Abbaubare Brustimplantate und Nachbearbeitung per Roboter
Die fünf Sieger der internationalen „Formnext Start-up Challenge“ stehen fest. Sie werden ihre Geschäftsideen und Technologien Mitte November auf der Messe in Frankfurt präsentieren. Hier die wesentlichen Daten vorab.
Lattice Medical aus der Nähe von Lille hat eine patentierte 3D-Technologie entwickelt, die die natürliche Regeneration von Fettgewebe ermöglicht und zum Beispiel bei den Eingriffen für Brustimplantate zu Verbesserungen führt. Die „Mat(t)isse“-Bioprothese der Franzosen besteht aus 3D-gedruckten Biomaterialien, ist vollständig abbaubar und wird an die individuelle Morphologie der Patientinnen angepasst. Dadurch soll erreicht werden, dass die Brüste nach einer gewissen Zeit vollständig aus dem Gewebe der Patientin rekonstruiert werden und keine Fremdkörper in der Patientin verbleiben.
Kosten für Postprocessing senken
Mit der Entwicklung der NetShape-Roboter will das britische Start-up Rivelin Robotics eine Lösung für die schnelle Nachbearbeitung von additiv gefertigten Metallteilen und Komponenten schaffen. Denn bei vielen Metallanwendungen im Additive Manufacturing (AM) macht die Nachbearbeitung mehr als 30 % der Stückkosten pro Teil aus. Mit seinem „NetShape“-Roboter bietet das Unternehmen eine automatisierte Lösung für die Entfernung von Metallstützstrukturen und die gezielte Nachbearbeitung. Der Roboter verfügt über die eigens entwickelte Steuerungssoftware, die sowohl maschinelles Lernen als auch die traditionelle deterministische Steuerungstheorie nutzt.
So wird der 3D-Druck zur Technologie der Zukunft
Immer das passende Pulver im Drucker
Das in Warschau ansässige Jungunternehmen Alpha Powders hat eine Technologie zur Abrundung, Sphäroidisierung und bedarfsgerechten Modifizierung von Polymerpulver entwickelt und patentiert. Derzeit konzentriert sich das Unternehmen auf die Entwicklung eines kompakten Geräts, das auf F&E-Labors zugeschnitten ist, die an neuen Pulvern für das Selective-Laser-Sintern (SLS) arbeiten. Der Prototyp wurde mit einer Vielzahl von Materialien getestet, darunter Polyamide, TPU oder Polyolefin-Pulver, und hat bewiesen, dass er zuverlässig kugelförmige SLS-Pulver in einem Trockenverfahren herstellt.
Schneller Mikro-3D-Druck
Das Jungunternehmen Photosynthetic hat sich auf den schnellen und kostengünstigen Mikro-3D-Druck spezialisiert. Üblicherweise werden 3D-Mikrostrukturen mit konventionellen Methoden wie Zwei-Photonen-Lithographie (TPL), Stereolithographie (SLA) und optischer Graustufenlithographie (OGL) hergestellt. Die patentierte Technologie des niederländischen Start-ups basiert laut Messeveranstalter auf einem optischen Hardwaresystem, Harzen auf Basis der Ein-Photonen-Polymerisation und Computeralgorithmen zur Steuerung des Druckvorgangs. Der neue Mikro-3D-Drucker von Photosynthetic ermögliche eine schnelle Mikrofabrikation (50 mm3/h) im hochauflösenden Modus (<1 µm).
Gedruckte Heimat für biologische Zellen
Bindung in AM-Verbundwerkstoffen verbessert
SphereCube hat einen 3D-Drucker entwickelt, der Verbundwerkstoffe auf Polymerbasis bzw. einer duroplastischen Matrix mit Endlosfaserverstärkung verarbeitet. Damit soll die automatische Herstellung von Produkten aus Hochleistungsverbundwerkstoffen ohne geometrische Einschränkungen möglich werden. Die Technologie des italienischen Start-ups unterscheidet sich laut eigener Angabe von den derzeit verfügbaren Verfahren durch das Aushärten des Kunststoffs mit einer Wärmequelle, was die Benetzung und Bindung von Faserverstärkungen und Matrix sowie der verschiedenen 3D-gedruckten Schichten verbessert.
„Hohes Innovationspotenzial in der Branche“
„Die AM-Start-ups zeigen jedes Jahr einen neuen Entwicklungsschritt in Richtung innovativer Technologien und Anwendungen und überzeugen mit einer steigenden Qualität ihrer Entwicklungen und Geschäftsplanung. Das stellt einmal mehr unter Beweis, welch hohes Innovationspotenzial in dieser Branche steckt und, dass hier entscheidende Entwicklungen entstehen, die unsere Industrie, Medizin und andere Bereiche unseres Lebens in der Zukunft beeinflussen werden“, so Sascha F. Wenzler, Vice President Formnext bei Messeveranstalter Mesago Messe Frankfurt GmbH.
Die Formnext Start-up Challenge zeichnet Unternehmen aus, die nicht älter als fünf Jahre sind. In dem Wettbewerb werden neuartige, tragfähige Geschäftsideen prämiert. Die hochkarätige Jury besteht aus bekannten Vertretern der Branche, der Wissenschaft, den Medien und aus dem Investmentbereich. Die Gewinner werden sich auf ihren Messeständen sowie im Rahmen des Pitchnext Events am Dienstag, 15.11.2022, auf der Formnext präsentieren.