„Da-Vinci-Brücke“ aus Abfällen 3D-gedruckt
Forschende aus Italien haben das freitragende Bauwerk aus der Renaissance neu erfunden. Beim additiven Aufbau der Segmente kamen Reste aus der Steinverarbeitung zum Einsatz.
In Apulien wurde gerade eine Brücke von der Renaissance in die Jetztzeit geschlagen: Forschende der Polytechnischen Universität Bari weihten in ihrer Stadt ein Viadukt ein, das sich Leonardo da Vinci im 15. Jahrhundert ausgedacht hatte. Die Besonderheit: Sie haben die 13 Segmente des 6 m überspannenden Bauwerks additiv aufgebaut und dabei Abfallmaterialien aus der Steinverarbeitung genutzt.
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Mehr als ein Jahr wurde an der Brücke geforscht und experimentiert. Nun bewerten die Initiatoren sie als ein „bahnbrechendes Projekt, das technologische Innovation, ökologische Nachhaltigkeit und Design miteinander verbindet“. Zu den Projektpartnern zählen neben dem Team um den Professor Giuseppe Fallacara vom Lehrstuhl für Architektur, Konstruktion und Design (ArCoD) auch das Start-up B&Y sowie der Druckerhersteller WASP.
Das historische Vorbild der Brücke wurde nie gebaut
Als Inspiration diente Da Vincis Entwurf für eine selbsttragende Brücke, die den Stadtteil Pera (das heutige Galata in Beyoğlu) mit Konstantinopel (dem heutigen Istanbul) verbinden und das Goldene Horn überspannen sollte. Sie wurde allerdings nie gebaut. Dank des Prinzips der Stereotomie ist die Brücke in der Lage, sich selbst zu tragen.
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B&Y entwickelte den umweltfreundlichen Mörtel. Er besteht aus Abfallsteinmehl in Kombination mit einem Bindemittel auf Kalkbasis. Das Material bietet eine nachhaltige Möglichkeit, die Nebenprodukte der Marmor- und Steinverarbeitung wiederzuverwenden. In Form gebracht wurde es vom „WASP 3MT LDM Concrete“, einem großvolumigen Delta-Drucker. Die einzelnen Blöcke wurden abschließend von der Universität Bari mit einem System der temporären Zentrierung zusammengesetzt.
Die Brücke ist nicht das erste gedruckte, selbsttragende Viadukt der Welt. Es gibt beispielsweise die Striatus-Brücke in Venedig von der ETH Zürich, die 12 m lange Fußgängerbrücke im Stadtpark von Castilla-La Mancha in Alcobendas, Madrid, oder die 3D-gedruckte Fahrradbrücke aus Beton in Gemert, Niederlande. Das Bauwerk in Italien ist aber einzigartig in Bezug auf das nachhaltige Baumaterial.
Forschende aus Deutschland entwickeln gerade ein Verfahren, mit dem Stahlarmierungen in additiv aufgebaute Betonstrukturen automatisch eingedruckt werden. Mehr dazu in der aktuellen Folge des Podcasts „Druckwelle“:
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