Stratasys übernimmt Teile von Covestro
Der US-amerikanisch/israelische Druckergigant Stratasys verleibt sich den gesamten Geschäftsbereich „Additive Fertigungsmaterialien“ von Covestro ein – und steht selbst auf der Einkaufsliste eines Unternehmens: Nano Dimension.
Die Leverkusener Covestro AG, ehemals Bayer MaterialScience, hat sein komplettes Additive-Manufacturing-Geschäft für rund 43 Mio. € an Stratasys verkauft. Darüber hinaus ist ein variabler Earn-Out, also ein erfolgsabhängiger Zuschlag, von bis zu 37 Mio. € vereinbart.
Hunderte von Patenten wechseln den Eigentümer
Das Additive-Manufacturing-Geschäft von Covestro bietet rund 60 Materiallösungen für gängige 3D-Druckverfahren im Polymerbereich und umfasst unter anderem Produkte des im Jahr 2021 von DSM erworbenen Geschäftsbereichs Resins & Functional Materials. Inbegriffen sind Mitarbeitende, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen sowie Büros in Europa, den USA und Asien sowie ein umfangreiches Schutzrechteportfolio mit Hunderten von Patenten und Patentanmeldungen.
Mit der Veräußerung des Additive-Manufacturing-Geschäfts setzt Covestro laut Pressemitteilung seine Portfolio-Optimierung konsequent fort und fokussiert sich noch stärker auf das umfangreiche Produktangebot für seine Kunden in Hauptabnehmerindustrien. Im Rahmen seiner Strategie „Sustainable Future“ setze das Unternehmen auf nachhaltiges Wachstum und die vollständige Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft.
Laut Stratasys werden die erworbenen Materialien, das IP-Portfolio und die Talente dabei helfen, neue Anwendungen in wichtigen Technologiekategorien wie Stereolithographie, P3/DLP und Pulverbettfusion, einschließlich SAF-Technologie, zu erschließen. Das übernommene Know-how ergänze die bestehende umfassende Materialexpertise von Stratasys für PolyJet- und FDM-Technologien. Allen Benutzern der AM-Materialien von Covestro stehe nun die weltweite Vertriebs-, Service- und Support-Infrastruktur von Stratasys zur Verfügung.
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„Der heutige Tag ist ein bedeutender Meilenstein für uns, da wir unsere Führungsposition in der additiven Fertigung auf Polymerbasis festigen“, sagte Yoav Zeif, CEO von Stratasys. „Mit dieser Übernahme erweitern wir nicht nur unser breites Spektrum an 3D-Drucktechnologien um ein Materialportfolio, sondern ebnen auch den Weg für weitere Innovationen. Zudem wird unser wachsendes Team von Materialexperten in einer besseren Position sein, um mit unseren Partnern aus dem Material-Ökosystem zusammenzuarbeiten. Gemeinsam werden wir mehr Anwendungen schneller realisieren und die Grenzen der additiven Fertigung erweitern können.”
Laut Hugo da Silva, zuvor Vice President von Covestro Additive Manufacturing und jetzt Vice President of Strategy, M&A and Venturing bei Stratasys, kann sich Stratasys durch die Übernahme noch mehr auf Komplettlösungen für spezifische Anwendungsfälle konzentrieren, um die Verbreitung des 3D-Drucks in der Fertigung weiter voranzutreiben. „Ein neues Material kann den Markt genauso verändern wie ein neuer 3D-Drucker“, sagte Hugo da Silva. „Je mehr Materialinnovationen – flamm-, hitze- und rauchbeständige Materialien für die Luft- und Raumfahrt, neue biokompatible Materialien für medizinische Anwendungen oder elastische Materialien mit ESD-Eigenschaften für Elektrofahrzeuge – wir als Teil von Anwendungslösungen auf den Markt bringen, desto mehr können wir die Art und Weise der Fertigung auf der Welt verändern.“
Nano Dimension will Stratasys übernehmen
Während beide Parteien die Übernahme öffentlich feiern, versucht das israelische Unternehmen Nano Dimension, spezialisiert auf die Herstellung von 3D-Druckern für Elektronik, Stratasys komplett zu übernehmen. Eine erste Offerte im Volumen von 1,1 Mrd. $ wurde unlängst vom Stratasys-Verwaltungsrat abgelehnt. Doch Nano-Dimension lässt nicht locker. Gestern gab das Unternehmen bekannt, dass es bereit ist, ein spezielles Übernahmeangebot zu starten, das auf einen Gesamtbesitz von mindestens 51 % der ausstehenden Stammaktien von Stratasys für 18 $ pro Aktie abzielt.
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