsoft Deutschland GmbH

Anstrich inspiriert zu kreativen Lösungsansätzen

Foto: Hochschule Osnabrück

„Wenn kreative Gedanken oder Innovationen nicht mehr ‚sprudeln‘, versuche ich mich mit anderen Tätigkeiten zu beschäftigen. Ein Haus mit Türen und Fenster in Mahagonifarbe können den Charme der 80er-Jahre nicht verschleiern. Nach viel Abklebe- und Anschleifarbeiten rund um Fenster- und Türrahmen sowie an den Decken kann endlich der Anstrich innen und außen erfolgen. Wie schön, dass durch die Aktivität in der handwerklichen Tätigkeit als Ergebnis nicht nur die Strahlkraft von frischer Farbe, sondern auch viele kreative Lösungsideen entstanden sind!“

Dirk Sauer, „Professor des Jahres 2022“

Teamarbeit am Lebkuchenhaus

Foto: HARTING

„Alle Jahre wieder gibt es im Advent ein, sagen wir, stimmungsvolles, handwerkliches Backen und Zusammenfügen von Lebkuchenhäusern. Dies hat bei mir und meiner Familie Tradition. Dabei verfolgt jedoch jedes Familienmitglied durchaus unterschiedliche Interessen und Herangehensweisen. Vor allem bei der individuellen Gestaltung der liebevoll verzierten Lebkuchenhäuser erkenne ich, dass meine handwerklichen Fähigkeiten doch eher beim Montieren von Steckverbindern liegen und nicht bei denen des Konditors. Spaß macht es dennoch alljährlich und die Ergebnisse sind immer spektakulär. Ich freue mich schon immer sehr darauf.“

Philip Harting, Vorsitzender des Vorstands der Harting-Technologiegruppe

Handwerk: Ein Fan von Fachleuten

Foto: IG Metall / Thomas Pirot

„Schöne Regale, dichte Wasserhähne und gleichmäßig gestrichene Wände: Hands-on ist bei mir auch privat ein Muss. Ich habe in diesem Jahr in meiner freien Zeit mit meinem Mann dicke Bretter gebohrt: eine Überdachung für meine Terrasse, um jederzeit im Freien sitzen zu können. Die großen Balken zusammenzubringen, das war großer Spaß – aber auch eine ordentliche Herausforderung. Am Ende musste ich doch eine Fachkraft holen, damit die Statik stimmt. Ich bin nicht nur deswegen ein großer Fan von Fachleuten. Wenn es wichtig ist, hole ich mir auch gerne Handwerker oder Handwerkerinnen ins Haus, am liebsten natürlich mit Gütesiegel – Tarifvertrag und Betriebsrat.“

Christiane Benner, Zweite Vorsitzende der IG Metall

Lambretta: Erst schrauben, dann cruisen

Foto: Renke Tönjes

„Meine Oma hatte zwar kein Motorrad, aber mein Onkel einen Hühnerstall, in dem ich seit meinem 16. Geburtstag eine kleine Vespa-Werkstatt betrieben habe. Über das Schrauben bin ich auch zu meinem Hobby ‚Rollerfahren‘ gekommen und hatte zunächst einige Vespas und eine 200er Lambretta GP unter dem Hintern. Lambretta war lange Zeit kein Thema mehr, aber in diesem Jahr habe ich eine – leider etwas heruntergerockte – DL 125, Baujahr 1969, erstanden und in rund 100 Arbeitsstunden runderneuert. Die alte Trommelbremse habe ich gegen eine vollhydraulische Scheibenbremse ersetzt, die Gabel vorne mit Dämpfern für ein besseres Fahrgefühl ausgestattet, Reifen, Felgen und Sitzbank erneuert und den Motor auf Vordermann gebracht. Das gute Stück hat jetzt 195 ccm und 23 PS anstelle 5 PS und schnurrt satte 130 km/h, wenn ich am Wochenende durchs Wendland cruise. Und das alles mit TÜV. Das entspannt und gibt mir Kraft für den Arbeitsalltag bei SKF in Lüchow.“

Renke Tönjes, Werkleiter SKF Lüchow

Ein Weihnachtsbaum für den Kirchweihplatz: Voller Einsatz im Wald

Foto: Siemens AG

„Schon als Kind war ich begeistert vom Wald und habe gerne bei der Holzarbeit geholfen. Unseren Wald zu pflegen und das Holz für den Kamin selbst zu schlagen, zählt immer noch zu den Arbeiten, die ich regelmäßig und gerne mache. Mit dem Wald verbunden ist auch eine lieb gewonnene alljährliche Tradition: das Aussuchen und Aufstellen des Kirchweihbaums in meinem Heimatort. Inzwischen sind meine Kinder mit Feuereifer dabei, zusammen mit anderen Familien den schönsten und besten Baum auszusuchen und anschließend zum Kirchweihplatz zu bringen. Da sind wir dann immer richtig stolz. Nun freu ich mich sehr auf den Weihnachtsbaum und die gemeinsame Zeit mit meiner Familie – mal ganz ohne autonome Roboter und 5G.“

Rainer Brehm, CEO Factory Automation bei der Siemens AG

Nachhaltiger Weihnachtsbaum – „voll bio“

Foto: Hartmut Rauen

„Ein innerer Stern geht uns manchmal auf. Zum Beispiel beim Handwerken im Advent, das Freude und Erfüllung bringt, im Tun genauso wie schon beim Ersinnen. Do-it-yourself, dann aber nachhaltig und kreislauffähig. So ähnlich jedenfalls – vulgo: ‚voll bio‘ – wollte ich es bei diesem Weihnachtsbaum umsetzen. Und das ist dann auch die frohe Botschaft, die wir im neuen Jahr verkünden wollen: von Manufacturing-X, dem epochalen Do-it-yourself-Projekt für mehr Souveränität und Nachhaltigkeit in unserer Industrie. Bauen wir uns also den Raum für die Daten einer intelligent vernetzten Produktion – föderal, vertrauensvoll, basierend auf offenen Standards, selbstbestimmt. Auf dass uns auch dieser Stern aufgehen und leiten möge!“

Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer VDMA e. V.

Wasserkraft: Kolben statt Turbine

Foto: Klaus-Dieter Will

„Das Funktionsprinzip meines Wasserkolbenkraftwerks, kurz WKKW, ist angelehnt an übliche Mehrtaktmotoren. Kolben und Kurbelwelle werden aber nicht durch Verbrennungsenergie angetrieben, sondern durch Wasserdruck. Das Modell auf dem Foto basiert auf vier Zylindern. Es ist zusammengebaut aus Blumenvasen, Spraydosen, Holzresten, Springbrunnenpumpen, Draht und allerlei Kleinmaterial.

Während des Betriebs sorgen automatisch betätigte Schalter und Ventile dafür, dass sich die Zylinder im Takt mit Wasser füllen bzw. entleeren. Auftrieb und Schwerkraft der Kolben setzen nun die Kurbelwelle in Gang. Sie könnte u. a. einen Generator antreiben. Eingesetzt werden könnte das WKKW überall dort, wo der Wasserdruck zum Antrieb von Turbinen nicht ausreicht.“

Klaus-Dieter Will, Gas- und Wasser-Installateurmeister sowie aktives Mitglied im Erfinderclub Schleswig-Holstein

Foto: S. Asche

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