Heiße Eisen aus dem 3D-Drucker
Ein belgisch-französisches Paar hat im großen Stil Schusswaffen gedruckt und im Darknet verkauft. Ein Fall, der Schule machen könnte.
In Belgien wurden zwei Personen verhaftet, weil sie in Chatgruppen im Darknet mit 3D-gedruckten Waffen gehandelt haben. Neun Käufer wurden in Frankreich in Gewahrsam genommen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Leuven (Belgien) handelt es sich um einen der größten polizeilichen Erfolge im Kampf gegen den Handel und die Herstellung von 3D-gedruckten Waffen. Das meldet die Regionalzeitung „Het Belang van Limburg“„Het Belang van Limburg“.
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Hintergrund: Die Kriminalpolizei Leuven wurde im August 2023 von französischen Behörden über eine Untersuchung informiert, bei der es um 3D-gedruckte Waffen ging, die in Chatgruppen im Darknet gehandelt wurden. Eine der Schlüsselfiguren, ein 26-jähriger Mann mit französischer Staatsangehörigkeit, sei in Leuven untergetaucht. Am 29. Januar 2024 wurden dann in Frankreich und Belgien zeitgleich Durchsuchungen durchgeführt. Im Haus des Franzosen, welches er sich mit seiner 18-jährigen Partnerin teilt, wurde eine illegale Waffenwerkstatt gefunden. Bei Eintreffen der Polizei produzierten 3D-Drucker gerade „Penguns“ (Schusswaffen in Form von Kugelschreibern). Beschlagnahmt wurden außerdem Dutzende von Waffenteilen aus Metall und Kunststoff sowie einsatzbereite Feuerwaffen.
Zahl der Waffen aus dem 3D-Drucker könnte steigen
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Leuven kann die Operation als einer der größten polizeilichen Erfolge im Kampf gegen den Handel und die Herstellung von 3D-Waffen in Europa angesehen werden. Auf einer Pressekonferenz Anfang der Woche bestätigten Staatsanwaltschaft und Polizei, dass es nicht das erste Mal gewesen ist, dass solche 3D-gedruckten Waffen in Belgien gefunden wurden, aber „es ist immer noch selten, jedenfalls in diesem Ausmaß“.
Druckdateien sind öffentlich zugänglich
Die Polizei geht allerdings davon aus, dass sich solche Fälle häufen könnten. Hintergrund: 3D-Drucker für Privatanwender werden immer leistungsstärker. Und Bauanleitungen für illegale Schusswaffen finden sich im Internet/Darknet schnell – auch ohne jede kriminelle Energie.
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Vorerst beruhigend: Das additive Herstellen von präzisen Metallteilen ist bisher weitgehend der Industrie vorbehalten. Denn LPBF-Maschinen (Laser-Pulverbett-Schmelzanlagen) kosten schnell sechsstellige Beträge. Aber: Inzwischen gibt es immer mehr metallgefüllte Kunststofffilamente. Diese lassen sich mit einfachen Schmelzschichtdruckern in Form bringen. Solche Geräte gibt es für dreistellige Euro-Beträge. Glücklicherweise entstehen mit ihrer Hilfe lediglich Grünteile. Es braucht also einen Industrieofen, um die Objekte zu sintern.
Fraglich ist nun, ob Produktionsdienstleister, die das Sintern anbieten, immer prüfen und erkennen, was sie für ihre Kunden herstellen …